Wirtschaft
Supermärkte warnen: "Nicht alle Filialen werden öffnen"
Der Handelsverband übt im Ö1-"Morgenjournal" heftige Kritik an den Coronavirus-Maßnahmen der Bundesregierung und zeichnet eine düstere Prognose.
Eigentlich hatte das ORF-Radio-Interview mit Rainer Will die anstehenden KV-Verhandlungen der 430.000 Angestellten im Einzelhandel zum Thema, doch der Handelsvertreter teilte bald kräftig gegen die Corona-Politik der Regierung aus. Die Stimmung unter den Kunden hätte sich jetzt wieder "eingetrübt, weil kein Klima der Zuversicht erzeugt wird und die Pandemiebekämpfung leider eher äußerst potenzialbehaftet ist, um es höflich auszudrücken."
Test-Chaos droht
Ab Montag läuft nun die Übergangsfrist für 3G am Arbeitsplatz aus, was Will laut Alarm schlagen lässt: "Warum? Weil wieder mal eine Bestimmung ausläuft, die eigentlich dazu führt, dass es in der Praxis große Fragezeichen gibt und nicht umsetzbar ist."
Rund 30 Prozent der Bevölkerung seien noch ungeimpft. Umgelegt auf den Handel bedeutete das laut Will, dass über 100.000 Angestellte, die ab dem kommenden Montag 3G-Nachweise erbringen müssen und ungeimpft sind. Gerade aber in den Regionen würden Apotheken erst ab 8 Uhr aufsperren, hätten Mittagspausen und seien teilweise terminlich ausgebucht.
3G im Handel: Bleiben Filialen zu?
"Daher ist nicht nur ein Problem mit der PCR-Ausrollung in den Regionen, sondern eben auch noch, Termine für Antigentests zeitgerecht zu bekommen, um überhaupt die Arbeit antreten zu können." Will fürchtet dramatische Konsequenzen: "Wir werden am Montag nicht alle Filialen aufsperren können".
Er fordert daher eine Verlängerung der Übergangszeit und weiterhin die Möglichkeit, die FFP2-Maske als Wahloption zu 3G zu behalten. Zumindest bis die Bundesregierung und die Länder es schaffen, flächendeckende, zeitlich verfügbare Testmöglichkeiten anzubieten.
Seitens des Handels hätte man schon im Sommer eine "verlässliche Pandemiebekämpfung" mit Impf-Gutscheinen und Positiv-Anreizen gefordert, doch die Regierung habe das verschlafen, kritisiert Will, der die Impf-Lotterie im Burgenland als hervorstechendes Positiv-Beispiel nennt.
Flammender Appell für Impfung und Maske
"Es ist jetzt noch nicht zu spät. Die Burgenländer haben es vorgemacht, 10.000 mehr Stiche – umgelegt auf die Bevölkerung wären das 300.000 mehr. Daher hat für mich kein Bundesland mehr einen Anspruch bei der Pandemiebekämpfung, wenn nicht sofort Lotterien oder Positiv-Anreize jetzt auch für den dritten Stich ausgeschrieben werden".
"Gleichzeitig ist es für mich aber ganz entscheidend, dass man hier diese Spaltung nicht forciert und rechtzeitig auch erkennt, dass 2G eben auch Lücken beinhaltet. Denn eine Impfung schützt mich persönlich sehr stark, aber eben leider gibt es die Infektionsproblematik auch bei der Impfung, daher muss die Maske weiterhin eine Rolle spielen."