Huawei Watch D2 im Test – ein Mini-Arzt am Handgelenk

Eines gleich vorweg: Huawei betont, dass es sich bei der neuen Huawei Watch D2 um kein medizinisches Produkt handelt, das eine professionelle Blutdruck-Messung ersetzen kann. Das vorausgeschickt, überrascht es aber doch, wie sehr die neue Smartwatch des Technologie-Unternehmens als Mini-Arzt am Handgelenk fungiert und wie genau die Messwerte mit einem Blutdruckmessgerät am Oberarm mithalten können. Huawei hat die neue Watch D2 am 19. September bei einem Launch-Event in Barcelona vorgestellt, sie ist in Österreich ab sofort vorbestellbar und erscheint am 10. Oktober 2024 um 399 Euro im Handel. Beim Kauf bis zum 24. Oktober erhalten Kunden unter anderem die Huawei FreeBuds 5i in Weiß kostenlos dazu.

Überzeugt hatte bereits das Vorgänger-Modell Huawei Watch D im Test – und sogar noch mehr, die allererste Smartwatch mit integriertem Blutdruckmessgerät und EKG-Überwachung stellte eine Revolution dar. Das Nachfolgemodell D2 bringt nun genauere Messungen, noch mehr Funktionen und ein schickeres Design. Das neue Modell kommt in zwei Varianten, einmal mit goldenem Aluminium-Gehäuse und weißem Lederarmband, einmal mit dunkelgrauem Gehäuse und schwarzem Fluoroelastomerarmband (Testmodell). In Sachen Ausstattung gleich sich die beiden Modelle komplett. Eine Besonderheit findet sich im nicht allzu dick wirkenden Armband: Darin ist ein Luftkissen verbaut, das sich bei der Blutdruck-Messung stark aufblasen kann.

Sehr gute Verarbeitung und ein ausgezeichnetes Display

Diese Funktion sieht man der Smartwatch jedoch nicht an, denn das feinverstellbare Armband (eine zweite Größe für kleinere Handgelenke ist im Lieferumfang enthalten) wirkt nur etwas dicker als herkömmliche Uhrenbänder. Im Vergleich zum Vorgänger sieht die Watch D2 nun tatsächlich wie eine moderne Smartwatch und nicht wie ein Messgerät aus. Auch das Gehäuse fällt mit nur 15 Millimetern Dicke nicht ungewöhnlich klobig aus, obwohl jede Menge Sensoren und Technik darin verbaut wurden. Das Gehäuse verfügt über ein Schnelltausch-System für Bänder, an der rechten Seite finden sich eine dreh- und drückbare Krone sowie flache Taste. Die Krone scrollt durch die Apps der Uhr und öffnet sie, die Taste führt zur Blutdruck-Messung.

Damit die Uhr richtig sitzt, liegt dem Lieferumfang übrigens eine genaue Messanleitung bei. Das Display misst 48 × 38 Millimeter und ist im Vergleich zur Vorgängerin von 1,63 auf 1,82 Zoll angewachsen, ebenso die Auflösung auf nun 480 x 408 Pixel. Dank AMOLED-Technologie gibt es sehr gute Schwarzwerte und schöne Kontraste, die hohe und auf Wunsch automatisch regulierte Helligkeit lässt die Bildschirminhalte ohne Probleme auch im Sonnenlicht sichtbar werden. Gehäuse (wiegt rund 40 Gramm) und Display zeigen sich kratzfest, das Armband sitzt komfortabel und nimmt keinen Schweiß an. Mit einer IP68-Zertifizierung ist die Uhr wasser- und staubresistent, Duschen und Schwimmen kann man also damit, längere Zeit Tauchen nicht.

Blutdruckwerte beeindruckend nahe an Vergleichsgerät

Die Verarbeitung ist sehr gut, die Uhr sieht schick aus, im Alltag fällt sie bei Passanten positiv auf. Und auch bei der medizinisch zertifizierten Blutdruckmessung fällt die Watch D2 kaum auf. Wird die Messung ausgelöst, fordert die Uhr die Trägerin oder den Träger auf, eine kurze Ruhephase einzulegen, dann den Arm mit der Smartwatch vor der Brust stillzuhalten und sich während der Messung nicht zu bewegen. Das Aufblasen des "Airbags" im Uhrenband geschieht fast geräuschlos, ein extremer Unterschied zu den meisten Messgeräten, die sich am Oberarm hörbar aufblasen. Eine Messung dauert rund eine Minute und baut einen stark spürbaren Druck von bis zu 250 mmHg am Handgelenk beziehungsweise im Luftkissen-Armband auf.

