Umsätze rückläufig

"Große Sorgen" – Handels-Chef findet deutliche Worte

Die Konjunkturschwäche im Handel setzt sich in Österreich weiter fort. Reale Umsätze sind bereits zwölf Monate in Folge rückläufig. Die Details.

André Wilding
"Große Sorgen" – Handels-Chef findet deutliche Worte
Die Stimmung der Konsumenten hat deutlich nachgelassen.
FLORIAN WIESER / APA / picturedesk.com (Symbolbild)

Der aktuelle "Konjunkturreport Einzelhandel" des WIFO im Auftrag des Handelsverbandes zeigt, dass sich die Abkühlung der internationalen und heimischen Konjunktur auch im Einzelhandel ungebremst fortsetzt. Im September 2023 lag die wirtschaftliche Aktivität um -1,5 Prozent unter dem Vorjahr, in der ersten Oktoberhälfte ging sie um -0,75 Prozent zurück. Im Einzelhandel fiel der Geschäftsgang im August mit real -2,6 Prozent abermals gedämpft aus.

Hohe Umsatzrückgänge

Neben dem Lebensmittelhandel (-0,7 Prozent) war vor allem im Nichtnahrungsmittelbereich die Umsatzentwicklung im August (-4,9 Prozent) und auch im September erneut schwach. Die Branchen mit der negativsten Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr sind der Elektro- und der Möbelhandel sowie generell der eCommerce.

"Abgesehen von den enorm gestiegenen Kosten für Energie, Personal, Logistik, Mieten und Fremdkapital bereitet uns heuer auch die Erlösseite große Sorgen. Der letzte Monat mit real gestiegenen Umsätzen war der September 2022. Seither waren die Umsätze 12 Monate in Folge rückläufig", fasst Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will die herausfordernde Lage zusammen.

Stimmung im Keller

Die Stimmung der Einzelhandelsunternehmen hat sich – wie in der Gesamtwirtschaft auch – in den letzten Monaten weiter verschlechtert. Der Saldo im WIFO-Konjunkturklimaindex für den Einzelhandel hat sich im September um 2 Punkte auf -16,8 Punkte verringert", ergänzt Studienautor Jürgen Bierbaumer vom WIFO. Verglichen mit dem 2. Quartal (-7,3 Punkte) hat sich der negative Saldo im 3. Quartal (-14,5 Punkte) sogar verdoppelt.

Bestimmend für den Rückgang war die pessimistischere Einschätzung der Geschäftstätigkeit in den letzten drei Monaten (September: -43,7 Punkte). Gleichzeitig wurde auch ein deutlicher Anstieg in den Lagerbeständen (September: +27,8 Punkte) wie auch eine Verschlechterung der rezenten Geschäftstätigkeit gemeldet (September: -56,3 Punkte).

Bei der Einschätzung der aktuellen Geschäftstätigkeit ist der bisher zweitniedrigste Wert seit 2011 (Beginn der Befragung) erreicht (Tiefstand: April 2020 mit -66,6 Punkten; erster Monat nach Beginn der COVID-19-Pandemie). Diese Verschlechterung im Stimmungsbild der Einzelhandelsunternehmen betrifft nicht nur die aktuelle Lagebeurteilung, sondern auch die Erwartung für die kommenden Monate.

Konsumentenstimmung lässt nach

Nachdem sich die Stimmung der Konsumenten seit Herbst des Vorjahres schrittweise etwas verbessert hatte (Tiefpunkt Juli 2022: -33,5 Punkte), hat der Index in den letzten beiden Befragungen wieder deutlich nachgelassen (September -24,9 Punkte).

Aktuell können wir 14.041 offene Stellen nicht zeitnah besetzen
Rainer Will
Handelsverband-Geschäftsführer

Pessimistischer wird etwa die finanzielle Situation des eigenen Haushalts in den kommenden 12 Monaten eingeschätzt (-3 Punkte im Monatsabstand). Noch stärker reduziert hat sich die Einschätzung der Höhe der Ausgaben für größere Anschaffungen in den nächsten 12 Monaten (im Vergleich zu den letzten 12 Monaten).

Rückgang der Wirtschaftsleistung

Für den Handel insgesamt (inkl. KFZ und Großhandel) erwartet das WIFO für das Gesamtjahr 2023 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von real -3 Prozent. Vor allem bei der Anschaffung langlebiger Konsumgüter, welche etwa ein Zehntel des Konsums der privaten Haushalte ausmachen, zeichnet sich ein Rückgang ab. Dies ist die Gegenbewegung des pandemiebedingten Booms. Insgesamt geht das WIFO für das Jahr 2023 von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von real -0,8 Prozent aus.

Zumindest am heimischen Arbeitsmarkt scheint der Höhepunkt des Personalmangels überschritten zu sein. "Der Bestand an unbesetzten Stellen im Einzelhandel ist zwar weiterhin hoch, liegt aber bereits um 20,6 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Aktuell können wir 14.041 offene Stellen nicht zeitnah besetzen", so Rainer Will, der bundesweite Sprecher des Handels.

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