Hochwasser und Co.

Gletscher bald verschwunden – mit katastrophalen Folgen

Salzburgs Landesgeologe warnt vor den verheerenden Folgen des Gletschersterbens. Aufzuhalten ist dieses nicht mehr.

Leo Stempfl
Gletscher bald verschwunden – mit katastrophalen Folgen
Gerald Valentin vom Landesgeologischer Dienst (Land Salzburg) auf dem Ödenwinkelkees bei der Permafrostforschung
Land Salzburg

"Eis und Permafrost halten Felsen und loses Material zusammen. Fallen sie weg, geraten Millionen an Kubikmetern Gestein und Geröll in Bewegung", fasst Gerald Valentin vom Landesgeologischen Dienst Salzburgs das Grundproblem zusammen. Die Auswirkungen davon wird nicht nur das Hochgebirge zu spüren bekommen.

Selbst die Salzburger Landeskorrespondenz muss es in diesem Zusammenhang salopp ausdrücken: In den Bergen "spielt es sich gerade ab". Daran sind nicht nur die jüngsten Rekorde schuld. Bekanntlich haben wir gerade den wärmsten Februar und März der Messgeschichte hinter uns, am Wochenende könnte es die frühestens 30 Grad jemals geben. 

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    Gerald Valentin vom Landesgeologischer Dienst (Land Salzburg) auf dem Ödenwinkelkees bei der Permafrostforschung
    Gerald Valentin vom Landesgeologischer Dienst (Land Salzburg) auf dem Ödenwinkelkees bei der Permafrostforschung
    Land Salzburg

    "Merken Klimawandel extrem"

    "Im Alpenraum und vor allem im Hochgebirge merken wir den Klimawandel extrem", resümiert Geologe Valentin. Die Gletscher haben beispielsweise alleine 2022 im Schnitt rund 30 Meter an Länge verloren. Das Verschwinden sei nicht mehr aufzuhalten, in 50 Jahren werden sie in Salzburg ganz verschwunden, in Österreich nur mehr als vereinzelte Reste vorhanden sein.

    Auf das Leben der Bevölkerung wird das enorme Auswirkungen haben, an die man auf den ersten Blick vermutlich gar nicht denkt. "Am ehesten fällt uns die Optik auf. Die gleißend weiße Ästhetik des sommerlichen Firnschnees ist braungefärbten Gletschern gewichen", nimmt Valentin das Offensichtliche vorweg. In puncto Wandertourismus mussten bereits Wege gesperrt werden, Schutzhütten geht immer öfter das Wasser aus.

    Hochwassergefahr

    Im Tal spürt man den Rückgang der Gletscher durch höhere Hochwassergefahr. "Eis und Firn waren früher wie Schwämme, die den Starkregen aufgesaugt und langsam abgegeben haben. Jetzt fällt der Regen auf blanken Fels und kommt 1:1 praktisch sofort im Tal an", erklärt der Geologe. Durch die höheren Temperaturen wird der Niederschlag, der im Sommer immer häufiger in konzentrierten, intensiven Ereignissen niedergeht, auch nicht mehr wie früher in hohen Lagen in Form von Schnee gespeichert.

    Wovon es hingegen mehr geben wird, sind Gletscherseen. Generell gibt es in Österreich im Hochgebirge rund 1.500 Seen, "260 von ihnen entstanden nach der kleinen Eiszeit vor 170 Jahren, als sich die Gletscher zurückgezogen und Senken im Vorfeld mit Wasser aufgefüllt haben". Bis zum Jahr 2100 werden um die 260 Seen hinzukommen, prognostiziert Valentin. Neue Risiken entstehen, wenn es zu Brüchen der Seeschwellen und dadurch zu schnellen Abflüssen kommt.

    "Wir haben es zu verantworten"

    Das Verschwinden der Gletscher ist jedenfalls ein Umstand, der den Geologen sehr schmerzt.  "Wir sind ja mitten drin in diesem Klimawandel und wissen, dass es kein Naturereignis ist, sondern von Menschen gemacht. Wir haben es zu verantworten und wir werden auch damit umgehen müssen. Unsere Forschung soll der Gesellschaft bei der Anpassung an die geänderten Verhältnisse helfen."

    Laut Landesrat Josef Schwaiger war schon in den vergangenen Jahren beobachtbar, dass es zu mehr Hochwasserereignissen kommt, weil der Niederschlag immer weiter hinauf als Regen statt als Schnee fällt. Die Zahl der jährlichen Fälle des Katastrophenfonds haben sich im Laufe der Jahre verdreifacht. In den letzten fünf Jahren waren es 7.500.

    leo
    Akt.