Bei Sanierungsarbeiten
Gemeindebau: "Teil der Decke traf fast meinen Sohn (1)"
Wassereinbrüche, Schimmel, herabstürzender Beton: Bei Arbeiten in einem Liesinger Gemeindebau läuft laut Mietern einiges schief. "Heute" war vor Ort.
Seit rund eineinhalb Jahren wird der Gemeindebau in der Gergorygasse totalsaniert. Wiener Wohnen spricht von einem "sehr schönen und innovativen Projekt zur nachhaltigen Sanierung". Alle Wohnblöcke erhalten im Zuge der Arbeiten Aufzüge, durch thermische Sanierung sollen die Heizkosten massiv sinken.
„Sie könnten wenigstens Bescheid geben, wenn gefährliche Arbeiten gemacht werden“
Doch der Weg dahin ist laut, staubig und für viele Mieter mehr als nervenaufreibend, wie ein "Heute"-Lokalaugenschein zeigt: "Bei Stemmarbeiten fiel plötzlich ein Stück der Betondecke herunter, traf fast meinen einjährigen Sohn", schildert George (33), der hier mit seiner Familie wohnt. "Sie könnten wenigstens Bescheid geben, wenn gefährliche Arbeiten gemacht werden", so der zweifache Vater. Der Vorfall war am 4. Juli, am 27. August wurde das Loch repariert.
Gertrude (86), wohnt seit Jahrzehnten in dem Gemeindebau. Sie klagt nicht nur über Lärm und Staub, sondern auch über Schimmel. Dieser blühe seit einem Wassereinbruch bei einem Starkregen an mehreren Wänden und Decken in der Wohnung.
Mieter wandten sich an die FPÖ
Mehrere Mieter wandten sich an FPÖ-Wohnbau-Ombudsmann Michael Niegl. Seit Beginn würden die Mieter unter extremer Staubbelastung, Erschütterungen und ohrenbetäubendem Lärm, weit über der gesundheitsschädigenden Dezibel Grenze von 85 Dezibel, leiden. Dazu kommen die durch unsachgemäße Durchführung verursachten Schäden, wie Sprünge und Risse im Mauerwerk, durchbohrten von Wänden, Beton-Abplatzungen und Wassereintritt, sagt Nigel zu "Heute".
"Chaos-Sanierung" und "Pfusch am Bau"
Der FPÖ-Wohnbau-Ombudsmann spricht von einer "Chaos-Sanierung" und "Pfusch am Bau": "Das alles hätte verhindert werden können, wären unsere Warnungen ernst genommen worden. Denn wir Freiheitliche fordern seit mehr als zehn Jahren, dass Sockelsanierungen mit Aufzugszubau und Dachausbau nicht im laufenden Wohnbetrieb durchzuführen, sondern die Mieter für die Intensivbauzeit in Ausweichquartiere umzusiedeln", so Niegl.
"Ich stelle mir die Frage, was bei Wiener Wohnen los ist. Warum werden Pflichten als Vermieter derart vernachlässigt? Wo bleibt die soziale Verantwortung für die Mieter welche unter unerträglichen Belastungen leiden? Bei vielen Sanierungen herrscht 'Pfusch am Bau' und andere Gemeindebauten werden so lange vernachlässigt, bis diese Einsturzgefährdet sind", so Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp. Er fordert Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) dazu auf, "endlich für Ordnung zu sorgen und dieses Chaos zu beenden“.
Das sagt Wiener Wohnen
Wiener Wohnen bedauert auf "Heute"-Anfrage die Probleme. Den Betroffenen seien Mietzinsminderungen von bis zu 100 Prozent, sowie Sodexo-Gutscheine über 100 € angeboten worden. Weiters gebe es die Möglichkeit, eine Ersatzwohnung zu beziehen. "Bislang wurde das jedoch nicht in Anspruch genommen", heißt es. Schimmel solle man sofort unter der Telefonnummer 05 75 75 75 melden.
Zu den Wasserschäden heißt es: "Für die Arbeiten an den Dachgeschoßausbauten werden die Bestandsdächer abgebaut und das Gebäude zum Schutz vor Regen abgedeckt. Allerdings kann es bei Starkregenereignissen, die immer häufiger stattfinden und bei denen innerhalb kürzester Zeit große Mengen Regen pro Quadratmeter fallen, passieren, dass diese Abdeckungen den Regenmassen nicht standhalten können."
Wiener Wohnen verweist auf die örtliche Bauaufsicht und das Team des Projektmanagements. Diese würden in laufendem Kontakt mit den Mietern stehen, um alle Anliegen rasch lösen zu können. Es gibt eigens einen Infocontainer in der Wohnhausanlage, der an drei Tagen die Woche besetzt ist (Montag von 10-12 Uhr, Mittwoch von 15-17 Uhr und Freitag von 16-18 Uhr)
Auf den Punkt gebracht
- Bei den Sanierungsarbeiten in einem Gemeindebau in der Gergorygasse in Liesing kommt es laut Mietern zu erheblichen Problemen wie Wassereinbrüchen, Schimmel und herabstürzendem Beton, was zu gefährlichen Situationen und großer Belastung führt
- Wiener Wohnen bedauert die Vorfälle und bietet Mietzinsminderungen sowie Ersatzwohnungen an, während die FPÖ scharfe Kritik an der Durchführung der Sanierung übt und eine Umsiedlung der Mieter während der Bauarbeiten fordert