Österreich

Darum wandert im Sacher manchmal eine Matratze

Heute Redaktion
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Der weltbeste Rezeptionist ist ein Wiener und arbeitet im Hotel Sacher (City). Im Gespräch mit "Heute" erzählt Nikola Farkas (22) über seinen Job und warum im Sacher eine Matratze "wandert".

Edle Holzvertäfelungen, tiefrote Tapeten mit Reliefdruck, feine Goldverzierungen und funkelnde Luster: Das ist aber längst nicht alles, was im Luxushotel Sacher (City) strahlt. Seit Samstag zählt auch Nikola Farkas (22) dazu. Grund für das Lächeln, das der junge Wiener nicht mehr wegzubekommen scheint, ist seine Wahl zum besten Rezeptionisten der Welt.

Farkas ist der erste Österreicher, der sich jemals bei dem Wettbewerb der "Amicale Internationale des Sous Directeurs et Chefs de Réception des Grand Hôtels" (AICR) oder "The International Association for Deputy Managers and Front Office Managers of Luxury Hotels" die begehrte "David Campbell Trophy" holen konnte. Hinter Farkas belegte Maude Pretre aus dem Shangri-La Hotel Paris (Frankreich) den zweiten Platz, gefolgt von Debotri Chaudhuri aus dem InterContinental Adelaide (Australien) auf dem dritten Platz.

Auf die Idee, an dem Wettbewerb teilzunehmen, kam Nikola durch eine Kollegin aus dem Sacher. "Sie war im Vorjahr dabei und hat mich zum Galadinner mitgenommen. Da habe ich dann entschieden, dass ich das auch machen will", erinnert sich der Wiener. Die AICR sieht Nikola als tolle Plattform. "Das ist schon eine besondere Anlaufstelle für Rezeptionisten und bietet gute Möglichkeiten sich auch weltweit zu vernetzen. Ich empfehle es jedem in der Branche, sich hier mal zu erkundigen".

15 Rezeptionisten im Praxis-Test

Dafür musste sich der Absolvent der Höheren Lehranstalt für Tourismus und Wirtschaft (Hietzing) mit Schwerpunkt Hotel und Gastronomiemanagement in Warschau (Polen) gegen 14 Mitbewerber aus aller Welt durchsetzen. "Da waren schon echte Tophäuser dabei", so Nikola zu "Heute". Am ersten Tag musste sich der Wiener einem schriftlichen Test stellen. "Gefragt wurden etwa in der Hotelbranche gängige Abkürzungen. Da mussten wir wissen, was das ausgeschrieben heißt. Sonst wurde fachspezifisches Hotelwissen geprüft".

Am zweiten Tag musste Nikola im Rahmen eines 35-minütigen Rollenspiels seinen Umgang mit den Gästen beweisen. "Ich war als letzter dran. Ich hatte zwei Gäste: Bei einer Frau war beim Check Out plötzlich ein Gutschein nicht vorhanden. Wenn sowas passiert, entschuldigt man sich bei dem Gast, fragt bei den Kollegen nach und bemüht sich um eine Lösung", erklärt Nikola. Immer mitdenken sollte man als Rezeptionist auch das "Cross Selling", also das Anbieten hoteleigener Leistungen. In diesem Fall bot Nikola dem Gast die Inanspruchnahme einer entspannenden Massage an.

"Herausfordernd, Orte in einer unbekannten Stadt zu empfehlen"

Bei dem zweiten Gast, einem Mann, ging es um ein Check In. "Als der Gast eintraf, war sein Zimmer noch nicht bezugsfertig. Ich habe in an unserem Restaurant verwiesen. Doch er wollte wissen, wo er in der Zwischenzeit hingehen kann. Das war schon eine Herausforderung, etwas in einer Stadt, in der ich noch nie zuvor war empfehlen zu müssen", schmunzelt der Rezeptionist. Nikola rettet sich mit der Empfehlung einen Spaziergang durch die Altstadt zu machen oder die berühmte "Sirene von Warschau" zu besuchen.

Dabei verfolgten die sieben Mitglieder der Jury jede seiner Bewegung. "Wichtig ist es, Augenkontakt zum Gast zu halten, ihm zuzuhören und ihn aussprechen zu lassen. Aber auch den Gast zu personalisieren und ihm passende Angebote zu machen", so Nikola. Der Rezeptionist aus dem Hotel Sacher meisterte alle Prüfungen mit Bravour. Ein Jahr lang darf er nun als Botschafter seinen Berufsstand bewerben.

Warum im Sacher eine Matratze "wandert"

"Der Job bringt oft herausfordernde Situationen mit sich, aber auch lustiges. So haben wir im Sacher etwa einen Stammgast, der seine eigene Matratze hat", erzählt Nikola. Die wird im Hotel gelagert und in die Suite gebracht, sobald der Gast seine Ankunft ankündigt.