Österreich
Halbschwestern: Erstes Treffen nach Jahrzehnten
Schiedlberg und Toronto – fast 7.000 Kilometer trennen Margaret Wynarchuk und Rosa Holzer. 64 Jahre wussten die beiden nichts voneinander – bis jetzt.
Hier die berührende Geschichte: Die Pensionistin Rosa Holzer (71) aus der Ortschaft Droißendorf in der Gemeinde Schiedlberg (Bez. Steyr-Land) hat ihren Vater nie kennen gelernt, da der gebürtige Ukrainer nach zweijähriger Kriegsgefangenschaft im Jahr 1945 nach Kanada ausgewandert ist.
Sohn forschte nach dem Vater
Sohn Helmut Holzer ließ dieser Umstand keine Ruhe, er suchte viele Jahre nach seinem Großvater und stieß dabei auf den gebürtigen Ukrainer Wasyl Wynarchuk, der in der Zeit des Zweiten Weltkrieges als russischer Soldat nach Österreich kam, einige Tage nach seinem 20. Geburtstag gefangen genommen wurde und bis Ende des Krieges am Bauernhof von Sylvester Wimmer in Kürnberg arbeitete.
Dort lernte er die Magd Berta kennen und lieben. Doch als Rosa Ende Dezember 1945 das Licht der Welt erblickte, war Wasyl bereits nach Kanada ausgewandert. Sein Plan: Berta samt seiner kleinen Tochter nach Kanada nachholen.
Doch es kam, wie so oft im Leben anders: Der Ukrainer gründete in Kanada eine neue Familie, bekam eine weitere Tochter. Margaret Wynarchuk im November 1952 geboren wurde – die Halbschwester von Rosa.
Nun endlich das erste Treffen
"Vor vier Jahren habe ich durch meinen jüngsten Sohn Helmut erfahren, dass ich eine Halbschwester namens Margaret in Toronto habe. Zu dieser Zeit hätte mein Vater seinen 90. Geburtstag gehabt, der im Juni 1987 im Alter von 64 Jahren verstorben ist", erzählt Rosa Holzer.
Nach ersten Briefen folgten unzählige Kontakte per E-Mail mit Halbschwester Margaret. Dann endlich das Treffen: Am 10. Juni fielen sich die beiden Halbschwestern am Linzer Hauptbahnhof in die Arme und Tränen der Freude flossen. "Ein unbeschreiblicher Moment, einfach unglaublich, dass man eine Halbschwester erst nach 64 Jahren zum ersten Mal trifft", so Rosa Holzer.
Auch bei Margaret Wynarchuk war die Aufregung spürbar und auch die drei Kinder von Rosa freuten sich über den einwöchigen Besuch ihrer "neuen" Tante aus Kanada und übersetzten für ihre Mutter.
(gs)