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"Ich kann aufhören, meine Kinder anzulügen"

Die Schweiz hat zwei Mädchen aus Syrien zurückgeholt. Ein Onkel erzählt vom Schmerz der Familie – und der Erleichterung nach all den Jahren.

20 Minuten
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Malika* war 2016 mit zehn Jahren von Genf zum "Islamischen Staat" in Syrien gebracht worden.
Malika* war 2016 mit zehn Jahren von Genf zum "Islamischen Staat" in Syrien gebracht worden.
Screenshot/ 20 Minuten

"Was die Mutter getan hat, ist unverzeihlich", sagt Hassan B.* am Telefon in Genf. "Mein Bruder hat unendlich gelitten in dieser Zeit". Hassan ist der Onkel von Malika (15)*. Die damals Zehnjährige war 2016 gegen den Willen des Vaters in das Kriegsgebiet des "Islamischen Staates" gebracht worden.

Auch Malikas vierjährige Halbschwester Nalia* musste mit in das Kriegsgebiet der Jihadisten, ebenfalls gegen den Willen des Kindsvaters. Der Kontakt zu den Töchtern brach so jäh ab. Die jahrelange Ungewissheit über Malikas Schicksal lastete schwer auf den Genfer Familien.

Sie taten sich zusammen. Engagierten Anwälte, sprachen bei Behörden vor, durchforsteten das Internet jahrelang nach Lebenszeichen ihrer Töchter – entdeckten eine schwarz verhüllte Malika mit großen Augen schließlich inmitten des gewaltsamen IS-Niederganges. "Sie saß im Rollstuhl und wir weinten alle. Aber wir waren unbeschreiblich glücklich, sie lebend zu sehen", erzählt Malikas Onkel.

Nach fünf Jahren großer Hilflosigkeit ist am Montag der ersehnte Moment gekommen: Beide Mädchen sind Kinder auf dem Rückweg in die Schweiz.

"Jetzt kann ich aufhören, meine Kinder anzulügen"

"Wir können es kaum erwarten, Malika in unsere Arme zu schließen. Wir freuen uns unendlich", so Onkel Hassan, hörbar gerührt. Was ihn auch erleichtere: "Jetzt kann ich endlich damit aufhören, meine eigenen Kinder anzulügen." Denn weil diese noch jung seien, habe er ihnen die letzten fünf Jahre über erzählt, Malika und ihre Halbschwester würden mit ihrer Mutter öfter umziehen und sich in verschiedenen Ländern aufhalten.

Für die Mutter der Mädchen, die weiterhin im kurdischen Internierungslager in Nordostsyrien sitzt, hat er wenig überraschend keine freundlichen Worte übrig. "Sie hat alle und auch die Mädchen angelogen", empört sich Hassan. "Sie sagte ihnen, sie würden in die Ferien nach Marseille verreisen. Stattdessen flog sie mit ihnen in die Türkei und weiter nach Syrien. Sie hat sie schlicht gekidnappt".

Voller Vertrauen

Hat Malikas Onkel Sorge, dass seine Nichte unter der Herrschaft der Terrororganisation und durch ihre Mutter bis zur Gehirnwäsche radikalisiert wurde? "Ich denke nicht, dafür ist sie zu jung", hofft Hassan. Natürlich machten sie sich auch Sorgen, etwa, weil Malika all die Zeit keine Schule besucht habe. "Aber wir sind voller Vertrauen. Malika wird in der Schweiz wieder gut aufgenommen werden."

* Name der Redaktion bekannt und abgeändert

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