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Mückstein-Ministerium lehnt diese Corona-Neuerung ab
Experten wollen neue Richtwerte für Geimpfte und Ungeimpfte, das Gesundheitsministerium lehnt dies jedoch ab und setzt auf lokale Maßnahmen.
In ganz Europa breitet sich die Delta-Variante rasend schnell aus. Laut der AGES wurden in Österreich bisher 2.692 Delta-Fälle registriert. Die 7-Tages-Inzidenz liegt derzeit bei 26,8. Im Gegensatz zum Frühjahr gibt es mittlerweile aber 4,1 Millionen vollimmunisierte Menschen. 5,1 Millionen haben zumindest die erste Impfung erhalten. Für Experten stellt sich nun die Frage, ob eine Angabe der 7-Tages-Inzidenz als Richtwert noch sinnvoll ist.
So schlug Epidemiologe Gerald Gartlehner in der "Presse" nun vor, eine 7-Tages-Inzidenz für Geimpfte und Nicht-Geimpfte zu erstellen. So könne man die Unterschiede deutlicher erkennen. "Prinzipiell sind wir mit der 7-Tages-Inzidenz gut gefahren und werden das auch weiterhin tun. Die 7-Tages-Inzidenz ist wie eine Art Tachometer, wir müssen wissen, wo wir liegen und wie aktiv das Virus ist. Dazu muss man aber sagen, wir haben nie nur auf diesen Wert geschaut, sondern auch auf das Systemrisiko, also die Auslastung in den Spitälern berücksichtigt", erklärt Katharina Reich, Chief Medical Officer im Gesundheitsministerium, im "Ö1-Mittagsjournal".
Aufspaltung der 7-Tagesinzidenz nicht geplant
Auch auf "Heute"-Anfrage erklärte das Gesundheitsministerium nun: "Die 7-Tagesinzidenz ist ein wesentlicher Indikator für die Beurteilung des Pandemiegeschehens, da sie Auskunft über die Verbreitungsgeschwindigkeit und die lokale Aktivität des Virus gibt. Zudem erlaubt sie internationale Vergleiche. Daher wird auch künftig nicht von dieser Kennzahl abgewichen. Allerdings wurde und wird dieser Wert nie isoliert betrachtet, sondern muss immer in Korrelation mit der Auslastung in den Spitälern gesetzt werden. Nur so können konkrete Prognosen über das zu erwartende Systemrisiko getroffen und entsprechende Maßnahmen zielgenau gesetzt werden."
Ob bald eine 7-Tagesinzidenz für Geimpfte und Nicht-Geimpfte kommen könnte? "Eine Aufspaltung der 7-Tagesinzidenz für Geimpfte und Nichtgeimpfte ist nicht angedacht, damit gesetzte Maßnahmen verständlich bleiben und es zu keiner Spaltung innerhalb der Bevölkerung kommt", hält eine Sprecherin des Ministeriums fest.
Trotz steigender Infektionen bleiben Spitäler stabil
Künftig will man laut dem Gesundheitsministerium mehr auf lokale Maßnahmen setzen: "Die 7-Tagesinzidenz wird weiterhin ein wichtiger Indikator bleiben, um Infektionsgeschehen lokal zu verorten und rechtzeitig zielgerichtet reagieren zu können. Ein Schwerpunkt wird dabei auf lokale Maßnahmen gesetzt. Einen absoluten Inzidenzwert festzulegen, ab dessen Überschreitung Maßnahmen für ganz Österreich schlagend werden, wäre in der aktuellen Situation wenig zielführend."
Während durch die Delta-Variante die Infektionszahlen in die Höhe schießen, ist die Situation in den Krankenhäusern weiterhin stabil. Wie "Heute" am Donnerstag in Erfahrung bringen konnte, meldeten gleich fünf Bundesländer dem Krisenstab überhaupt keine Belegung mehr. Österreichweit werden derzeit 26 für Covid-19 reservierte Intensivbetten (davon gibt es maximal 828) von Patienten in Anspruch genommen.
Die niedrigste Impfquote und die höchsten Ansteckungszahlen gibt es derzeit bei den 18- bis 35-Jährigen.