Von Kapstadt nach Wien
Großes Abenteuer! Wienerinnen radeln durch 21 Länder
24.000 Kilometer in 445 Tagen. Zwei Wienerinnen bereisten Afrika, den Nahen Osten und Europa – und kehrten mit einem neuen Familienmitglied zurück.
Es war definitiv das Abenteuer ihres Lebens. Johanna und Tanja reisten von Südafrika nach Österreich durch 21 Länder und wählten dafür ein ungewöhnliches Reisemittel: das Fahrrad. Die beiden Wienerinnen blicken auf 14 spannende und erlebnisreiche Monate zurück. Im Gespräch mit "Heute" erzählen die beiden, wie es war, mit 50 Kilo durch die Welt zu radeln und wie es dazu kam, dass sie auf der Reise ein neues Familienmitglied dazugewonnen haben.
Mit 50 Kilo Gepäck die Welt beradeln
Tanja hatte 2021 in Kapstadt einen Unfall und musste operiert werden. "Sie rief mich an und fragte, ob ich sie abholen kann. Im Scherz habe ich gesagt, dass ich mit dem Bus komme", erinnert sich Johanna. Tatsächlich sind beide nach Wien zurückgeflogen, aber dieser Moment lieferte den Anstoß für die große Rad-Tour. "Wir legen in Wien alle Alltagsstrecken mit Fahrrädern zurück. Außerdem sind wir Mountainbikerinnen und fahren oft auf Trails und im Wald. Wir dachten uns: Wieso eine Strecke nicht einmal anders bewältigen, als mit einem Flugzeug?", erzählt Johanna.
Gesagt, getan. Johanna und Tanja informierten sich, was für so eine Reise notwendig ist. Spezielle Reiseräder von "velotraum" bekamen sie gesponsert. "Sie sind besonders stabil und haben ein spezielles Getriebe, das weniger anfällig für Staub, Hitze und Kälte ist", erklärt Johanna. Darüber hinaus musste natürlich noch ein Zelt mit, denn auf Unterkünfte vor Ort wollen die beiden großteils verzichten. Mit Kocher, Töpfe, Matratze, Schlafsack, Kleidung und Solarpaneele, mit der sie selbst Strom erzeugen konnten, ging es dann im September 2022 in Südafrika los.
2 Räder, 21 Länder und 24.000 Kilometer
Von Kapstadt aus fuhren Johanna und Tanja durch insgesamt 21 Länder und legten eine Strecke von 24.000 Kilometer sowie 217.000 Höhenmeter zurück. Besonders in Erinnerung geblieben ist Johanna Botswana. "Ich war schon oft in einem Zoo, aber Elefanten, Zebras oder Giraffen in freier Natur herumspazieren zu sehen, war gigantisch. Im ganzen Land habe ich mich gefühlt wie in einem Nationalpark", erzählt die AHS-Lehrerin.
Zwei Frauen, zwei Räder, 21 Länder
Tanja war besonders vom Iran beeindruckt. "Über die Medien wird viel über dieses Land berichtet. Wir sind daher mit großem Respekt in dieses Land gereist. Doch im gesamten arabischen und persischen Raum wurde uns stets eine unglaubliche Gastfreundschaft entgegengebracht", so die Fahrradmechanikerin. Freundliche Menschen sind den beiden Reisenden nahezu überall begegnet. "Es war nie ein Problem, kurzfristig irgendwo unterzukommen, wenn es notwendig war", schildert Johanna. Etwa in Malawi, wo die Radlerinnen die erste Regenzeit erwischten.
Epidemie und Kriegsausbruch brachten Planänderung
Wie auf jeder Reise verlief auch bei der Radtour der Wienerinnen nicht alles nach Plan. In Malawi brach eine Cholera-Epidemie aus. "Wir versuchten schnell mit der Fähre aus dem Land zu kommen", so die beiden. Johanna hat es trotzdem erwischt. "Was ich genau gehabt habe, wissen wir bis heute nicht, aber ich musste zwei Wochen lang mit diversen Symptomen Radfahren", erinnert sich die 37-Jährige.
Auch in Äthiopien mussten die Wienerinnen umdisponieren. Im Sudan brach der Krieg aus. Der Weg nach Kairo fiel somit aus dem Rennen und die beiden flogen auf die Arabische Halbinsel und radelten von dort durch Saudi-Arabien, den Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Familienzuwachs: Katze begleitet nach Hause
Im Dezember 2023 kamen die beiden schließlich wieder in Wien an. Kurz davor ereignete sich aber noch ein besonderes Ereignis. In Kroatien fuhren die Wienerinnen im strömenden Regen auf einer Landstraße entlang. Plötzlich hörte Johanna ein Miauen neben ihr und erblickte eine Katze, die unter der Leitplanke saß. Vermutlich wurde sie ausgesetzt.
"Sie sprang mir sofort entgegen. Wir wollten sie in den nächsten Ort mitnehmen, doch schafften es zeitlich nicht mehr am selben Tag dorthin. Sie blieb dann bei uns im Zelt und das Radfahren gestaltete sich entspannt mit ihr", so Johanna. Somit legten die beiden ihre letzten Kilometer nach Wien mit der Katze zurück. Sie hört mittlerweile auf den Namen "Snickers" und lebt bei Tanja und Johanna.
"Haben die Welt kennengelernt"
Tanja und Johanna sind froh und stolz, die extreme Reise gewagt zu haben. "Man lernt wahnsinnig viel über Länder und Kulturen. Mit dem Rad ist man langsamer als sonst unterwegs und fährt durch Dschungel und Wüsten. Man ist viel näher an den Leuten dran. Egal wo wir hingekommen sind, haben uns die Menschen mit offenen Armen aufgenommen. Wir haben die Welt kennengelernt und uns überall wie Zuhause gefühlt", so die beiden.
Ihre Erlebnisse und Erinnerungen an die Reise wollen die Wienerinnen mit allen teilen. Möglich ist das bei Vorträgen. Die nächsten in Wien finden am 18. September und am 27. November in der Kulisse und am 15. Dezember im Stadtsaal statt. Darüber hinaus schreibt Tanja gerade an einem Buch über die Rad-Tour. Wohin die beiden das nächste Abenteuer hinführt, steht noch nicht fest – aber es wird auf jeden Fall kommen.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Johanna und Tanja, zwei Wienerinnen, radelten in 14 Monaten von Kapstadt nach Österreich durch 21 Länder und legten dabei 24.000 Kilometer zurück
- Auf ihrer abenteuerlichen Reise, die sie mit 50 Kilo Gepäck und einer neu adoptierten Katze namens "Snickers" bewältigten, erlebten sie beeindruckende Natur, herzliche Gastfreundschaft und mussten sich Herausforderungen wie einer Cholera-Epidemie und einem Kriegsausbruch stellen