50,4 Prozent weiblich
Gender-Hammer! Ärztekammer wird zur Ärztinnenkammer
Weil über 50 Prozent der Mitglieder weiblich sind, entschied man sich zur Namensänderung. Das gab die Standesvertretung in einer Aussendung bekannt.
Es ist eine Debatte, die nicht nur Niederösterreich seit Jahren prägt: Gendern: Ja, oder nein? In offiziellen Behördenunterlagen ist Gendern in Niederösterreich seit dem 1. August 2023 sogar offiziell geregelt.
Die Ärztekammer Niederösterreich wagt nun mit einer Namensänderung einen Vorstoß in der Debatte und wird wohl damit für großen Aufruhr sorgen. Weil 50,4 Prozent der Mitglieder weiblich sind, beschloss der Vorstand eine Namensänderung in "Ärztinnen und Ärztekammer für Niederösterreich" in ihrer Kommunikation und im Außenauftritt.
Zweite nach Vorarlberg
Alleine sind die Medizinerinnen mit ihrer Standesvertretung damit in Österreich allerdings nicht. "Wir folgen damit der Ärztinnen- und Ärztekammer für Vorarlberg, die diese Namensänderung im Außenauftritt bereits umgesetzt hat, soweit es rechtlich möglich ist", erklärt Johanna Zechmeister, Turnusärztin und Kurienobmann-Stellvertreterin der angestellten Ärztinnen.
Seit 1900 dürfen Frauen in Österreich Medizin studieren. "124 Jahre lang waren sie dennoch im Namen ihrer Standesvertretung nicht präsent", kritisiert die Kammer in einer Aussendung. Die Zahlen der einzelnen Berufsfelder sprechen dabei für sich. In manchen Fachgruppen betrage der Frauenanteil sogar über 60 Prozent.
Mit der Namensänderung wolle man insbesondere "die Geschlechterrealität in unserem Bundesland abbilden", mein Dagmar Fedra-Machacek, Kurienobmann-Stellvertreterin der niedergelassenen Ärztinnen.
Frauen in Medizin oft vergessen
Dass das weibliche Geschlecht in der Medizin oft vergessen wird, ist aber nicht nur in der Namensgebung vieler Standesvertretungen der Fall. Auch wissenschaftlich gesehen ziehen Frauen oft den Kürzeren oder sie werden falsch diagnostiziert, weil Maßstäbe oft am männlichen Geschlecht gemessen werden.
Bei der Erforschung von Medikamenten werden Frauen etwa deshalb oft nicht berücksichtigt, da ihre Körper aufgrund der Menstruation "zu starken Hormonschwankungen" unterliegen. Das würde notwendige Studien wesentlich teurer machen und sie würden länger dauern. Skurril: Menstruationsprodukte wie Tampons wurden erst vor kurzer Zeit tatsächlich mit Blut getestet anstatt mit Wasser.
"Nichts Wichtigeres zu tun?"
Im Vorfeld der Namensänderung wurde die Standesvertretung bereits mit viel Kritik versehen: "Oft wurden wir mit der Frage konfrontiert, ob wir nichts Wichtigeres zu tun hätten", verdeutlicht Fedra-Machacek. Die Zahlen sprächen aber für sich und das wolle man mit dem neuen Namen zeigen, auch in Hinblick auf die Gesundheitsreform. "Ja, es ist wichtig, denn die Medizin ist weiblich und das soll auch nach außen sichtbar sein", so die Ärztin.
Auf den Punkt gebracht
- Die Ärztekammer Niederösterreich hat aufgrund eines Frauenanteils von 50,4 Prozent beschlossen, ihren Namen in "Ärztinnen und Ärztekammer für Niederösterreich" zu ändern, um die Geschlechterrealität besser abzubilden
- Diese Entscheidung folgt dem Beispiel Vorarlbergs und soll die Sichtbarkeit von Frauen in der Medizin erhöhen, trotz Kritik, dass es wichtigere Themen gäbe