Letzte Premiere der Saison
"Heute" im Interview mit der "anderen" biblischen Maria
Am Samstag feiert mit "The Gospel According to the Other Mary" das letzte Stück der aktuellen Volksoper-Saison Premiere.
Natürlich, die Passionsgeschichte haben wir alle schon auf unterschiedlichste Art und Weise näher gebracht bekommen: Die Geschichte von Jesus Leiden und Sterben begleitet einen nicht nur im Religionsunterricht, sondern ist etwa auch zu Ostern auf RTL immer wieder ein Publikumsmagnet. Am Samstag feiert nun das Stück "The Gospel According to the Other Mary" österreichische Erstaufführung in der Volksoper und wirft einen ganz anderen Blick auf die biblische Geschichte.
"Die Botschaft dieses Stücks ist, dass wir einander in der Gemeinschaft mit Liebe und Fürsorge begegnen und unsere Herzen für unsere Mitmenschen öffnen müssen", so Wallis Giunta, die im Stück Mary (Maria - nicht die Muttergottes, sondern Lazarus Schwester) mimt, "alles, was wir tun können, um sicherzustellen, dass niemand zurückgelassen wird. Und dass für uns alle gesorgt ist."
So wird im Stück eine neue Perspektive auf die allseits bekannte und lange überlieferte Geschichte eingenommen. Gesellschaftskritisch und zeitgenössisch wird ein Blick auf die Auferstehung des Lazarus und die Passion Jesu geworfen, dabei werden Texte aus dem Alten und Neuen Testament mit Gedichten und Texten von unterschiedlichsten Autorinnen verwoben.
Denn es sind vor allem die weiblichen, biblischen Figuren, die innerhalb dieser Erzählung der Regisseurin Lisenka Heijoer Castañón in den Fokus rücken. Maria kehrt nach ihrem Gefängnisaufenthalt zu ihrer Schwester Martha zurück. Dort wird ihre Beziehung zueinander auf die Probe gestellt, als ihr Bruder Lazarus vor ihren Augen stirbt.
„Wir hören nie direkt von Frauen in der Bibel. Das Stück gibt diesen Frauen eine Stimme“
"Das Stück erzählt die Geschichte der Passion Christi aus der Sicht der Frauen, die bei ihm waren. Mit Mary ist nicht die Jungfrau Maria, Mutter von Jesus gemeint, sondern Maria von Bethanien, die Schwester von Lazarus", erklärt Giunta, "Viele Menschen, selbst wenn sie Christen sind, sind mit diesen Frauen nicht so vertraut, weil sie in der Bibel eigentlich keine Stimme haben. Wir hören nie direkt von Frauen in der Bibel. Sie sprechen nicht, nur die Männer dürfen die Geschichten erzählen. Das Stück gibt diesen Frauen eine Stimme."