UNO-Konferenz in Kanada
Globales Plastikabkommen bringt schwachen Kompromiss
Montag ging in Ottawa die vorletzte Verhandlungsrunde für ein UNO-Abkommen gegen Plastikmüll zu Ende. Das Ergebnis blieb weit unter den Erwartungen.
In Kanada endete am späten Montagabend (Ortszeit) die vierte von fünf Verhandlungsrunden für ein internationales Plastikabkommen. Ziel ist es, die ständig zunehmende Umweltverschmutzung durch Plastikmüll bis 2040 massiv zu verringern und auch die Neuproduktion von Plastik einzudämmen. Gescheitert ist eine Einigung bisher an jenen Staaten, die auch in Zukunft von fossilen Geschäftsmodellen wie der Plastikproduktion profitieren wollen.
Dazu zählen vor allem China, Saudi-Arabien und Russland. Österreich unterstützt als Teil der der sogenannten High Ambition Coalition ein weitreichendes Abkommen. Diese Allianz ist mittlerweile auf über 100 Staaten gewachsen und setzt sich für ein ambitioniertes Regelwerk ein.
Enttäuschender Minimalkompromiss
Der ganz große Wurf ist in Ottawa also nicht gelungen, gescheitert ist das Vorhaben aber noch nicht. Die Länder haben sich auf technische Arbeitsgruppen geeinigt, die bis zur nächsten Runde weiterarbeiten.
Sie sollen Lösungen für komplexe Detailfragen und die heiß debattierte Finanzierung finden. Außerdem wurde erstmals ein potenzieller Vertragstext besprochen. Die umstrittenste Maßnahme ist ganz klar, die Menge an neu hergestelltem Plastik zu begrenzen.
"Das Ergebnis in Ottawa ist ein enttäuschender Minimalkompromiss. Eine Handvoll Länder mit großer Öl- und Gasindustrie verzögert den Prozess seit eineinhalb Jahren und schadet damit direkt unserer Gesundheit und unserem Planeten. Aber auch die EU hat sich auf sehr schwache Kompromisse eingelassen und riskiert damit ein Abkommen, das die Plastikkrise weiter verschärft", sagt Lisa Panhuber, Kreislaufwirtschaftsexpertin bei Greenpeace in Österreich.
"Heute"-Talk mit Greenpeace-Expertin Lisa Panhuber
Plastikproduktion bis 2040 um 75 % reduzieren
Umweltministerin Leonore Gewessler müsse sich für Österreich mit den anderen EU-Staaten für eine verbindliche weltweite Reduktion der Plastikproduktion einsetzen, so die Greenpeace-Expertin.
Studien würden zeigen, dass die weltweite Plastikproduktion bis 2040 um 75 Prozent reduziert werden muss, "um Klima, Artenvielfalt und unsere Gesundheit effektiv zu schützen", so Panhuber.
"Die Staaten dürfen jetzt keine Zeit mehr mit Scheinlösungen verschwenden, die das Problem weiter verschlimmern. Die Welt braucht ein globales Plastikabkommen, das die Plastikproduktion massiv reduziert und den verschwenderischen Einsatz von Wegwerfplastik beendet."
Abkommen soll Ende 2024 stehen
Im Frühjahr 2022 haben sich mehr als 170 Staaten darauf geeinigt, bis Ende 2024 einen Vertrag auszuarbeiten, in dem verbindliche Maßnahmen für den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen festgelegt werden sollen – von den Mengen, in denen einzelne Materialien hergestellt werden, über das Design von Plastikprodukten bis hin zur Entsorgung und Wiederaufbereitung von Plastikmüll.
Eigentlich hätte es die Rohversion dieses Vertrags durch die UNO-Umweltorganisation (Unep) bereits vor der aktuellen Verhandlungsrunde geben sollen, doch die Positionen der Unterzeichnerstaaten waren zu weit voneinander entfernt.
Die fünfte und finale Verhandlungsrunde findet vom 25. November bis zum ersten Dezember 2024 statt.