Forschung in Wien läuft

Gibt’s bald Häuser aus altem Brot und Öffi-Bauschutt?

Künftig sollen ungenutzte Abfälle der Stadt Wien für Architektur und Industrie verwendet werden können. "Biofabrique Vienna" forscht nun für 100 Tage.

Wien Heute
Gibt’s bald Häuser aus altem Brot und Öffi-Bauschutt?
Die Wiener Linien stellen als Partnerunternehmen ihre Abfallmaterialien der Baustellen zur Verfügung.
Wiener Linien

Für 100 Tage wird mit den Abfällen und ungenutzten Ressourcen der Stadt Wien experimentiert. So soll neues Material für Architektur, Design und Industrie entwickelt werden. Das ganze findet in der sogenannten "Biofabrique Vienna" statt, die am 5. April im Rahmen der Klima Biennale am Festivalareal am Nordwestbahnhof eröffnet hat.

Ressourcen aus dem urbanen Umfeld

Das Pilotprojekt, von der Wirtschaftsagentur Wien und dem Atelier LUMA ins Leben gerufen, soll zeigen, wie aus ungenutzten Ressourcen aus dem urbanen Umfeld neue Produkte geschaffen werden können. Die ersten Ergebnisse werden noch während der Laufzeit der Klima Biennale von Band gehen. Im September soll dann ein Teil der Festivalzentrale der Vienna Design Week mit Material der "Biofabrique Vienna" designed und gebaut werden.

Die Wiener Linien, die Bäckerei Ströck und Wienerberger AG sind als erste Wiener Partnerunternehmen mit dabei.

In der Biofabrique Vienna wird an modernen Baustoffen für Projekte aus urbanem Abfall gearbeitet.
In der Biofabrique Vienna wird an modernen Baustoffen für Projekte aus urbanem Abfall gearbeitet.
Visvaldas Morkevicius/Adrian Deweerdt

Wiener Partnerunternehmen "spenden" Abfall

Seit über 120 Jahren prägen die Wiener Linien die Stadt. Mit dem U-Bahn-Ausbau U2xU5 wird aktuell Wiens größtes Klimaschutz- und Infrastrukturprojekt realisiert. Diese Baustellen halten für die "Biofabrique Vienna" wertvolle urbane Ressourcen bereit. Der massive tägliche Aushub kann zum Beispiel zu Baumaterialien weiterverarbeitet und im Sinne der Kreislaufwirtschaft wieder im Öffi-Ausbau verwendet werden.

Das Wiener Familienunternehmen Ströck umfasst 79 Filialen in Wien und Umgebung. Der Bioanteil des verwendeten Mehls liegt bereits bei 70 Prozent, das Getreide stammt zu 100 Prozent aus Österreich. Nachhaltigkeit ist der Handwerksbäckerei wichtig: aus Altbrot wird Kraftfutter für Tiere oder auch Biogas für nachhaltigen Strom. Für die "Biofabrique Vienna" stellt Ströck Backwarenreste, wie etwa Teig und Mehl, zur Verfügung, die zu neuen Baustoffen verarbeitet werden.

Auch Bäckerei Ströck sammelt Backwarenreste für die Herstellung neuer Baustoffe.
Auch Bäckerei Ströck sammelt Backwarenreste für die Herstellung neuer Baustoffe.
Stadt Wien

Die Wienerberger AG ist mit über 200 Werken in 28 Ländern der größte Ziegelproduzent weltweit und ein führender Produzent von Rohrsystemen und Flächenbefestigungen. Auch hier spielen nachhaltige Lösungen eine immer wichtigere Rolle, um proaktiv an den Herausforderungen des Klimawandels arbeiten zu können. Als Partner begleitet Wienerberger die "Biofabrique Vienna" mit seiner Expertise zu Fertigungstechniken bei der Herstellung neuer Baumaterialien.

Einzigartiges Ausgangsmaterial

So einzigartig wie die Ausgangsmaterialien werden auch die neuen Werkstoffe sein. Jede Stadt habe ihren ganz eigenen Mix aus ungenutzten Ressourcen, die künftig genutzt werden sollen. "Mit der Biofabrique entwickeln wir neue Formen der Produktion für ein klimaneutrales Wien. Mit dem Prototyp wollen wir zeigen, wie wir im urbanen Umfeld Abfall minimieren und gleichzeitig neue Werkstoffe generieren können", so Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien.

Großes Interesse der Wiener Industrie

Die "Biofabrique Vienna" soll neben Materialien für Architektur und Design auch ein Modell für Kreislaufwirtschaft in der industriellen Produktion entwickeln. Somit sollen sowohl Hoch- und Tiefbau profitieren genauso wie die Lebensmittelindustrie.

Tägliche Workshops für Studierende

Vor Ort werden während der Klima Biennale täglich Workshops und Lehrveranstaltungen der TU Wien abgehalten, um neue Ideen und Prozesse zur Materialentwicklung zu entwickeln. Neben Industrieproduktion stehen unter anderem Textilien und Lebensmittel im Fokus der täglichen Schauproduktion und -forschung.

Für Besucher steht die "Biofabrique Vienna" an fünf Tagen die Woche offen. Ein Rahmenprogramm aus Vorträgen und Diskussionen sowie ein Symposium begleiten den Prozess.

Informationen für Interessierte

Der Eintritt zur "Biofabrique Vienna" ist nur mit dem Klima Biennale Festivalpass möglich. Dieser kann am Festivalareal abgeholt werden, Preis: Pay as you wish.

Öffnungszeiten: 5. April bis 14. Juli 2024
Mi–Fr: 12–20h
Sa–So: 10–18h

In der Woche vom 6. April bis 14. April, täglich 10–20 Uhr

Adresse:
Festivalareal Nordwestbahnhof
Nordwestbahnstraße 16
1200 Wien

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