Prozess in Großbritannien
Gruppe streamte Kastrationen von Männern live im Web
Ein 46-Jähriger steht nun in Großbritannien vor Gericht. Der Norweger soll vielen Männern Penis und Hoden entfernt haben. Er betrieb einen Stream.
Die britische Justiz ermittelt derzeit in einem verstörenden Fall: Neun Männern wird vorgeworfen, Kastrationen durchgeführt zu haben, um die Aufnahmen dann als Livestreams zu verkaufen. Der Anführer der Gruppe, Marius G., nannte sich selbst "The Eunuch Maker" (übersetzt "Der Eunuchenmacher").
Auch er ließ sich auf eigenen Wunsch hin von einem Mitbeschuldigten die Hoden, seinen Penis und beide Brustwarzen entfernen. Darüber hinaus ließ sich der Norweger eines seiner Beine einfrieren, sodass es ihm amputiert werden musste. Das Wichtigste zum Fall:
Wer ist der Hauptangeklagte?
Marius G. erschien vor einigen Tagen per Videolink vor Gericht. Er sitzt aktuell im Gefängnis von Belmarsh, südlich von London, in Untersuchungshaft. Der 46-Jährige ist laut dem norwegischen Portal NRK ein früherer Leiter der LGBT-Organisation "Foreningen Fri". Während der Verhandlungen gestand er, extreme Körpermodifikationen durchgeführt zu haben, darunter zahlreiche Kastrationen.
Die Operationen wurden gefilmt und auf der Website The-em.com für zahlende Abonnenten hochgeladen. Über einen Zeitraum von sechs Jahren verdiente der Norweger umgerechnet rund 230.000 Euro. G. gab außerdem zu, zwischen Januar 2017 und Jänner 2020 zwei kinderpornographische Videos erstellt und verbreitet zu haben.
Wer sind die anderen Angeklagten?
Zum engstem Kreis der Hauptangeklagten gehört der 28-jährige Rumäne Ion C., der in einem Hotel in Schottland arbeitet. Vor Gericht gestand er, an einer Kastration durch Klammern und einem weiteren Eingriff beteiligt gewesen zu sein. Der 66 Jahre alte Chirurg Peter W. gilt als G's. "rechte Hand". Er soll bei zahlreichen Eingriffen eine wichtige Rolle gespielt haben, schreiben britische Medien. Der Angeklagte ist geständig.
Auch der 61-jährige Deutsche Stefan S. st der schweren Körperverletzung angeklagt. Er soll im Juli 2019 in einer Wohnung in Camden einen Hoden entfernt haben. Er muss am 12. Jänner vor Gericht aussagen.
Angeklagt sind auch der ehemalige Krankenpfleger Nathaniel A. (46), Jacob C.-A. (23) und Damien B. (36): Die drei Männer sollen diverse Körperteile bei G. entfernt haben. Sie sind geständig. Ihr Urteil soll ebenfalls am 12. Jänner ausgesprochen werden.
Einer der Nebenangeklagten soll das Bein des Hauptangeklagten G. eingefroren haben, was eine Amputation erforderlich machte, ein anderer kastrierte ihn, während ein weiterer an der teilweisen Entfernung seiner Brustwarzen beteiligt war.
Der 60-jährige David C. ein ehemaliger chirurgisch-technischer Assistent, sowie der 37-jährige Janus A. erschienen vor zehn Tagen ebenfalls vor Gericht. Sie bestreiten allerdings, jemals an den schweren Körperverletzungen teilgenommen zu haben. Ihr Prozess soll am 4. März beginnen.
Was sind "Nullos"?
Weltweit gibt es schätzungsweise 10.000 bis 15.000 freiwillige "Nullos". Der Begriff ist eine Abkürzung für "Genital Nullification" und beschreibt Menschen – mehrheitlich Männer -, denen ihre Genitalien und manchmal auch ihre Brustwarzen chirurgisch entfernt wurden. Die meisten identifizieren sich als Eunuchen und nicht als trans. "Genital Nullification" geht oft Hand in Hand mit Asexualität, gibt es aber auch bei homosexuellen Männern, die sich in einer unterwürfigen Position sehen.
Die wahre Zahl der "Nullos" ist jedoch unbekannt, denn laut einer wissenschaftlichen Studie aus dem Jahr 2014 sagen zwei Drittel der Operierten niemandem, dass sie keine Genitalien haben – nicht einmal ihren Familien.
Wer ist der berühmteste "Nullo"?
Der japanische Künstler Mao Sugiyama ließ sich 2012 von einem Arzt den Penis, die Hoden und die Brustwarzen operativ entfernen. Monate später servierte der damals 22-Jährige die Körperteile einer Gruppe Gäste bei einem Bankett in Tokio. Seinen Penis bereitete er selbst mit Pilzen und Petersilie vor. Fünf Personen zahlten je umgerechnet 180 Euro für das besondere Gericht. Ursprünglich hatten sich 70 Menschen angemeldet. Der Künstler wurde kurz danach von der japanischen Staatsanwaltschaft wegen unanständiger Entblößung angeklagt.