Politik

"Große Not": Landeschef mit dramatischer Preis-Prognose

Landeschef Doskozil kehrte am Donnerstag auf die Polit-Bühne zurück. Die Regierung tue nichts gegen die Krisen und sei "eine Schande für Österreich". 

Clemens Oistric
SP-Landeschef Doskozil fordert von der Regierung dringend eine Gaspreis-Bremse.
SP-Landeschef Doskozil fordert von der Regierung dringend eine Gaspreis-Bremse.
Getty Images/iStockphoto

Budget-Landtag im Burgenland. So, wie er sich Mitte Oktober vorgenommen hat, kehrte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SP) nach dreieinhalb Wochen Krankenstand auf die Polit-Bühne zurück. Am Rande jener Landtagssitzung, bei der er selbst die Bugetrede gehalten hat, sprach der SP-Grande über:

Seine OP

"Ich hatte einen Luftröhrenschnitt, wurde eine Zeit künstlich über eine Magensonde ernährt, um die Kehlkopf-Region nicht zu sehr zu belasten."

Ergebnis

"Die Operation ist gut verlaufen. Ich bin sehr glücklich, dass die Stimme kaum beeinträchtigt ist und ich wieder normal leben und arbeiten kann. Die Atemnot beim Reden und beim Stiegensteigen ist weg."

Schicksal

"Es ist bitter, wenn einen das als Politiker trifft. Aber es ist handelbar. Ich säße nicht mehr da, wenn ich den Empfehlungen des ersten Arztes im AKH gefolgt wäre. Er empfahl mir, den Kehlkopf zu entfernen und einen anderen Job zu suchen." Der Spitzenpolitiker selbst habe Pech gehabt, möchte aber keinesfalls das gesamte AKH in Misskredit bringen: "Das Allgemeine Krankenhaus ist ein Leitspital in Österreich. Es gibt dort viele Top-Ärzte."

Gesundheitssystem

"Ich habe damals eine zweite und eine dritte Meinung eingeholt. Aber was bedeutet das für jeden Bürger? Muss der die erste Diagnose akzeptieren? Ich bin nicht privat versichert und musste mich selber darum kümmern, wie das funktioniert, konnte es mir aber dank eines guten Einkommens leisten. Man sollte sich fragen, ob allen diese Mittel zur Verfügung stehen, denn das Gesundheitssystem wird nicht von einigen wenigen Sonderklasse-Patienten finanziert, sondern von allen. Daher muss es auch die beste Behandlung für jeden Einzelnen der Bevölkerung zur Verfügung stellen."

"Es wird große private Not auf uns zukommen – und dafür ist die Regierung verantwortlich, weil sie nichts tut."
Landeschef Doskozil – hier mit <em>Heute.at</em>-CR Oistric – muss beim Reden noch die Wunde zuhalten.
Landeschef Doskozil – hier mit Heute.at-CR Oistric – muss beim Reden noch die Wunde zuhalten.
"Heute"

Ziele

"Da die Wunde erst nächste Woche zugenäht wird, muss ich noch ein bisschen beim Loch am Hals herumdrücken und schauen, dass ich dicht bleibe. Bald starte ich das Training: Nächstes Jahr möchte ich von Oberwart nach Sylt mit dem Rad fahren."

Drängende Themen

"Die Gaspreise werden sich nächstes Jahr verdreifachen – für Privatkunden, die bisher 200 Euro gezahlt haben, auf rund 600 Euro im Monat. Für die Menschen ist das unbezahlbar. Wir brauchen dringend eine Gaspreisbremse wie in Deutschland, hören und sehen aber nix von der Wirtschaftspartei ÖVP."

Rolle der ÖVP

"Die ÖVP schaut zu, wie Unternehmen zusperren und Menschen arbeitslos werden. Aber der Druck wird größer werden – bei jedem Arbeitsplatz, der verloren geht, werden sie sich was überlegen müssen."

Folgen

"Es wird große private Not auf uns zukommen – und dafür ist die Regierung verantwortlich, weil sie nichts tut. Ich verstehe die Welt nicht mehr, warum diese Menschen an der Spitze der Republik stehen. Die Burgenland Energie wird heuer keine Dividende ausschütten; das Land sozial gestaffelte Unterstützung anbieten."

"Infragestellen der Menschenrechte? Das ist schäbig. So einen Humbug und so einen Blödsinn habe ich selten gehört."

Asylkrise

"Die Unfähigkeit der Regierung ist eine Schande für Österreich. Wir stehen bei 100.000 Asylanträgen im heurigen Jahr. Von denen werden vielleicht 20.000 bis 30.000 positiv entschieden, würde ich schätzen. 90 Prozent der Abzuschiebenden können derzeit aber nicht abgeschoben werden. Türkis-Grün hat nichts, außer Showpolitik für Österreich gemacht. Die Schließung der Balkanroute – alles eine reine Schmähpartie. In Wirklichkeit ist die Bevölkerung mit dem Nasenring durch die Manage gezerrt worden."

Änderung der Menschenrechte

"So einen Humbug und so einen Blödsinn habe ich selten gehört. Ich hoffe, dass ihnen die Bevölkerung nicht mehr auf den Leim geht. Wir brauchen eine lösungsorientierte Politik, etwa Verfahrenszentren außerhalb Europas, kein schäbiges Infragestellen der Menschenrechte. Wir sehen beim Krieg in der Ukraine, wie wichtig Grundfeste sind." Die Funktionsträger national und international seien "dazu aber nicht in der Lage", sagt Doskozil. Der Bund solle endlich dafür sorgen, dass die Abschiebungen tatsächlich durchgeführt werden – "und die ÖVP soll sich in Brüssel für Lösungen in der Migrationspolitik einsetzen. Kanzler und Außenminister sind dort doch nur ein Grüßaugust, der die Interessen der Bevölkerung nicht vertritt."

1/22
Gehe zur Galerie
    Hans Peter Doskozil wurde im Rahmen der Flüchtlingskrise 2015 einer großen Öffentlichkeit bekannt. Hier im Bild: Der damalige Polizeidirektor mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner.
    Hans Peter Doskozil wurde im Rahmen der Flüchtlingskrise 2015 einer großen Öffentlichkeit bekannt. Hier im Bild: Der damalige Polizeidirektor mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner.
    Screenshot ORF