Statt Tattoos

Hochriskant! Jugendliche brennen sich Motive in Haut

Ein verrückter Social-Media-Trend macht die Runde: Sich mit flüssigem Stickstoff Motive in ihre Haut brennen. Fast schmerzfrei, aber hochriskant.
11.04.2025, 18:49

Das Brandmarken – ursprünglich bekannt aus der Viehhaltung – ist eine extreme Form der Körpermodifikation. Die angeblich sanftere Alternative heißt Freeze Branding oder Cryo Branding und macht gerade online die Runde. Die Praxis ist jedoch hochriskant, wie Dermatologin Dr. Sabine Kurzidem gegenüber "20 Minuten" warnt.

Was ist Freeze Branding?

Brandings mit heißen Eisen sind für Tiere mit großen Schmerzen verbunden. Deshalb sind mittlerweile viele Betriebe auf das sogenannte Freeze Branding umgestiegen. Dabei wird ein gekühltes Eisen auf die rasierte Haut gedrückt. Die Kälte zerstört die pigmentbildenden Zellen in Haut und Haarfollikeln, was zu dauerhaft weißen Verfärbungen an der Stelle führt.

Anleitung auf Google

In Studien konnte nachgewiesen werden, dass der Prozess für die Tiere weniger schmerzhaft ist. Achtung: Die Betonung liegt auf "für Tiere". Denn während auf TikTok und Youtube vermehrt Videos von Menschen auftauchen, die sich ein Freeze Branding verpassen lassen, schlagen Dermatologen und Dermatologinnen Alarm. "Tiere haben eine viel dickere, weniger empfindliche Haut als Menschen. Die Schmerzen, aber auch das Risiko für Komplikationen sind bei Menschen viel höher. Zumindest, wenn die Methode unbedacht verwendet wird." Eine kurze Google-Suche zeigt das Problem: Einer der ersten Bildbeiträge zum Thema ist eine Anleitung in fünf Schritten, um sich selbst ein Freeze Branding zu machen.

Brandgefährlicher Trend

"Flüssiger Stickstoff hat eine Temperatur von –160 bis –196 Grad. Sobald etwas so Kaltes in Kontakt mit der Haut kommt, gefriert das Gewebe", erklärt die Dermatologin. Bei kurzem Kontakt kann es zu einer leichten Rötung oder Brennen kommen. "Dauert der Kontakt länger, wie etwa bei der Verwendung eines Brenneisens, verspürt man definitiv Schmerzen." Richtig dramatisch wird es erst im Anschluss. "Etwas verzögert kommt es oft zu Blasenbildung. Wenn die Haut wieder heilt, schält sie sich, Infektionen und Narbenbildung sind möglich. Im schlimmsten Fall stirbt das Gewebe an der Stelle ab."

Kryotherapie in der Dermatologie

Flüssiger Stickstoff wird nicht nur zur Markierung der Haut gebraucht. "In der Dermatologie verwenden wir sie häufig, etwa zur Behandlung von Warzen, Vorstufen von weißem Hautkrebs oder gutartigen Tumoren. Kurz und präzise angewendet, ist die Wirkung gut", erklärt Dr. Kurzidem.

Kein Weg zurück

Das Risiko für Komplikationen und dauerhafte Schäden ist beim Freeze Branding sehr hoch. "Narbenbildung, dauerhafte Hypo-, aber auch Hyperpigmentierungen – davon lässt sich nichts rückgängig machen." Tinte in der Haut ist laut der Expertin zwar auch nicht gut. Tattoos könne man zumindest weglasern, auch wenn das nicht immer einfach sei.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } Akt. 11.04.2025, 18:53, 11.04.2025, 18:49
Es gibt neue Nachrichten auf Heute.atZur Startseite