Dabei wird das Armband der Smartwatch richtig eng am Handgelenk, schmerzhaft ist es aber nicht. Das Ergebnis der Messung wird am Display angezeigt: 111 systolisch, 75 diastolisch, 71 Herzschläge pro Minute – samt Einordnung in einen grünen, orangen und roten Warnbereich der Werte. Sitzt die Uhr richtig, kommen die Ergebnisse beeindruckend nahe an jene eines Oberarm-Blutdruckmessers als Vergleichsgerät heran. Fünf von zehn Messungen stimmten exakt überein, beim Rest war die Abweichung mit maximal fünf Zählern in einem akzeptablen Bereich. Praktisch: Die Aufzeichnungen der Uhr zeigen auch, wann man bei der Messung nicht stillgehalten hat – also das Messergebnis verfälscht worden sein könnte.

So funktioniert die "ambulante 24h-Blutdruckmessung"

Einen Arztbesuch ersetzt das alles natürlich nicht, gibt aber Hinweise, wann ein solcher dringend angesagt wäre. Huawei spricht zudem von einer "ambulanten 24h-Blutdruckmessung" – ABDM genannt. Dabei wird der Blutdruck den ganzen Tag über 24 Stunden lang überwacht – tagsüber kann man den 30-Minuten-Rhythmus dank Erinnerung manuell auslösen, in der Nacht misst die Huawei Watch D2 automatisch. Das liefert ein noch genaueres Bild über Blutdruck-Auffälligkeiten und kann bei konsequenter und korrekter Nutzung dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin wertvolle Gesundheitsinformationen liefern. Übrigens auch eine weitere Funktion, das "Health Glance". Das ist eine Art "schnelle Gesundheitsmessung".

In nur 30 Sekunden werden sieben Tests durchführt und daraus ein Gesundheitsbericht für die Nutzer erstellt. Legt man bei "Health Glance" den Finger auf die flache Taste am Gehäuse, werden bei der Messung Herzfrequenz, Blutdruck, Sauerstoffsättigung, Stress, Hauttemperatur, EKG und arterielle Steifigkeit überprüft. Alle Messwerte werden erneut in verschiedene Bereiche von in Ordnung bis zu besorgniserregend eingeteilt – die bei dieser Funktion erfassten Messungen können aber auch einzeln ausgeführt werden. Die Messdaten werden am Watch-Display schön übersichtlich angezeigt und verfügen über kurze Beschreibungen. Ausführlichere Berichte gibt es in der übersichtlichen und praktischen "Huawei Health"-App am Smartphone.

Nicht nur Gesundheit, auch Sport ist jede Menge mit an Bord

Im Google Play Store ist die App übrigens nicht mehr verfügbar, im Apple Store, der Huawei AppGallery und der Huawei-Webseite schon. Heißt gleichzeitig: Die Smartwatch beziehungsweise die App lässt sich mit Android-, iOS- und natürlich auch HamonyOS-Geräten nutzen. Hier zeigt sich Huawei auch bei der Nutzung der Uhr kulanter – auf Android und vor allem iOS ist man nicht mehr von vielen Funktionen abgeschnitten, die zuvor nur im Zusammenspiel mit Huawei-Smartphones funktionierten, etwa der Nutzung eines selbst geknipsten Uhren-Hintergrundbilds ("Watchface"). Funktionen wie "AI Voice", ein KI-Sprachassistent, der Fragen beantwortet und Infos liefern kann, gibt es nur mit Huawei-Handys.

