Israelischer Militäreinsatz
Großangriff erwartet – Evakuierung von Rafah gestartet
Nach einem Angriff auf einen Grenzposten bereitet Israel nun eine Offensive auf die Stadt Rafah vor.
Im Nahen Osten zeichnet sich ein neues Aufflammen der direkten Kampfhandlungen ab. Schon am Wochenende wurde ein wichtiger Grenzübergang geschlossen, nachdem darauf aus einem Gebiet nahe der Stadt Rafah rund zehn Geschosse abgefeuert wurden. Drei israelische Soldaten sind dabei getötet worden. Das alles nur Tage, nachdem es intensive Verhandlungen über eine Waffenruhe gab.
Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant hat der Hamas vorgeworfen, nicht ernsthaft auf das Abkommen hinzuarbeiten. Er warnte vor einer "gewaltigen Operation in sehr naher Zukunft in Rafah und an anderen Orten im gesamten Gazastreifen". Israel hat im Gegensatz zur Hamas jedoch keine Delegation nach Kairo geschickt. Galant erklärte, man sehe keine Anzeichen dafür, dass die Hamas eine Vereinbarung anstrebe.
"Extreme" Forderungen
Auch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu senkte die Erwartungen, indem er die Forderungen der Hamas als "extrem" bezeichnete, zu denen ein Abzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen und ein Ende des Krieges gehört. Dies würde einer Kapitulation nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober gleichkommen, der den Gaza-Krieg auslöste, sagte Netanjahu.
Nun wird es in Rafah, das an der Grenze zu Ägypten liegt, offenbar ernst. Wie unter anderem das deutsche Fernsehen ZDF berichtet, hat die israelische Armee die Einwohner des östlichen Teils der Stadt dazu aufgerufen, sich in das einige Kilometer nördlich gelegene Al-Mawasi-Lager am Mittelmeer zu begeben. Geschätzt befinden sich in Rafah derzeit über eine Million Menschen, ein großer Teil von ihnen Binnenflüchtlinge.
Geiseln vermutet
International wurde deswegen immer wieder vor einer Offensive auf die Stadt gewarnt. Israel hat unterdessen Zehntausende Zelte beschafft, um Zivilisten außerhalb der Stadt unterzubringen. Den Einsatz hält man zudem für unumgänglich, um eine Zerstörung der Kampffähigkeiten der Hamas sicherzustellen. Anderenfalls könne sie nach Kriegsende wiedererstarken.
Israel will mit dem Militäreinsatz in Rafah die verbliebenen Bataillone der islamistischen Terrororganisation Hamas zerschlagen. Es werden auch Geiseln in der Stadt an der Grenze zu Ägypten vermutet.
Kämpfer-Camp
Es wird erwartet, dass die Evakuierung mehrere Wochen dauern könnte. Die Hamas habe ihre Kämpfer in Rafah auf den Einsatz gegen Israel vorbereitet und sie mit Proviant und Waffen versorgt, hieß es aus Israel dazu. Auch die Zahl der Wächter für die Geiseln ist nach Medienberichten verstärkt worden.
Ägypten befürchtet unter anderem, es könnte bei einem Einsatz Israels in Rafah zu einem Ansturm von Palästinensern über die Grenze kommen. In Rafah liegt der Grenzübergang vom Gazastreifen nach Ägypten, es ist auch ein wichtiges Tor für humanitäre Hilfslieferungen in den abgeriegelten Küstenstreifen. Heftige Kämpfe in Rafah könnten die Lieferungen von Nahrungsmitteln, Medikamenten und Treibstoff weiter erschweren.
Auf den Punkt gebracht
- Israel bereitet sich auf eine Offensive in der Stadt Rafah vor, nachdem ein Angriff auf einen Grenzposten drei israelische Soldaten getötet hat
- Die Hamas wird beschuldigt, nicht ernsthaft an einer Waffenruhe zu arbeiten, und Israel plant, die Hamas-Kampffähigkeiten in Rafah zu zerstören, um eine spätere Stärkung zu verhindern
- Die Evakuierung der Stadt könnte Wochen dauern und Ägypten befürchtet einen Ansturm von Palästinensern über die Grenze, was die humanitäre Lage weiter verschärfen könnte