Kriminalität am Reumannplatz
Gewalt-Hotspot Favoriten: "Man wollte mich abstechen"
Die Waffenverbotszone am Reumannplatz zeigt Wirkung: Es gibt 62 % weniger Strafdelikte. Doch empfinden das die Menschen aus Favoriten auch so?
Brennpunkt Reumannplatz in Wien-Favoriten. Bandenkriminalität, Drogendealer und Gewalt herrsch(t)en hier. Seit Einführung der Waffenverbotszone ist – so zumindest eine offizielle Statistik – die Jugendkriminalität an diesem Hotspot stark gesunken. Laut Landespolizeidirektion gab es von 30. März bis 13. Mai eine Reduktion der Strafdelikte um 62 Prozent - verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. "Heute" hat am Reumannplatz nachgefragt, wie sicher sich die Menschen hier jetzt wirklich fühlen.
„Mir ist noch nichts passiert, aber ich gehe ab Mittag nicht mehr raus. Es wohnt auch keiner meiner Freunde mehr hier, mein Sohn ist auch schon weggezogen.“
Bringt die Waffenverbotszone etwas?
Wir sprechen mit vielen Bewohnern des 10. Bezirks, die meisten wohnen seit Jahrzehnten hier. Sie alle stellen eine starke Veränderung des Sicherheitsgefühls fest. Die generelle Stimmung ist eher negativ, die Menschen haben Angst, alleine am Reumannplatz unterwegs zu sein. Vor allem am Abend trauen sich viele nicht mehr auf die Straße: "Der ganze Bezirk ist ein Problem geworden", so die Meinung vieler Menschen.
Vielen ist schon etwas passiert
Kurt erzählt uns von einer Situation, in der er von 20 Personen umstellt wurde, "die wollten mich abstechen." Die Polizei war gleich da und hat die Situation geklärt, war aber sehr zurückhaltend, so das Opfer. Kurt schiebt die Schuld auf den Zuzug von Migranten, dadurch habe sich vieles zum Schlechten verändert, die Kriminalität sei stark gestiegen. Die Messerverbotszone bringe in seinen Augen nichts:
„Früher war Favoriten ein schöner Bezirk. Ob Waffenverbot oder nicht, jeder hat jetzt eine Waffe mit und es wird weitergehen. Unsere Frauen sind um 9 Uhr zu Hause - danach gehen sie nicht mehr raus, weil sie Angst haben!“
Im Bus "niedergehaut"
Auch Toni ist schon einmal etwas im 10. Bezirk passiert: Er wurde von einem Mann im Autobus "niedergehaut". Eine Frau kam ihm zu Hilfe und die Polizei kam auch sehr rasch. Das verärgerte wiederum die anderen Passagiere, weil der Zwischenfall dazu führte, dass der Bus nicht weiterfahren konnte:
„Die Leute haben sich dann aufgeregt, weil wir nicht weiterfahren konnten. So eine Aggressivität der Leute – das ist zum Weinen. Ich schau nur noch Babys, junge Mütter und Hunde an, alles andere ist ein Wahnsinn“
Vorfälle wie diese sind - so die Erzählungen der Bewohner - kein Einzelfall. Favoriten wird von vielen nach wie vor als "unsicher" eingestuft und die neue Waffenverbotszone ändert daran wenig. Die meisten Menschen haben wenig Hoffnung, dass sich das irgendwann ändern wird.
Auf den Punkt gebracht
- Seit der Einführung der Waffenverbotszone am Reumannplatz in Wien-Favoriten ist die Anzahl der Strafdelikte um 62 % gesunken
- Viele Menschen fühlen sich dennoch unsicher: Die Mehrheit der befragten Personen findet nicht, dass die Waffenverbotszone etwas bringt
- Viele haben hier selbst schon gefährliche Situationen erlebt, in denen sie bedroht wurden