Apropos Watchfaces: Wieder gibt es einige vorinstallierte und Hunderte teils kostenlose zum Herunterladen – von sportlich bis elegant. Immerhin ist die Uhr nicht nur ein Gesundheits-Messgerät, sondern auch Smartwatch. Und entsprechend werden auch zahlreiche Funktionen einer typischen Smartwatch von der D2 unterstützt. Mehrere Dutzend Sportarten kann die Uhr mit Bewegungen und GPS-Ortung aufzeichnen, darunter Laufen, Radfahren, Wandern, aber auch Seilspringen, Yoga und Pilates. Sogar Fallschirmsprünge darf man tracken. Auch dabei wird natürlich die Herzfrequenz ins Auge gefasst, zusätzlich gibt es einige vorgeführte Übungen zum Aufwärmen, 13 Laufcoachings für Anfänger bis Profis und erstellbare Wochen-Trainingspläne.

Auch abseits von Gesundheit und Sport viel mit an Bord

Auffällig ist beim Sporteln, dass Huawei die GPS-Ortung blitzschnell gemacht hat, auch zu Abbrüchen oder Strecken-Ausreißern beim Tracking kommt es nicht mehr. Ebenso bereits von Huawei bekannt ist die Schlaf- und Stresserfassung. Aus Leicht-, REM- und Tiefschlaf wird ein Schlafscore erstellt, Nutzer bekommen dazu nette Ratschläge, um ihre Schlafqualität zu verbessern, etwa in Form von Atemübungen. Gleiches gilt für Stressphasen. Ganz abseits von Gesundheit und Sport hat die Watch D2 auch als ganz klassische Smartwatch einiges auf dem Kasten. Das beginnt damit, dass man dank eingebautem Mikrofon und überraschend gut klingendem Lautsprecher über das gekoppelte Smartphone per Smartwatch telefonieren kann.

Beim Wisch am Display nach links oder rechts öffnen sich zudem praktisch Widgets. So lassen sich Musikstücke und Podcasts auf der Uhr abspielen, man bekommt schön aufbereitete Wetterprognosen, einen Kalender samt Termineinträgen gibt es auch. Wieder mit an Bord sind auch die Aktivitätsringe, die täglich neu zum Bewegen und Kalorien verbrennen anregen sollen. Alternativ gibt es auch eine Kleeblatt-Ansicht zu den erreichten Tages-Zielen. Und: In der App darf man festlegen, welche Benachrichtigungen man am Watch-Display erhalten will – von Mails über WhatsApp-Nachrichten bis hin zu Insta-Postings. Beantworten darf man diese bei unterstützten Apps entweder per Emojis oder vorgefertigten Texten direkt auf der Smartwatch.

Huawei Watch D2 im Test – ein Mini-Arzt am Handgelenk

Ein Display-Wisch nach unten öffnet zudem die Schnelleinstellungen, ganz wie man es auch von Konkurrenten kennt. Per Druck auf die Krone der Uhr öffnet sich schließlich die App-Übersicht. Im Menü lassen sich Dutzende vorinstallierte Apps abrufen, über die Huawei AppGallery zusätzliche auf der Smartwatch installieren. Praktisch zum Beispiel: Die Google-Maps-Alternative Petal Maps zeigt euch per Pfeilen am Watch-Display den richtigen Weg. Apropos Konkurrenz: Die bläst Huawei erneut in Sachen Akkulaufzeit weg. Zwar kommt man mit der D2 nicht wie mit anderen Huawei-Watches über eine Woche, dennoch läuft sie lange, teils sehr lange. Einen eigenen Stromspar-Modus gibt es bei der Watch D2 übrigens nicht.

Mit mehrmaliger täglicher Blutdruck- und Health-Glance-Messung, einer aufgezeichneten Sporteinheit pro Tag und aktivierter 24-Stunden-Überwachung sowie Always-On-Display schafft es die Huawei Watch D2 auf bis zu drei Tage Laufzeit – bis zu dreimal so lange wie aktuelle Konkurrenten am Markt. Lässt man Sport und Gesundheitsmessungen weg, läuft der Akku bis zu einer Woche lang. Geladen wird die Watch D2 mit einem mitgelieferten und magnetischen Ladeadapter. Die neue Huawei Watch D2 ist halb Smartwatch und halb Gesundheitsmesser, und überzeugt damit auf ganzer Linie. In Sachen Gesundheit liefert die Uhr verlässliche Werte, als Sportbegleiter reagiert sie nun flotter und zuverlässiger und als Smartwatch macht sie nicht nur mit intelligenten Funktionen, sondern auch mit schickem Design eine sehr gute Figur.