Die 46-jährige Amina Ghulam aus Maienfeld GR flog zu Beginn der Sommerferien 2024 mit ihren vier Kindern nach Kanada. Was als Auszeit nach großem Scheidungsstress geplant war, kam die Familie teuer zu stehen, berichtet der "Beobachter" (Bezahlartikel). Denn der Flug ging bereits am Freitag, als noch regulärer Schulbetrieb war.
Die dicke Post vom Schulrat des Kreises Maienfeld folgte einige Wochen nach der Auslandsreise: Pro Kind sollte Ghulam 500 Franken (rund 540 Euro), gesamthaft also 2000 Franken (rund 2.163 Euro), bezahlen. Grund für die Buße: "Unterrichtsversäumnis am letzten Schultag des Schuljahres".
Die Familienmutter konnte es kaum fassen und fühlte sich nach eigenen Angaben "wie eine Schwerverbrecherin". Die ihrer Ansicht nach "völlig überrissene" Strafe orientierte sich in ihrer Höhe an der möglichen Einsparung aus einem günstigeren Flug, wie es im Schreiben des Schulrats hieß.
Ghulam wurde aktiv und wehrte sich gegen die Buße, doch die Schule pochte darauf, dass das Vorgehen der gängigen Praxis entspreche. Der Kanton bestätigte schließlich, dass mit der verfrühten Abreise und dem Fehlen der Kinder am letzten Schultag gegen das Volksschulgesetz des Kantons Graubünden verstoßen worden war.
Die Höhe der Strafe war gemäß Einschätzung des Kantons allerdings zu hoch: Die Begründung des Maienfelder Schulrats bezeichnete er als "ziemlich sachfremd". So seien statt 500 Franken nur noch 100 Franken (rund 108 Euro) pro Kind zu zahlen. Der Schulrat, der jetzt seine Strafe überprüfen will, zog den Entscheid zurück – und Ghulam bezahlte die gesamten 400 Franken (rund 430 Euro).
Auch in anderen Kantonen haben Schulen bei der Bussenpraxis viel Spielraum – mit teils großen Unterschieden, wie Beat Schwendimann vom Dachverband der Lehrer betont. Diese Uneinheitlichkeit könne Eltern verunsichern und das Vertrauensverhältnis zur Schule belasten. Gegenüber dem "Beobachter" fordert er deshalb eine schweizweite Vereinheitlichung – und dass Bußen erst nach einem Dialog als letztes Mittel eingesetzt werden.