To-do-Listen, Mails, Anrufe
Heftige Zahlen: So viele Angestellte arbeiten im Urlaub
Am Strand berufliche Telefonate führen oder Mails lesen? Laut einer neuen Umfrage gehört das für viele Beschäftigte im Sommerurlaub dazu.
Seit letzter Woche haben auch Schulkinder in Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, der Steiermark, Tirol und Vorarlberg schulfrei. Weil es für Familien direkt in den Sommerurlaub ging, warnten ARBÖ-Verkehrsexperten eindringlich vor Staus im ganzen Land. Ihre Arbeit im Urlaub beiseitezulegen schaffen viele laut einer aktuellen Umfrage nicht.
Für eine repräsentative Umfrage der deutschen Personalagentur Königsteiner Gruppe wurden 1.017 Beschäftigte zum Zusammenspiel von Urlaub und Beruf befragt. Die Ergebnisse erschrecken.
Fast Prozent arbeiten im Urlaub
Knapp 50 Prozent arbeiten demnach auch in den Ferien. 13 Prozent tun dies sogar regelmäßig. Fast ein Drittel der Beschäftigten ist nach eigenen Angaben auch am Urlaubsort immer telefonisch erreichbar. 35 Prozent von ihnen geben immerhin an, gelegentlich in ihren Ferien für berufliche Anliegen ansprechbar zu sein.
Vor allem Menschen mit akademischer Ausbildung können nur schwer von ihrer Arbeit lassen. Mehr als ein Viertel der Akademikerinnen und Akademikern nimmt den Laptop stets mit in den Urlaub, um notfalls auch im Hotel oder der Ferienwohnung zu arbeiten. Unter allen Bildungsgruppen hat rund ein Fünftel den Laptop dabei. Noch höher ist der Anteil derjenigen, die aus Arbeitsgründen auf funktionierendes WLAN in der Unterkunft achten. Das sind nämlich 45 Prozent aller Beschäftigten sowie 52 Prozent der Akademiker.
E-Mails checken als festes Ritual im Urlaub
Allerdings beschränken sich die Menschen im Urlaub meist auf drei Tätigkeiten. So erledigen 18 Prozent der Befragten, die angeben, auch in den Ferien zu arbeiten, immer ihre E-Mails. Weitere 40 Prozent schauen gelegentlich ins berufliche E-Mail-Postfach. Auch Projektmanagement und administrative Tätigkeiten ganz oben auf der To-do-Liste in der freien Zeit. Interessant ist, dass sich gemäß der Daten auch Co-Working-Spaces, immer mehr bei arbeitenden Urlaubern durchsetzen. Immerhin jeder fünfte Beschäftigte hat schon einmal im Urlaub aus einer solchen Location gearbeitet. Bei Akademikern liegt dieser Anteil sogar bei 28 Prozent der Befragten.
Beschäftigte wollen beim Chef punkten
Die Minderheit der Beschäftigten, die auch in der eigentlich schönsten Zeit des Jahres arbeiten, tut dies aus Karrieregründen. Einen Karrieresprung erhoffen sich nämlich "nur" 22 Prozent der Teilnehmenden durch ihr Engagement. 45 Prozent der Befragten sind dagegen der Auffassung, dass die Urlaubsarbeit keinen Einfluss auf ihre beruflichen Ambitionen hat. Die meisten Beschäftigten gehen indes trotzdem davon aus, dass ihre außerplanmäßige Arbeit im Unternehmen eher positiv bewertet wird, im privaten Umfeld dagegen eher negativ.
So glauben 37 Prozent, dass ihre Kollegen ihren Einsatz zu schätzen wissen. Angst als ünerambitioniert zu gelten, haben die Ferienarbeitenden nicht – nur 15 Prozent befürchten, dass das eigene Engagement im Kollegenkreis nicht gut ankommt. Deutlich mehr als die Hälfte glaubt außerdem, mit ihrer Mehrarbeit bei der eigenen Führungskraft punkten zu können. Nur im Familienkreis, da sind sich viele von ihnen einig, wird das Engagement weniger geschätzt, weil es eben auf Kosten der gemeinsamen Freizeit geht. Mehr als jeder Zweite ist überzeugt, dass die eigene Familie die Arbeit im Urlaub alles andere als gut findet.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Viele Arbeitnehmer arbeiten auch im Urlaub und sind oft telefonisch erreichbar, besonders Menschen mit akademischer Ausbildung
- Die meisten von ihnen erledigen hauptsächlich E-Mails und administrative Tätigkeiten während ihres Urlaubs
- Trotzdem glauben viele, dass ihre zusätzliche Arbeit im Unternehmen positiv bewertet wird, während es im privaten Umfeld eher negativ gesehen wird
- Die Deutschen nehmen durchschnittlich 14 Urlaubstage im Sommer, obwohl die tatsächliche Anzahl der genommenen Urlaubstage im Jahr 2022 bei durchschnittlich 31,8 Tagen lag