Klimatalk über Umweltmedizin
Hohe Temperaturen machen uns Menschen dumm
Eine Zunahme an Temperaturen führt zur Abnahme unserer kognitiven Fähigkeiten, erklärt Umweltmediziner Hans-Peter Hutter im "Heute"-Gespräch.
Durch extreme Hitze kann es zu einer Verschlechterung der geistigen Funktionen kommen – bei Merkfähigkeit, Konzentration und intelligenter Informationsverarbeitung. Sogar die Entwicklung des Gehirns kann geschädigt werden. Vereinfacht ausgedrückt: Extremhitze macht uns dumm.
"Bei Hitze wird bis zu dreimal soviel Blut durch den Körper gepumpt als in der üblichen Umgebungstemperatur", so Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni im "Heute"-Klimatalk. "Das hat Folgen für den Körper und fürs Gehirn."
Herz muss mehr arbeiten
Das menschliche Herz müsse bei Hitze-Stress mehr arbeiten, dadurch komme es "zu einem körperlichen und geistigen Leistungsabfall", so Hutter. Eine Folge davon sei "starke Abnahme der Aufmerksamkeit". Die Fehleranfälligkeit nehme demnach zu. Hutter mahnt: "Diese Gefahr wird unterschätzt."
„Hitze führt zu einem geistigen Leistungsabfall“
Kleiner Temperaturanstieg – große Wirkung
Bereits ein Temperaturanstieg um nur zwei Grad kann zu einem Nachlassen der kognitiven Leistungsfähigkeit um zehn Prozent führen, ergab eine Studie der Shanghai Jiao Tong Universität. Weitere zwei Grad mehr verschlechterten die Testergebnisse um weitere sechs Prozent.
Hitze schadet Gehirnentwicklung ab Geburt
Laut einer niederländischen Studie schadet Hitze sogar der Entwicklung des Gehirns: Betrug die Temperatur von der Schwangerschaft bis zum dritten Lebensjahr in den Sommermonaten mehr als 20,2 Grad, entwickelte sich die weiße Substanz in Gehirnen langsamer.
Diese Substanz steht für ein Netzwerk von Nervenfasern, das Informationen zwischen den Gehirnregionen überträgt. Zeigt sie Veränderungen, könnte das darauf hindeuten, dass die kognitiven Leistungen im späteren Leben beeinträchtigt sind.
Gehirn arbeitet langsamer
Insgesamt arbeitet das menschliche Gehirn bei Hitze nicht im Vollbetrieb: Es wirkt nicht nur so, dass es uns schwerer fällt, klare Gedanken zu fassen – tatsächlich arbeitet unser Gehirn bei Hitze deutlich langsamer, belegt eine US-Studie.
Verhaltensänderungen festgestellt
Durch Hitze kann es auch zu Verhaltensänderungen kommen – mit zunehmender Unruhe, Verwirrtheit oder gesteigerter Reizbarkeit, warnen Experten. Umgekehrt können Menschen mit Demenz die Hitze-Symptome oft nicht erkennen, sodass das Risiko einer Überhitzung ihrer Körper entsteht.
Hitze geht auf die Psyche
An Tagen ab 30 Grad werden zudem deutlich mehr Menschen mit psychischen Störungen, darunter Angststörungen und depressive Verstimmungen, ins Krankenhaus gebracht. Auch Hitze-bedingter Schlafmangel kann aufs Gemüt schlagen.
Auf den Punkt gebracht
- Hohe Temperaturen führen zur Abnahme der kognitiven Fähigkeiten, da unser Herz bei Hitze mehr Blut durch den Körper pumpen muss – dies führt zum Leistungsabfall im Gehirn
- Selbst ein geringer Temperaturanstieg kann die kognitive Leistungsfähigkeit um bis zu 10 Prozent verringern
- Zudem können bei übermäßiger Hitze Verhaltensänderungen und psychische Störungen auftreten