Motorsport-Legende erklärt
Gerhard Berger: "Verstappen der Beste aller Zeiten"
Österreichs PS-Ikone Gerhard Berger sieht in Red-Bull-Star Max Verstappen den besten Formel-1-Piloten aller Zeiten. Der 64-Jährige erklärt, warum.
Österreichs früherer Formel-1-Star Gerhard Berger raste einst gegen Legenden wie Ayrton Senna in der PS-Königsklasse um Siege. Auf die Frage, wer der beste Fahrer aller Zeiten ist, antwortet die Motorsport-Ikone dennoch für viele überraschend: Max Verstappen.
Der Tiroler vergleicht im Interview mit "Auto, Motor, Sport" die größten Namen des Sports, kommt zum Schluss, dass der dreifache und amtierende Weltmeister im Ranking die Nase vorne hat. Berger: "Es fällt einfach auf, dass Max immer am richtigen Platz ist. Am Start, in der ersten Kurve, im Zweikampf. Ich finde nichts, was man noch besser machen könnte als er. Deshalb ist Max Verstappen wahrscheinlich der Beste, den wir je in der Formel 1 gesehen haben."
Warum Verstappen Bergers Nummer 1 ist
Verstappen-Rivale Lewis Hamilton hält wie Michael Schumacher bei sieben WM-Titeln. Senna wurde drei Mal Weltmeister, ehe er im Alter von 34 Jahren beim Unfall in San Marino viel zu früh aus dem Leben gerissen wurde.
Berger erklärt: "Ich bin bei der Frage ein bisschen befangen. Weil ich mit und gegen Ayrton Senna gefahren bin, setze ich ihn meistens auch an die erste Stelle. Da beginnt aber schon die Frage: Wie bewertet man so etwas? Eigentlich geht es nur mit Fakten oder Zahlen. Und da musst du Michael Schumacher an die erste Stelle setzen. Senna hat mit seinem Talent und seinen übernatürlichen Fähigkeiten im Auto beeindruckt. Jetzt, mit Max Verstappen haben wir aber einen, da zweifle ich selbst, ob meine alte Wertung noch stimmt. Max hat in der letzten Saison nicht einen Fehler gemacht. Dem Senna ist das wenigstens hin und wieder noch passiert. Senna und Schumacher haben seinerzeit davon profitiert, dass sie von klein auf im Kart gefahren sind und nichts anderes im Leben gemacht haben, als Rennen zu fahren. Das trifft heute auf alle Fahrer zu. Verstappen aber fährt in seiner Freizeit noch virtuell Rennen am Simulator. Manchmal drei am Tag. Der ist also immer mit diesem Thema beschäftigt. Er spielt gedanklich durch, wo man überholen kann und wo nicht. Dieses Werkzeug hatten weder Senna, Schumacher noch Hamilton."
Ende der Red-Bull-Ära?
Wie die Dominanz von Verstappens Rennstall Red Bull Racing noch anhalten werde? "In der Formel 1 kommt es immer anders, als man denkt. Die Latte liegt sehr hoch. Wenn Red Bull seine Truppe so zusammenhält, wird es schwer sie einzuholen. Funktionieren kann es nur, wenn die anderen radikale Schritte machen. Ferrari traue noch am meisten zu. Sie waren in der zweiten Saisonhälfte besser, als es die Ergebnisse gezeigt haben. Mercedes und Hamilton darf man nie unterschätzen, und auch McLaren macht einen sehr guten Job."
Berger macht sich keine Sorgen, dass die Formel 1 durch die Eintönigkeit ein Problem bekommen könnte: "Wir haben schon zu Schumachers Zeiten gesagt: Das kann nicht lange gutgehen. So eine Dominanz weckt aber auch eine gewisse Begeisterung, selbst bei mir. Du bist dann einfach von der Perfektion gefangen. Dass der Fahrer wieder keinen Fehler macht, dass das Team wieder jeden Boxenstopp in Bestzeit abspult, dass das Auto wieder nicht stehenbleibt und der Motor wieder hält. Das übt schon eine Faszination aus und man will einfach wissen, ob es beim nächsten Mal wieder so sein wird."