Beim Schwimmen infiziert
Hirnfressende Amöbe tötet 10-Jährige nach Bad im Pool
Weil Stefania V. mit verseuchtem Wasser - vermutlich aus dem Schwimmbecken - in Berührung kam, ist die 10-Jährige nun tot.
Im Juni 2023 ist das Mädchen mit seiner Familie in den Urlaub nach Santa Marta in Kolumbien gefahren. Plötzlich klagt sie über Ohrenschmerzen, Fieber und Erbrechen. Wieder zu Hause, verschwanden die Symptome vorerst. Doch nach zwei Wochen bekommt die 10-Jährige Krämpfe und kann kaum noch aufstehen, berichtet die britische "Daily Mail". Eine weitere Woche später ist die kleine Stefania V. tot. Was war passiert?
Beim Schwimmen infiziert
Experten gehen davon aus, dass die Krankheit durch die sogenannte "hirnfressende Amöbe" verursacht wurde, wissenschaftlich Naegleria fowleri genannt. Die Amöbe kommt überwiegend in Australien und den USA vor, mag es warm und feucht. Sie breitet sich in wärmeren Gewässern, heißen Thermen und schlecht chlorierten Schwimmbecken aus. In den Meeren ist sie nicht zu finden.
Stefanias Mutter geht davon aus, dass sich ihre Tochter beim Spielen im Wasser infiziert hat.
Amöbe im Gehirn
Lange war unklar, was die Parasiten zu einer so zielgerichteten Attacke auf unser zentrales Nervensystem bewegt. Doch im Jahr 2016 vermeldeten pakistanische Forscher im "Journal of Receptors and Signal Transduction", die Lösung gefunden zu haben. Demnach scheint Acetylcholin, ein häufig vertretener Botenstoff der Nervenzellen im Gehirn, als Lockstoff für die Parasiten zu fungieren.
Für die Studie hat das Team von der Universität Karachi eine andere Amöbenart untersucht, die den menschlichen Körper über offene Wunden entert: In deren Erbmaterial stießen sie auf ein Protein, das eine sehr ähnliche Struktur hat wie ein menschlicher Acetylcholinrezeptor. Diesen fanden die Forscher auch bei näherer Betrachtung der Naegleria fowleri vor. Die Forschenden vermuten deshalb, dass sich die gefährlichen Einzeller dank dieses Rezeptors orientieren und immer weiter in die Geweberegionen mit viel Acetylcholin vordringen.
Sie gelangt durch die Nase in den Körper und frisst sich ins Gehirn. Dort löst sie eine lebensgefährliche Entzündung von Hirnhaut und Hirngewebe, die Primäre Amöben-Meningoenzephalitis (PAM), aus.
In 9 von 10 Fällen tödlich
"Wir teilen unsere Geschichte, damit andere Kinder und Familien nicht das Gleiche durchmachen müssen wie wir", erklärt Stefanias Familie lokalen Medien. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts sind weltweit rund 250 PAM-Fälle bekannt. Laut einer 2014 veröffentlichten Studie enden mehr als 95 Prozent der bekannten Infektionen tödlich.
Allerdings sind mittlerweile einige Fälle dokumentiert, berichtet Spiegel.de, bei denen die Betroffenen die Infektion überstanden haben, nachdem sie den Wirkstoff Miltefosin bekommen hatten, der eigentlich gegen Leishmaniose eingesetzt wird, die von Sandfliegen übertragen wird.