Neue Verhütung im Test
Hodenring verspricht wirksame Verhütung für den Mann
Mit einem Ring werden die Hoden aus dem Hodensack in den Körper geschoben, wo die Temperatur höher ist. Das soll die Bildung von Samenzellen bremsen.
Am Unispital in Genf (Schweiz) wird derzeit eine neue Verhütungsmethode für Männer getestet. Eine kürzlich von der Unité de Santé Sexuelle et Planning Familial (USSPF) und dem Centre Médical Universitaire des Unispitals Genf (HUG) eingeleitete Studie untersucht die Wirksamkeit eines thermischen Hodenrings als Verhütungsmethode für Männer. 30 Männer nehmen an der einjährigen Studie teil.
Sara Arsever, die für die USSPF zuständige stellvertretende Ärztin, sagt dazu: "Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer liegt bei unter 30 Jahren. Die Männer haben einen Universitätsabschluss und die meisten verwenden mindestens ein männliches Verhütungsmittel, nämlich Kondome, die Rückzugstechnik (Coitus interruptus) oder beides. Seit Sommer 2020 steige die Zahl der Anfragen nach thermischen Verhütungsmitteln für Männer, so Arsever. So entstand die Idee zur Studie. "Der Erfolg war phänomenal. Interessenten haben sich sogar aus Frankreich, Kanada und Belgien beworben. Wir mussten rund 60 Freiwillige ablehnen." 30 Männer nehmen an der einjährigen Studie teil.
Der Ring, der die Hoden wärmt
Bei der thermischen Empfängnisverhütung für Männer wird die Temperatur der Hoden erhöht, indem sie mithilfe eines Silikonrings in den Leistenkanal hochgedrückt werden. Dieser Ring kann allein stehen, wie der Andro-Switch, oder in Unterwäsche integriert sein, wie der Jockstrap.
Bisher ist kein Gerät für den Verkauf in Europa zugelassen. Das Zulassungsgesuch für den Andro-Switch liegt bei der französischen Behörde für Arzneimittelsicherheit. Es ist aber möglich, den Ring online für etwa 40 Franken als sogenannten "Talisman" zu Dekorierungszwecken zu kaufen. Mit Ausnahme von Kondomen gibt es derzeit keine reversiblen und sicheren Verhütungsmethoden für Männer.
Spermienkonzentration senken
Jérôme, ein 28-jähriger Mann aus Lausanne, ist einer der Studienteilnehmer. Der junge Mann benutzt den Ring seit Juli letzten Jahres und ist sehr zufrieden. "Ich laufe, fahre Fahrrad und schwimme, ohne dass es mich stört. Es kommt vor, dass ich ihn beim Sex anbehalte. Nach einer Weile vergisst man ihn. Selbst das Anlegen wird zur Routine."
Alle drei Monate wird bei den Teilnehmern ein Spermiogramm erstellt, um die Entwicklung der Spermienproduktion zu beobachten. Um wirklich wirksam zu sein, muss die Spermienkonzentration so weit sinken, dass sie weniger als eine Million Spermien pro Milliliter Sperma beträgt, im Vergleich zu mehr als 16 Millionen Spermien im Normalfall. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Kandidaten den Ring 15 Stunden pro Tag über mindestens drei Monate tragen.
Wirkung noch nicht bestätigt
Sara Arsever betont: "Die Wirksamkeit der Technik ist noch nicht bestätigt, da es nur wenige wissenschaftliche Studien gibt. Wir sind uns relativ sicher, dass sie funktioniert, aber wir wissen nicht, wie gut sie funktioniert." Und was ist mit den Nebenwirkungen? "Eine Studie hat ergeben, dass die Spermien, die von Männern produziert werden, die den Ring verwenden, mehr Anomalien aufweisen. Das ist ein theoretisches Risiko. Jetzt müssen wir es in der Praxis überprüfen." Die Frage der Umkehrbarkeit ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung. "Zu wissen, ob eine Rückkehr zur Normalität möglich ist, ist nicht unbedeutend. Schließlich sind auch die Verträglichkeit des Geräts und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten zu beachten."