Ex-Jedermann wechselt das Fach

"Ich habe in meinem Alter nichts mehr zu verlieren…"

Mit seinen jugendlichen 60 Jahren ist Burg-Star Michael Maertens noch keinen Tagen zu alt, um jetzt einen neuen Karrierezweig zu starten.

Fabian J. Holzer
"Ich habe in meinem Alter nichts mehr zu verlieren…"
Michael Maertens betritt jetzt Neuland
imago images / Manfred Siebinger

Keine Frage: Michael Maertens, der 2023 auch den Jedermann in Salzburg gespielt hat, ist einer der größten Schauspieler, die auf den deutschsprachigen Bühnen zu finden sind. Im Drama ist er eine Naturgewalt, in der Komödie - die er vielleicht ein wenig zu selten spielt - ist er ein Genuss. Man gebe diesem Mann jede Rolle und er wird sie spielen. Doch eines kann Michael Maertens nicht: Singen. Und trotzdem wird er genau das am 2. März im Wiener Akzent Theater machen…

Michael Maertens mit seiner Lebensgefährtin Marie Luise Stockinger nach der Premiere des Salzburger "Jedermann" im Juli 2023
Michael Maertens mit seiner Lebensgefährtin Marie Luise Stockinger nach der Premiere des Salzburger "Jedermann" im Juli 2023
IMAGO/Manfred Siebinger

Bei "Glik und Zores" im Akzent Theater wird Maertens gemeinsam mit Schauspielerin Petra Morzé, der jungen Sängerin Sina und dem Pianisten Bela Koreny auf der Bühne stehen. Koreny ist es auch, der regelmäßig Abende rund um jüdischen Humor und jüdische Lieder organisiert. "Er war auch die erste Person, die ich in Wien kennengelernt habe", meint Maertens im "Heute"-Talk, "einerseits bei der Arbeit und anderseits im Nachtleben. Denn mein erster Weg führte mich zu "Anatol", das Luc Bondy damals am Akademietheater inszeniert hat, vor knapp 23 Jahren. Und da war auch Bela dabei und zwar als Klavierspieler", erinnert sich Maertens. "Gleichzeitig hatte er eine bunte Piano Bar im Bermudadreieck, eine kleine Bar und dort waren wir nachts immer mit Bondy und Birgit Minichmayr."

Ich bin kein Sänger, ich bin Schauspieler!
Michael Maertens
über seine berufliche Eigendefinition

Der Kontakt zwischen dem Schauspieler und dem Musiker ist nie abgerissen, blieb ab immer nur freundschaftlich. Bis eben vor Kurzem: "Jetzt rief er auf einmal an und da habe ich ihm blind gesagt: 'Ja, natürlich mache ich mit'. Er dann hat es mich gefragt: 'Und singst du auch?'" Es war ja nicht das erste Mal, dass Koreny Maertens Gesangsstimme vor ein Publikum zerren wollte: "Er hängt mir damit schon seit Jahren in den Ohren und ist auch sehr hartnäckig und ich habe mich immer erfolgreich dagegen gewehrt und gesagt: 'Ich bin kein Sänger, ich bin Schauspieler' und er meinte: 'Ja genau, du bist Schauspieler und das sind Schauspieler-Lieder, das kann nur ein guter Schauspieler. Ich will keinen Musicaldarsteller oder einen ausgebildeten Opernsänger, ich brauche jemand, der diese Lieder spielt, sozusagen als Schauspieler!'" 

Ich nehme jede Herausforderung an, die kommt…
Michael Maertens
über seinen neugewonnenen Mut im fortgeschrittenen Alter

Wie heißt es so schön? Steter Tropfen höhlt den Stein. Die wiederholten Versuche Korenys haben nun also dazu geführt, dass sie Maertens breitschlagen hat lassen. "Jetzt will jemand, dass ich singe und behauptet, dass ich das auch kann, obwohl ich es noch nie so richtig gemacht habe. Ich habe in meinem  Alter nichts mehr zu verlieren, deswegen nehme ich jede Herausforderung an, die kommt…"  

Diese neue Herausforderung heißt jetzt also "Glick und Zores", ein musikalischer und humoristischer Abend, bei dem Koreny den Fokus auf Persönlichkeiten wie Ephraim Kishon, Georg Kreisler, Erich Fried und Anton Kuh legt. "Ich würde es mir nicht anmaßen zu sagen, dass mir der jüdische Humor in die Wiege gelegt worden wäre, überhaupt nicht", gibt Maertens an. "Meine Großmutter war Jüdin und ich weiß, dass mein Vater jüdische Witz wahnsinnig geliebt hat.Das war meine erste Begegnung mit jüdischem Humor, der sehr viel mit Intelligenz zu tun hat. Es sind Witze mit kleinen Philosophischen Bonmots, das sind sehr kleine Geschichten, die so viel über die Menschheit erzählen, nicht nur über die jüdische Kultur, sondern über die menschliche Kultur im Allgemeinen."

Michael Maertens freut sich auf alle Fälle auf "Glick und Zores", aber wie wird sich dieser Abend mit ihm als Sänger von zumindest fünf Liedern werden? "Das ist ehrlich gesagt auch für mich das Spannende, weil ich es selbst nicht ganz genau weiß", gibt er ehrlich zu. Für den einmaligen Abend im Akzent Theater am 2. März um 19.30 Uhr, gibt es hier noch wenige Karten.

Die VIP-Bilder des Tages:

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