Wirtschaft
Gewerkschaft will 4-Tage-Woche für alle
Der Österreichische Gewerkschaftsbund möchte die Gesundheit der Arbeitnehmer verbessern. Gefordert wird eine 4-Tage-Woche und mehr Urlaub.
Der digitale Wandel hat massive Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Wie die leitende ÖGB-Sekretärin Ingrid Reischl am Donnerstag in einem Pressegespräch betont, steige der Arbeitsdruck ständig. Vier von fünf Arbeitnehmern seien in der Freizeit für den Arbeitgeber erreichbar und das werde meist weder finanziell noch zeitlich abgegolten.
"Als Ausgleich fordern wir mehr Freizeit - die Vier-Tage-Woche und mehr Urlaub", erklärt die Vorsitzende der Gewerkschaft GPA-djp, Barbara Teiber. "Am liebsten wäre uns natürlich die sechste Urlaubswoche für alle."
Die Gesetzgebung hat sich dem rasanten digitalen Wandel nicht angepasst. "Es mangelt an Normen und Bestimmungen", so der Bundessekretär der Gewerkschaft PRO-GE, Peter Schleinbach.
Die Definition des Begriffs "Arbeitszeit" habe sich ebenfalls verändert. "Wir fürchten uns nicht vor der Digitalisierung, aber wir müssen uns gemeinsam auf die Suche nach neuen Regularien begeben, damit das der Komplexität in der Wirtschaft entspricht."
Mehr Frühpensionierungen durch Burn-out
Laut Reischl haben sich die psychischen Erkrankungen bei Arbeitnehmern in den letzten 20 Jahren verdreifacht. "Jede dritte Frühpensionierung ist durch eine psychische Erkrankung bedingt", sagt die leitende ÖGB-Sekretärin. Burn-out ist von der WHO bereits als Krankheit anerkannt.
Weitere Forderungen der Interessenvertreter an die Politik lauten: "Das AMS-Budget darf nicht zum zweiten Mal in Folge gekürzt werden - wir brauchen mehr Geld für aktive Arbeitsmarktpolitik", sagte Teiber anlässlich.
Für Wirtschaftskammer ein "Geben und Nehmen"
Kein Gehör für die Forderungen haben die Wirtschaftskammern Österreichs (WKÖ). "Die vom ÖGB geforderte Arbeitszeitverkürzung löst Herausforderungen durch die Digitalisierung nicht, sondern schwächt nur den Wirtschaftsstandort und damit auch die soziale Sicherheit in Österreich", lässt sich der Arbeitsmarktexperte der WKÖ, Rolf Gleißner, in einer Aussendung zitieren.
Er verweist darauf, dass die durchschnittliche Arbeitszeit in Österreich im Schnitt in den letzten zehn Jahren ebenso gesunken sei wie die Zahl der Überstunden. Auch liege Österreich mit 25 Urlaubstagen und 13 Feiertagen im EU-Spitzenfeld.
Auch das Argument, dass die Arbeitnehmer unter der ständigen Erreichbarkeit leiden würden, lässt die Wirtschaftskammer nicht gelten. Sie beruft sich auf eine Erhebung von Market, wonach "die Nutzung von Smartphone, PC, etc. im Rahmen des Dienstverhältnisses ein Geben und Nehmen" sei. So würden die Mitarbeiter zwar teilweise in der Freizeit Mails beantworten – noch häufiger nutzten sie jedoch tagsüber während der Arbeitszeit die digitalen Medien für private Zwecke. (red)