Horror-Nacht

Gruppenvergewaltigung – "Opfer zugespielt wie Fußball"

Eine 19-Jährige erlebte 2019 eine Horror-Nacht in Barcelona. Drei Männer vergingen sich an ihr, als sie bewusstlos war. Nun kam es zum Prozess.

20 Minuten
Gruppenvergewaltigung – "Opfer zugespielt wie Fußball"
Hier zu sehen: der Eingang des Lokals in Barcelona, in dem das Opfer auf seine Vergewaltiger traf.
Google Street View

Ihre Barcelona-Reise Ende Dezember 2019 endete für Aïcha* in einem Albtraum. Zusammen mit Freundinnen feierte die damals 19-jährige Freiburgerin Silvester im bekannten Nachtclub Shoko. Dort trafen sie auf ein paar ihnen bekannte junge Fußballer, die ebenfalls aus Freiburg stammten. Man unterhielt sich und trank zusammen.

Irgendwann fühlte sich Aïcha* jedoch schlecht. Fredy*, mit dem sie zwischen September und November 2019 eine sexuelle Beziehung hatte und dessen Hotel nur einen Steinwurf entfernt lag, schlug ihr daraufhin vor, sich in seinem Zimmer auszuruhen. Die beiden verließen gemeinsam den Club. Von da an hat Aïcha ein Blackout. Erst am nächsten Nachmittag kam sie wieder zu sich. Als sie aufwachte, lag sie nackt in seinem Bett, neben ihr ein weiterer Fußballspieler und ein Unbekannter, wie der Anklageschrift zu entnehmen ist.

Bist du Gewalt betroffen? Hier findest du Hilfe!
Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247
Rat auf Draht: 147
Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20
Polizei-Notruf: 133

Sie war vollkommen bewusstlos

Einige Wochen nach ihrer Rückkehr nach Freiburg hörte Aïcha das Gerücht, sie habe mit mehreren der Fußballer geschlafen, woraufhin sie bei der Polizei Anzeige erstattete. Die Behörden ermittelten und konnten anhand von Nachrichten, Fotos und Videos einen Teil der Nacht in Barcelona zurückverfolgen. Aïcha sei mit Fredy mit in sein Hotelzimmer gegangen, woraufhin die beiden auf seinem Bett eingeschlafen seien. Fredy sei nach einigen Stunden aufgewacht und habe sich an der bewusstlosen Frau vergangen.

Am darauffolgenden Morgen verging er sich ein zweites Mal an ihr, diesmal in Anwesenheit eines Fußballkollegen. Dieser habe Fotos und Videos aufgenommen, auf dem die regungslose Aïcha zu sehen ist. Kurz darauf kam auch er in das Bett und verging sich an der Bewusstlosen. Daraufhin verließ Fredy den Raum und übergab seinen Zimmerschlüssel an zwei weitere Fußballkollegen, die sich im Zimmer nebenan befanden. Einer dieser Männer ging daraufhin in das Zimmer und verging sich ein weiteres Mal an der regungslosen Frau. Als das Opfer Stunden später erwachte, erzählte ihr einer der Männer lachend, dass er ihr etwas ins Glas gemischt habe.

Staatsanwältin fordert vier bis fünf Jahre

"20 Minutes" war in Biel vor Gericht. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft haben die drei Komplizen Aïcha sexuell missbraucht, obwohl sie nicht in der Lage war, sich zu wehren. "Ihr habt euch das Opfer zugespielt wie einen Ball auf dem Fußballfeld", sagte Staatsanwältin Stéphanie Amara letzte Woche vor dem Gericht. Die Staatsanwältin forderte zwischen vier und fünf Jahren Gefängnisstrafe sowie die Ausweisung der drei ausländischen Männer.

Die Verteidiger der Angeklagten beschuldigten das Opfer, eine "sexuell ungezügelte" Frau zu sein, die aktiv mitgemacht habe. Sie habe die Beschuldigten erst angezeigt, als sie merkte, dass sich die Geschehnisse aus dieser Nacht herumgesprochen hatten. Die Verteidiger plädierten auf Freispruch.

Bis zu 36 Monate Haft

Am Montag verkündete die Richterschaft das Urteil: Die drei Männer wurden zu Haftstrafen zwischen 24 und 36 Monaten mit teilweiser Bewährung verurteilt. Allerdings wird keiner von ihnen ausgewiesen. Darüber hinaus erhält das Opfer eine Entschädigung von 18.000 Franken (rund 18.687 Euro). Trotz allem "werden die drei wohl Berufung einlegen. Sie hatten nicht damit gerechnet, eine Gefängnisstrafe absitzen zu müssen", sagte einer der Verteidiger zu "20 Minutes".

Auch die Staatsanwältin erwäge eine Berufung. Sie warte jedoch das schriftliche Urteil ab. Sie verstehe nicht, warum die Strafen "so mild" ausgefallen seien.

*Vornamen erfunden

1/64
Gehe zur Galerie
    <strong>21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist.</strong> Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, <a data-li-document-ref="120079782" href="https://www.heute.at/s/magdeburg-terrorist-war-bekannter-anti-islam-aktivist-120079782">die aus Saudi-Arabien flüchteten.</a>
    21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
    REUTERS
    20 Minuten
    Akt.