Wien

"Immer mehr Schüler kommen mit dem Messer"

Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in "Heute" Noten. Dabei deckt er auch den Messer-Wahn an Wiener Schulen auf.

Niki Glattauer
Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in "Heute" Noten.
Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in "Heute" Noten.
Heute

Beides diese Woche passiert: Im Münsterland, Deutschland, hat ein 17-jähriger Berufsschüler seine 55-jährige Lehrerin in der Schule abgepasst und erstochen; in Virginia, USA, hat ein Sechsjähriger (!) nach einem "Streit" mit seiner Lehrerin eine Pistole aus dem Rucksack genommen, gezielt und abgedrückt. Die 25-jährige Lehrerin wurde lebensgefährlich verletzt.

Nicht, dass die "Heute"-Enthüllungen über die Attacke eines Wiener HTL-Schülers auf einen Sportlehrer bei einem Handball-Turnier damit vergleichbar wären, was die Fälle jedoch verbindet: Gewalt an Schulen ist so lange ein Tabuthema, bis es zu spät ist.

Mir schreibt jetzt ein Wiener Berufsschullehrer: "Immer mehr Schüler kommen mit dem Messer. Wir nehmen es weg. Der Erziehungsberechtigte tanzt an. Wir geben es wieder zurück. (…) Der Schüler wird suspendiert. Nach drei Wochen ist er samt Messer wieder da. (…) Eines Tages wird etwas passieren. Und dann wird niemand schuld gewesen sein."

Note: Nicht genügend

Schminken in Reli: Direktorin unter Kritik

Für hohe Wellen bis in das Schulamt der Kirche hat meine letzte Kolumne gesorgt (die neueste Entwicklung siehe unten). Kernfragen vieler Mails: Wie viel Religion ist im heutigen Religionsunterricht noch drin? Und wer kontrolliert eigentlich die Religionslehrer?

Die Leiterin des Erzbischöflichen Amts für Schule und Bildung, Hofrätin Andrea Pinz, stellte sich jedenfalls hinter ihre Fachinspektionen und kritisierte in einem Mail an mich die MS-Direktorin: "Schminkstunden hätten das unmittelbare Eingreifen der Direktorin gerechtfertigt. Wobei das Frisieren von SchülerInnen ein heikler Bereich ist und fast eine Grenzüberschreitung darstellt. (…) Die Direktorin wäre in der dargestellten Situation verpflichtet gewesen, die Dienstaufsicht einzuschalten, was nicht geschehen ist."

Indes legen Eltern in Mails an mich nach. Beispielsweise der Vater eines römisch-katholischen Schülers in OÖ: "Die zehn Gebote kennt mein Sohn nicht. Dafür jetzt 'Ice Age' Teil 1 bis 5 …"

Note: Nachprüfung

"Lehrerin hat es zu originell angelegt …"

Einen veritablen Salto rückwärts – wohl auch, um die eigene Haut zu retten (siehe oben) – machte jetzt jene Schulleiterin, die sich über Schmink- und Frisierstunden "ihrer" Religionslehrerin beschwert hatte. Nach Rücksprache mit Lehrern, so die Direktorin, sei ihre Formulierung, das gehe schon "seit Schulanfang" so, übertrieben gewesen.

Es sei aber mehrmals zu Schminkstunden gekommen, dabei hätten die Schüler "unter Verwendung von Haargel und Tüchern" auch neue Frisuren aneinander ausprobiert, dies "aber offenbar doch mit Bezug auf Mode, Sitten und Kultur im römisch besetzten Palästina zur Zeit Jesu".

Die Lehrerin habe es "unter schwierigen Bedingungen mit teilweise sehr schwierigen Schülern vielleicht zu originell angelegt", für sie sei der Fall aber erledigt.

Hm, Frau Kollegin, das hätte besser laufen können, oder?

Note: Nicht befriedigend

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