400 mussten sich tot hungern

"Hungersekten"-Anführer in Kenia angeklagt

Der selbsternannte Pastor Paul Makenzi aus Kenia soll seine Anhänger dazu gebracht haben, sich in den Tod zu hungern.

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"Hungersekten"-Anführer in Kenia angeklagt
Massengräber der Sekten-Opfer 
Reuters

Nach dem Tod von mehr als 400 Mitgliedern einer Fasten-Sekte in Kenia will die Staatsanwaltschaft den Sekten-Chef und Dutzende weitere Verdächtige wegen Mordes und Terrorismus anklagen und damit ihre Entlassung aus der Untersuchungshaft verhindern. Paul Nthenge Makenzi soll als Leiter der christlichen Sekte "Internationale Kirche der guten Botschaft" seine Anhänger dazu aufgefordert haben, sich zu Tode zu hungern, "um Jesus zu begegnen".

Makenzi war im April vergangenen Jahres nach dem Fund der ersten Leichen inhaftiert worden. Seine Untersuchungshaft wurde seitdem mehrmals verlängert. Ein Gericht gab den Strafverfolgungsbehörden vor einer Woche 14 Tage Zeit, um Anklage gegen den früheren Taxifahrer zu erheben. Andernfalls müsse er aus der Haft entlassen werden.

Staatsanwaltschaft kann 95 Verdächtige anklagen

Die Staatsanwaltschaft teilte nun mit, eine "gründliche Analyse der Beweise" habe ergeben, dass sie für eine Anklage gegen insgesamt 95 Verdächtige ausreichten. Zu den zehn Anklagepunkten gegen Makenzi und seine mutmasslichen Komplizen gehören demnach Mord, Totschlag und Terrorismus. Außerdem werde ihnen die "Folter eines Kindes" zur Last gelegt.

Wann den 95 Beschuldigten die Anklage verlesen wird, war zunächst unklar. Die Staatsanwaltschaft erklärte lediglich, dies solle "binnen kürzester Zeit" geschehen.

Die Sektenanhänger hatten im Shakahola-Wald nahe der Küstenstadt Malindi gelebt. In dem Gebiet wurden bislang 429 Leichen entdeckt. Die Autopsien ergaben, dass die meisten Opfer verhungert waren. Andere, darunter Kinder, wurden aber offenbar erwürgt, erschlagen oder erstickt.

Über 4000 registrierte Kirchen in Kenia

In Kenia sind mehr als 4000 Kirchen registriert und es gibt auch immer wieder selbsternannte Priester und von Kriminellen gegründete angebliche religiöse Gemeinschaften. Wegen der vielen Todesopfer im Shakahola-Wald hatte die Regierung eingeräumt, dass strengere Sektengesetze notwendig seien.

Ein Senatsauschuss hatte im Oktober festgestellt, dass Makenzi bereits 2017 wegen seiner extremen Lehren angeklagt, aber nicht verurteilt worden sei. Das in Kenia geltende Strafrecht habe es nicht erlaubt, ihn von seinen "grauenhaften" Taten im Shakahola-Wald abzuhalten.

Auch durch ein 2019 eingeleitetes Ermittlungsverfahren zum Tod von zwei Kindern, die offenbar hatten hungern müssen und dann erstickt sein sollen, wurde Makenzi nicht gestoppt. Bis zum Beginn eines Prozesses kam er damals gegen Kaution auf freien Fuss.

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