Kinostart von "Rickerl" 

Goiginger: "Es war wirklich wie bezahlter Urlaub"

In seinem neusten Film taucht Regisseur Adrian Goiginger in den Wiener-Untergrund ein und hat sich dafür einen Schauspielneuling geschnappt.

Magdalena Zimmermann
Goiginger: "Es war wirklich wie bezahlter Urlaub"
Voodoo Jürgens spielt "Rickerl"
2010 Entertainment GmbH Giganten Film

Voodoo Jürgens, der eigentlich David Öllerer heißt, ist ja für seine Musik bekannt, die eine neue Generation des Austropop maßgeblich prägt. Mit melancholischen und eingängigen Liedern erzählt er die Geschichten des Wiener Untergrunds, immer poetisch und meist biographisch. Mit Songs wie "Heite grob ma Tote aus" oder "Gitti" (den er gemeinsam mit der Ikone Jazz Gitti aufgenommen hat) schart er seit 2016 eine Fangemeinde hinter sich: Darunter auch der österreichische Regisseur Adrian Goiginger, der durch seinen Debütfilm "Die Beste Aller Welten" (u.a. mit Verena Altenberger) große Bekanntheit erlang und diese durch seine weiteren Produktionen wie "Märzengrund" und "Der Fuchs" in den letzten Jahren überaus erfolgreich erweitern konnte. 

Ein Film, der ganz ohne Hauptrollen-Casting ausgekommen ist

"Es war jetzt nicht so, dass ich ein Casting gemacht habe", erklärt Adrian Goiginger die Entstehung seines neusten Films "Rickerl", der am 19.01. bei uns in den Kinos startet, "die Idee zum Film ist erst durch den Voodoo gekommen. Also wenn er jetzt keine Lust und Zeit gehabt hätte, dann hätte es den Film auch nicht gegeben. Ich habe mich einfach als Fan in seine Musik verliebt, in seine Texte und in ihn als Performer." In "Rickerl" spielt sich der Wiener Sänger Erich (Voodoo Jürgens), der eben von allen Rickerl genannt wird, mit seiner Gitarre durch die vom Zigarettennebel verrauchten Wiener Beisln und kommt irgendwie nie über den Verdienst eines kleinen Taschengeldes hinaus. Um sich, und vor allem auch seinen kleinen Sohn Dominik (Ben Winkler), über Wasser zu halten, arbeitet er nebenbei als Totengräber und Hochzeitssänger. Und so strauchelt er irgendwie durch sein vollkommen unvollkommenes Leben und tut dies so liebenswert, dass man sofort völlig hingerissen von dieser Persönlichkeit des "Rickerl" ist. Und das dies Voodoo Jürgens' erste Hauptrolle in einem Kinofilm ist merkt man dem 40-Jährigen gar nicht an - das ist wohl auch dem Augenmerk der Authentizität geschuldet - denn hier spielt ja kein Schauspieler einen Musiker, sondern ein Musiker einen Musiker, das hilft bei der Interpretation wohl ungemein.

Bildstrecke: Erste Einblicke in "Rickerl"

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    Für Ben Winkler (Dominik) und Voodoo Jürgens ("Rickerl") ist es die erste große Filmrolle.
    Für Ben Winkler (Dominik) und Voodoo Jürgens ("Rickerl") ist es die erste große Filmrolle.
    2010 Entertainment GmbH Giganten Film
    Der Voodoo ist ja auch noch ein bisschen zu jung für eine Biographie
    Regisseur Adrian Goiginger
    im Talk mit "Heute"

    Dabei ist auch die Geschichte des Films ja von der wahren Lebensgeschichte von Voodoo Jürgens auch gar nicht so weit entfernt: Er selbst arbeitete vor seinem Durchbruch nebenbei als Friedhofsgärtner, hat eine Tochter, mit deren Mutter er nicht mehr zusammenlebt und auch wie "Rickerl", ein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater. Eine Biografie über das Leben des David Öllerer ist es aber trotzdem nicht geworden: "Ich finde die Texte von Voodoo total einfach und doch sehr lyrisch. Also wirkliche Straßenpoesie. Es ist auch fast immer biographisch, also sehr persönlich, was er da singt. Und die Texte haben eine tolle Balance zwischen Humor und Tragik. Das ist auch genau das, was ich in dem Film machen wollte. Deshalb war das für mich auch fast aufgelegt", erklärt Goiginger im Gespräch mit "Heute", "wir haben aber auch bewusst geschaut, dass man mehrere Künstler und Musiker herzeigen. So kommt auch die Musik von Wolfgang Ambros, STS, vom Hans Orsolics und so weiter vor. Das man das Gefühl hat, dass es ein Austropop-Film ist, ohne da jetzt eine Biographie zu machen, weil das wollten wir nie machen. Das wäre zu fad gewesen. Und der Voodoo ist ja auch noch ein bisschen zu jung für eine Biographie."

    Einfacher würde ich nicht sagen, aber es geht nicht so auf die Psyche
    Regisseur Adrian Goiginger
    im Talk mit "Heute"

    Und so gräbt sich der Film seinen ganz speziellen Weg zwischen Autobiographie und freier Erzählung, zwischen pointiertem schwarzen Humor und einer mitreißenden Geschichte, die einen auch emotional keineswegs kaltlässt. Diese Kombination ist Goiginger in seiner ersten Komödie wirklich überaus gut gelungen. Einfacher zu produzieren als seine vorigen Dramen war die Komödie aber trotzdem nicht: "Einfacher würde ich nicht sagen, aber es geht nicht so auf die Psyche", lacht Goiginger, "Es war eher das Problem, dass ich während den Szenen immer schon zum Lachen angefangen habe und das hat dann halt der Tonmeister gehört." Ein bisschen entspannen konnte der Regisseur dann aber trotzdem: "Grad der 'Fuchs' war ja so anstrengend: Mit wilden Tieren drehen, Zweiter Weltkrieg und so weiter. Und den Film jetzt haben wir nur in Wien gedreht und dann auch eine Komödie. Es war richtig familiär und hat viel Spaß gemacht. Es war wirklich wie bezahlter Urlaub."

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