Analyse des VCÖ
Halb so viele Verkehrstote, wenn nur Frauen fahren
Männer zeigen im Verkehr höhere Risikobereitschaft - dies führt bei jeder Fortbewegungsform zu mehr Todesfällen.
"Frau am Steuer - Ungeheuer" - von wegen: Würden nur Frauen auf Österreichs Straßen PKWs lenken, würde es nur halb so viele Verkehrstote geben. Das zeigt eine Analyse des Verkehrsclub Österreich im Vorfeld des Frauentages, welche auf Daten der Statistik Austria beruht.
Demnach verursachen Männer doppelt so viele Verkehrsunfälle mit Personenschaden. Außerdem sind Männer sechs Mal so oft alkoholisiert bei Verkehrs-Zwischenfällen verwickelt.
Sicherer für alle
In den vergangenen drei Jahren zweieinhalb Mal so viele Männer bei Verkehrsunfällen ums Leben wie Frauen. Konkret gab es zwischen 2021 und Ende November 2023 304 Todesfälle von weiblichen Lenkerinnen. Auf Männerseite sind es 806.
"Das Mobilitätsverhalten der Frauen ist in Summe sicherer als jenes der Männer, sowohl für die Frauen selber als auch für die anderen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer", sagte VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Zwischen 2020 und 2022 verursachten Männer laut VCÖ über 64.200 Verkehrsunfälle mit Personenschaden, Frauen mit über 30.100 im Vergleich weniger als die Hälfte.
Höhere Risikobereitschaft
Delikte wie Alkohol am Steuer oder Raserei kommen häufiger bei Männern vor. Dies zeige auch ein in die Datenbank eines österreichischen Nachschulungsinstituts.
"Die Gründe dafür sind vielfältig. Im verkehrspsychologischen Persönlichkeitsprofil zeigen sich Männer oft risikobereiter als Frauen. Dies hängt auch mit Genderstereotypen zusammen", sagte Bettina Schützhofer, Geschäftsführerin des verkehrspsychologischen Instituts "sicher unterwegs".
Größter Unterschied bei Motorrädern
Im Auto verunglückten doppelt so viele Männer als Frauen. Dabei war der Anteil an verstorbenen mitfahrenden Frauen doppelt so hoch wie bei den männlichen Insassen. Beim E-Bike und Moped starben sogar dreieinhalb Mal bzw. drei mal so viele Männer wie Frauen. Selbst zu Fuß gibt es einen Unterschied von 15 Prozent.
Ein gewaltiger Unterschied zeigt sich auf dem Motorrad. Hier zeigt die Statistik der vergangenen drei Jahren, dass 15 Mal so viele Männer bei Unfällen ihr Leben verloren. Zudem waren sechs mal so viele Männer alkoholisiert, wenn sie in einem Unfall verwickelt waren.
Andere Fortbewegung
Generell sind Frauen im Vergleich zu Männern deutlich weniger mit dem Motorrad unterwegs. Auch wenn alle etwa gleich viele Wege zurücklegen, sind Frauen häufiger zu Fuß unterwegs und seltener hinter dem Lenkrad. Öffentliche Verkehrsmittel werden auch öfter von ihnen genutzt.
Demnach liegt es unter anderem daran, dass Frauen im Zusammenhang mit der Betreuung und dem Begleiten von Kindern weitaus mehr unterwegs sind. Jaschinsky kritisiert, dass dieser Umstand in der Verkehrsplanung zu wenig berücksichtigt wird. Besonders für Begleitwege mit Kindern sei eine sichere Rad-Infrastruktur zentral. Außerhalb von größeren Städten sei die öffentliche Verkehrsanbindung mangelhaft.
Das schade berufstätige Frauen besonders. Vier Mal so viele Frauen wie Männer arbeiten Teilzeit. Die Öffis sind laut VCÖ-Analyse aber oft auf die klassischen Pendlerzeiten von Vollzeitjobs abgestimmt. Bus- und Bahnverbindungen sollen angepasst und mehr Frauen in der Verkehrsplanung eingesetzt werden.
Forderung nach Sicherheit für Frauen
Auch im Bereich der Fahrzeugsicherheit muss laut dem Verkehrsclub mehr auf Frauen geachtet werden. Die Crashtest-Dummies sind dem männlichen Körperbau nachempfunden. Daher haben Frauen bei einem Unfall ein rund 70 Prozent höheres Verletzungsrisiko. Der VCÖ appelliert daher, dass der Einsatz weiblicher Crash-Dummies EU-weit verpflichtend vorgeschrieben wird.