4.000 Todesfälle

Grippe-Welle – Intensivärztin spricht jetzt Klartext

Die Influenza-Fälle steigen. Wer mit Lungenversagen und anderen Komplikation auf der Intensivstation landet, verrät Intensivmedizinerin Eva Schaden.

Heute Life
Grippe-Welle – Intensivärztin spricht jetzt Klartext
Die echte Grippe führt nicht nur bei klassischen Risikogruppen zu schweren Verläufen.
BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com

Die Grippe-Welle rauscht durch Österreich. 7.225 Personen waren laut einer Erhebung der Österreichischen Gesundheitskasse aufgrund einer Infektion mit dem Influenza-Virus zuletzt arbeitsunfähig. Diese Zahl hat sich innerhalb einer Woche fast verdoppelt. Zuvor waren noch 4.322 ÖGK-Versicherte an der "echten Grippe" erkrankt. Eine Zunahme bei den Influenza-Patienten verzeichnen auch die Spitäler des Landes. So wurden in der dritten Woche des Jahres bereits über 300 Personen mit der echten Grippe stationär aufgenommen. 13 Patienten mussten sogar intensivmedizinisch betreut werden.

Keine Seltenheit, denn jedes Jahr führt das Virus zu schweren Krankheitsverläufen mit hoher Mortalität. 4.000 Menschen starben im vorigen Winter in Österreich aufgrund einer Influenza-Infektion. Das geht aus Daten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hervor.

Diese Personen sind gefährdet

Zu den klassischen Risikogruppen zählen kleine Kinder und Ältere ab etwa 65 Jahren. "Bei letzteren sind es oft Personen mit chronischen Leiden, wie COPD, Diabetes, koronarer Herzkrankheit oder Herzinsuffizienz", erklärt Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Eva Schaden, Leiterin einer Intensivstation an der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie der MedUni Wien, im "Heute"-Gespräch.

Doch die echte Grippe führe auch bei anderen Personengruppen zu schweren Verläufen. "Das sind zum Beispiel sehr stark adipöse Menschen, aber auch an sich gesunde Schwangere. Mitverursachend könnte dabei eine mit der Schwangerschaft einhergehende Schwächung der Immunabwehr sein", so Schaden.

In ganz Österreich wird seit Wochen eine zunehmende Influenzavirusaktivität verzeichnet.
In ganz Österreich wird seit Wochen eine zunehmende Influenzavirusaktivität verzeichnet.
Virologie der MedUni Wien

Lungenversagen und Herzinfarkte

Wer im Zuge einer Infektion die Intensivmedizinerin unfreiwillig kennenlernt, hat meist mit einer Lungenentzündung (Pneumonie) zu kämpfen. "Diese zählt zu den häufigsten Komplikationen, aber auch dekompensierte Herzinsuffizienz, Herzinfarkte oder Herzmuskelentzündungen können auftreten."

In erster Linie sei hier die Sicherstellung einer ausreichenden Sauerstoffzufuhr wichtig - "per Maske oder eine High-flow-O2-Therapie über eine Nasenkanüle." Bei einem Großteil der Patienten reiche das jedoch oft nicht aus: "Dann muss intubiert und beatmet werden", erklärt Schaden. In manchen Fällen sei außerdem der Einsatz eines ECMO-Gerätes erforderlich. Dabei handle es sich um eine Art "Herz-Lungen-Maschine", die den Gasaustausch ganz oder teilweise übernimmt. Zusätzlich wird mit antiviralen Medikamenten behandelt.

Trotz aller therapeutischer Maßnahmen sei ein Aufenthalt auf einer Intensivstation oft von recht langer Dauer: "Da geht es um Zeiträume bis zu acht Wochen." Damit es gar nicht so weit komme, sei die Impfung ein bedeutender Game Changer, appelliert Schaden. Das Mindeste sei, dass die Angehörigen der Risikogruppen gegen Influenza geimpft sind. Doch auch "Frauen, die schwanger werden wollen, sollten vor Influenza geschützt sein".

red
Akt.