Ein Mitarbeiter erzählt

Hohe Mieten – Geschäft in Wien gibt nach 198 Jahren auf

Das bekannte Papierfachgeschäft "büroprofi anton" in der City schließt seine Pforten. "Heute" hat mit einem langjährigen Mitarbeiter gesprochen. 

Yvonne Mresch
Hohe Mieten – Geschäft in Wien gibt nach 198 Jahren auf
Mitarbeiter Michael Buxbaum ist seit 13 Jahren im Betrieb. "Es wird schon wehtun", sagt er über die geplante Schließung. 
Denise Auer

"Wir schließen" ist in Blockbuchstaben auf neongelbem Hintergrund zu lesen. Direkt darüber das alte Metallschild: "seit 1826". Für das Geschäft "büroprofi Antong" geht eine Ära zu Ende. Der Traditionsbetrieb am Hohen Markt (City) schließt seine Pforten nach unglaublichen 198 Jahren.

Früher wurde der Shop als "Lustig & Co." geführt. Auch wenn der offizielle Name heute "Anton" nach dem neuen Besitzer lautet, ist er weiterhin als "Lustig" in aller Munde. Damals war es noch k.u.k. Hoflieferant, verkauft wurden und werden Büro- und Geschenkartikel aller Art sowie hochwertige Schreibgeräte. Damit ist bald Schluss.

"Sind wie eine Familie"

"Es wird uns allen sehr weh tun", blickt Michael Buxbaum dem 29. Februar traurig entgegen. Dann soll endgültig Schluss sein – vorausgesetzt, das Lager leert sich nicht schon früher. Seit 13 Jahren ist der stellvertretende Filialleiter im Betrieb. Man führe ihn hier wie eine Familie, betont er im Gespräch. "Wir sind eine familiäre Bindung eingegangen und auch wenn wir nicht zur Familie gehören, werden wir Mitarbeiter doch so behandelt", so der Wiener.

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    Michael Buxbaum ist seit 13 Jahren im Geschäft tätig. 
    Michael Buxbaum ist seit 13 Jahren im Geschäft tätig.
    Denise Auer

    Der Grund für das Ende: Chef Wilhelm Anton steht kurz vor der Pension und ein Nachfolger ist nicht in Sicht. "Die Juniorchefin hätte es versucht, ist aber an den hohen Mietkosten gescheitert", erzählt Buxbaum. Diese würden alles auffressen, auch für ihn selbst käme eine Übernahme deshalb nicht in Frage. "Es ist einfach viel zu teuer, ich brauche darüber gar nicht nachzudenken." Zudem sei das Geschäft seit der Pandemie nicht mehr so gut gegangen wie zuvor, sagt der Experte.

    Vergünstigung kurz vor Schluss

    Bevor sich die Tore schließen, wollen die Mitarbeiter nun noch alle Artikel an den Mann bringen. Aktuell gibt es alle Produkte um 70 Prozent, die Kundschaft nutzt das Angebot: "Wir sind schon gestürmt worden und hoffen, dass es so weitergeht. Und freuen uns natürlich, wenn die Leute Freude mit den Produkten haben", schmunzelt Buxbaum.

    Für Buxbaum selbst geht es innerhalb der Branche weiter. Er wird im April beim Büroprofi "Kieninger & Lagler" beginnen – aber nicht ohne seine bisherigen Kunden: "Ich habe mit dem Chef vereinbart, dass ich Büro- und Firmenkunden mitnehmen kann. So kann ich sie weiterhin betreuen."

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      Helmut Graf

      Auf den Punkt gebracht

      • Das traditionsreiche Papierfachgeschäft "Lustig" in der City schließt nach 198 Jahren aufgrund hoher Mietkosten, fehlendem Nachfolger und den Auswirkungen der Pandemie
      • Die Mitarbeiter versuchen, alle Artikel zu verkaufen, indem sie Rabatte anbieten und planen, alles an einem Tag für einen symbolischen Preis von einem Euro zu veräußern, während einer von ihnen bereits eine neue Anstellung in einem anderen Geschäft gefunden hat
      ym
      Akt.
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