"The Gentlemen" auf Netflix
Guy Ritchie kupfert bei sich selbst ab
Ab sofort ist bei Netflix Guy Ritchies Miniserie "The Gentlemen" zu sehen, die aber nur am Rande mit dem gleichnamigen Film von 2019 zu tun hat,
Während Regie-Ass Guy Ritchie (56) gerade in Wien (rund um die Hofburg) an seinem offiziell noch namenlosen, aber inoffiziell "Bimini" heißenden neuesten Film dreht, startet jetzt auf Netflix sein voriges Projekt "The Gentlemen", das auf dem gleichnamigen Film von 2019 basiert. Darin baute sich der Amerikaner Mickey Pearson (Matthew McConaughey) ein gewaltiges Drogenimperium in Großbritannien auf und legte sich dabei mit der praktisch gesamten Londoner Unterwelt an. In der neuen achtteiligen Serie gibt es zwar kein Wiedersehen mit Mickey Pearson oder irgendeiner anderen Figur aus dem Film, aber die Serie basiert auf der Annahme, dass Mickey Pearson dabei ist, eines der größten Drogenimperien der Welt aufzubauen.
Der UN-Soldat Eddie Horniman (Theo James, "The Divergent") kehrt in der Serie nach einem Einsatz zum Anwesen sein Eltern zurück, wo sein Vater im Sterben liegt. Nach dessen Tod fällt Eddie aus allen Wolken als er erfährt, dass er und nicht sein älterer Bruder Freddy nicht nur den Adelstitel seines Vaters erbt, sondern auch seine Immobilien und seine Ländereien. Für Freddy ist das doppelt schlimm, denn er hätte das Geld dringend gebraucht, um seine Schulden bei Gangstern begleichen zu können. Denn weder Freddy, noch der verblichene Lord waren Unschuldslämmer: Um sich ihr Leben finanzieren zu können, betrieben sie eine gigantische unterirdische Marihuana-Plantage. Und für die haben sie sich einen gigantischen Geldbetrag ausgeborgt.
Ähnlich wie es Walter White in "Breaking Bad" war, ist Eddie eigentlich ein grundehrlicher und gesetzestreuer Mensch, der jetzt vor dem Dilemma steht, den Kopf seines Bruders aus der Schlinge der Gangster ziehen zu wollen, ohne dabei selbst zum Gangster zu werden. Und ohne zu sehr zu spoilern: Ganz ohne Verbrechen und Eddies eigenen Einstieg in Drogengeschäft wird das natürlich nicht gehen können. Aber das macht es natürlich nur, um dann später auch gegen das eigentliche Drogenkartell vorgehen zu können…
Insgesamt kupfert Guy Ritchie als Autor, Produzent und Regisseur hier stilistisch von sich selbst ab, wenn es um aberwitzige Dialoge, allgegenwärtige Gewalt und schnelle Schnitte geht. Aber das macht er mit großem Vergnügen: Während aber viele seiner Filme sonst davon leben, dass es immer viele "Böse" und praktisch nie einen wirklich "Guten" gibt, ist man bei der Serie als Zuschauer ständig auf der Seite von Eddie, von dem man absolut nicht will, dass er so wie einst Walter White dann doch zum Bösen wird. Unterhaltend sind die acht Folgen von "The Gentlemen" allemal!