Wegen Bim-Verlängerung
Geschäftsleute in Angst: "Wir können alle zusperren"
Die Linie 18 könnte bald auf einer anderen Strecke geführt werden. Das hätte fatale Folgen für die Geschäftsleute bei der U3 Schlachthausgasse.
Für die Stadt Wien ist es ein wichtiges Öffi-Projekt, doch für über 500 Menschen ein großes Ärgernis: die geplante Verlängerung der Bim-Linie 18 vom 3. in den 2. Bezirk. Seit das Projekt seitens der Stadt vor rund einem Jahr bekanntgegeben wurde, regt sich Widerstand – und dieser klingt bis heute nicht ab.
"Wir wissen von nichts. Man kommuniziert nicht mit uns und wir fühlen uns im Stich gelassen", bringt es Ronald Brochmann im Gespräch mit "Heute" auf den Punkt. Seit 1997 betreibt er den Frisörsalon direkt bei der U3 Schlachthausgasse. Die große Sorge, die hier unter den Geschäftsleuten herrscht, ist, dass die Wendeschleife im Zuge des Projektes wegfällt und die Straßenbahn direkt über die Schlachthausgasse geführt wird. Das wäre eine wirtschaftliche Katastrophe für die Lokale und Dienstleister auf dem Platzl. "Dann ist hier alles tot", meint Brochmann.
"Ich verliere meine ganze Laufkundschaft"
Spielzeughändler, Trafik, Würstelstand, Nagelstudio und Nahversorger beleben das kleine Grätzl rund um die U3-Station. Sie alle sind nicht begeistert von der geplanten Bim-Verlängerung – und noch weniger davon, dass bis heute keine genauen Pläne herausgegeben wurden.
„Wenn die Bim die Schleife tatsächlich nicht mehr fährt, kann ich zusperren. Ich würde meine ganze Laufkundschaft verlieren“
Seit zehn Jahren betreibt Stjepan Pokupcic den "18er-Grill". Schon seit Ende der Pandemie und auch nachdem in der U3-Station die WCs geschlossen wurden, merkt er einen Rückgang an Kunden. Bald müsste er den Vertrag für den Stand verlängern, doch angesichts der ungewissen Situation weiß er nicht, was er tun soll. "Wenn die Bim die Schleife tatsächlich nicht mehr fährt, kann ich zusperren. Ich würde meine ganze Laufkundschaft verlieren", so der Würstelstandler.
Unternehmer ärgern sich: Niemand will etwas sagen
"Es gibt Projektierungen, in denen die Wendeschleife aufgelöst wird. Ich bin seit langer Zeit mit Bezirksvorstehung, mehreren Bezirkspolitikern und den Wiener Linien in Kontakt, doch niemand weiß etwas oder will etwas dazu sagen", kritisiert Brochmann.
Online informiert die Stadt Wien, dass im Bereich der Wendeschleife "umfangreiche Adaptierungsmaßnahmen erforderlich sind". Richtung Stadion soll die Linie 18 über Markhofgasse, Würtzlerstraße und Schnirchgasse geführt werden. "In Richtung Burggasse-Stadthalle wird die Linie 18 direkt über die Schlachthausgasse und die zum Teil bereits bestehenden Gleisanlagen geführt", heißt es auf der Website.
Kein Grund zur Sorge?
Eine Anfrage bei den Wiener Linien nach genaueren Plänen verläuft ins Leere. Man befinde sich noch in der Detailplanung und könne daher nichts zu der zukünftig geplanten Streckenführung sagen, heißt es.
Seitens der Landstraßer Bezirksvorstehung versucht man wiederum zu beruhigen: "Die Station bei der Markhofgasse bleibt, wie sie ist und wird nur ein bisschen umgebaut. Die Schleife bleibt in allen Projektierungen erhalten", heißt es aus dem Büro von Bezirksvorsteher Erich Hohenberger (SPÖ).
Baubeginn für 2025 ist zumindest fix
Die Kritikpunkte bezüglich der Bim-Verlängerung reichen aber noch weiter: Es geht etwa um die geplante Verkürzung der Buslinie 77A bis zur Markhofgasse, um die geplante Durchfahrtsperre in der Stadiongallee oder um den Stellplatzverlust durch die Errichtung neuer Haltestellen in der Würtzlerstraße - Schnirchgasse. Über 590 Unterschriften aus dem 2. und 3. Bezirk wurden vergangenes Jahr gegen das Vorhaben der Stadt gesammelt.
Die Stadt und die Wiener Linien halten aber weiter an dem Vorhaben fest. Baubeginn ist für Mai 2025 geplant. Ab Herbst 2026 soll die Bim dann von der U2-Station Stadion bis zur U6-Station Burggasse fahren. Sieben neue Haltestellen werden errichtet. Auf genauere Details müssen die Geschäftsleute im 3. Bezirk aber wohl noch weiter warten.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Die geplante Verlängerung der Bim-Linie 18 in Wien sorgt für Unmut bei Geschäftsleuten, da die Wendeschleife wegfallen und die Straßenbahn direkt über die Schlachthausgasse geführt werden könnte
- Die betroffenen Unternehmer fühlen sich im Stich gelassen, da ihnen keine genauen Pläne mitgeteilt wurden und sie befürchten, ihre Laufkundschaft zu verlieren
- Trotz Kritik seitens der Geschäftsleute halten die Stadt und die Wiener Linien weiterhin an dem Projekt fest, dessen Baubeginn für Mai 2025 geplant ist