Wien

Wiederkehr für Rechtsanspruch auf 11. und 12. Schuljahr

Ein Besuch des 11. und 12. Schuljahrs ist für beeinträchtigte Jugendliche nicht selbstverständlich. Das muss sich ändern, fordert Stadtrat Wiederkehr.

Nicole Oirer
Ein elftes und zwölftes Schuljahr ist für Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf keine Selbstverständlichkeit.
Ein elftes und zwölftes Schuljahr ist für Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf keine Selbstverständlichkeit.
Denise Auer

"Es gibt die rechtliche Möglichkeit, aber leider kein Recht darauf", meint Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) bezogen auf ein 11. und 12. Schuljahr für Jugendliche mit Beeinträchtigungen. 

Rechtsanspruch vor Verfassungsgerichtshof verhandelt

Denn einen Rechtsanspruch gibt es immer noch nicht, auch wenn er gerade vor dem Verfassungsgerichtshof verhandelt wird. Eine Bürgerinitiative aus betroffenen Eltern hat sich beschwert und versucht nun für ihre Kinder das Recht auf einen Schulbesuch zu erkämpfen.

Auch in Wien wird versucht, diese Familien zu unterstützen, betonen Integrationsstadtrat Wiederkehr und Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer. Denn es sei essenziell, dass Menschen mit Beeinträchtigungen uneingeschränkt am wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Dazu gehört auch das Schulsystem.

Deckel verhindert 270 Planstellen für Sonderpädagogen

Durch die fehlenden gesetzlichen Rahmenbedingungen gibt es aktuell einen Deckel für sonderpädagogischen Förderbedarf. Dieser liegt bei 2,7 Prozent der Schüler. In Wien haben aktuell aber etwa 5,6 Prozent aller Schüler in Pflichtschulen einen sonderpädagogischen Förderbedarf. "Ohne diesen Deckel hätte Wien Anspruch auf 270 zusätzliche Planstellen für Sonderpädagogen", erklärt Bildungsdirektor Heinrich Himmer. 

Die Stadt Wien geht das Problem nun selbst an. In einem ersten Schritt investiert man zusätzliche 3,6 Millionen Euro in die Bildung für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Diese sollen die notwendigen räumlichen Anpassungen und das zusätzlich benötigte Personal abdecken. "Wir können derzeit nur versuchen, Löcher zu stopfen", meint Wiederkehr. Denn der Bedarf an sonderpädagogischer Förderung ist in den letzten Jahren gestiegen.

100 zusätzliche Plätze im Vergleich zum Vorjahr

Heuer sind bereits 313 Anträge auf ein 11. beziehungsweise 12. Schuljahr eingegangen. Durch das zusätzliche Budget in Wien konnten allen dieser bisher eingelangten Anträge ein Platz in einer Schule angeboten werden. Dass sei wichtig, denn "jede Ablehnung ist eine Katastrophe", betont Bildungsdirektor Himmer. Im Vergleich zum Vorjahr konnte man 100 zusätzliche Anträge positiv bescheiden, eine Steigerung von 50 Prozent. 

Wiederkehr und Himmer sehen nun Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) gefordert, etwas gegen diese gesetzlichen Rahmenbedingungen zu unternehmen. Konkret fordern sie einen Rechtsansspruch auf ein 11. und 12. Schuljahr für Kinder mit sonderpädagogischem Anspruch. Zusätzlich muss der Deckel, der derzeitl gilt, abgeschafft werden. Es brauche mehr Personal, sowohl Pädagogen, als auch Pflegepersonal. Daher wird auch eine Aus- und Weiterbildungsoffensive an den Pädagogischen Hochschulen gefordert. Außerdem soll Quereinsteigern der Einstieg in den Beruf erleichtert werden.  

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