Geklärt: Das Huhn war ganz sicher vor dem Ei da!

Neues von den legendären Aardman Animations Studios von Peter Lord und Nick Park. Die Schöpfer solcher Animations- und Stop Motions-Klassiker wie "Wallace & Gromit - Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen" oder "Shaun das Schaf - Der Film" legen 23 Jahre nach ihrem ersten abendfüllenden Film "Chicken Run - Hennen rennen" die direkte Fortsetzung nach, die ab Freitag als "Chicken Run: Dawn of the Nugget" auf Netflix zu sehen ist. Die Zeitspanne überrascht natürlich, weil Hühner in der Regel nur zwischen drei bis fünf Jahren leben, selten zehn Jahre alt werden und nur sehr selten 15 Jahre. Das gilt jetzt übrigens nicht für Hühner, die gegessen werden, die werden in der Regel nur 40 Tage alt. Das können wir an der Stelle auch ganz ruhig sagen, denn wer sich den neuen Film anschaut, wird zumindest kurzfristig weniger Lust auf Hühnerfleisch haben. 

"Chicken Run" war im Jahr 2000 eine halbwegs kindergerechte Adaption von John Sturges Antikriegsfilm "Gesprengte Ketten" (1963), der von einer Massenflucht alliierter Kriegsgefangener (u.a. Steve McQueen, James Garner & Charles Bronson) aus einem deutschen Gefangenenlager während des zweiten Weltkriegs handelt. In "Chicken Run" gingt es um den amerikanischen Hahn Rocky (damals gesprochen von Mel Gibson) der als Neuzugang auf die Hühnerfarm von Mr. und Mrs. Tweedy (Miranda Richardson) kam. Schon vor seiner Ankunft versuchte die Henne Ginger (damals gesprochen von Julia Sawalha) einen Ausbruchsplan für die Hühner zu erarbeiten, denn wer hier nicht laufend für genug für Eier-Nachschub sorgte, verschwindet auf unerklärliche Weise. Auch das Auftauchen einer hypermodernen "Hühnerpastetenmaschine" sorgte bei den Insassen der Hühnerfarm für Unbehagen. Am Ende des Films gelang die Flucht vor den Tweedys und fast alle Hühner konnten sich auf eine weit entfernte Flussinsel retten, auf der sie vor jeglicher Verfolgung sicher waren. Und dann kamen Rocky und Ginger natürlich aus zusammen. Aber das war vor 23 Jahren…

Der neue Film "Chicken Run: Dawn of the Nugget" setzt natürlich nicht erst 23 Jahre nach dem Vorgänger an, sondern zu einem nicht näher definierten Zeitpunkt nach der gelungenen Flucht. Die Hühner sehen immer noch so aus wie damals, nur ihre Stimmen klingen etwas anders. Das liegt natürlich daran, dass viele der Stimmen neu besetzt wurden, nachdem sie sonst ganz einfach zu alt geklungen hätten. So wird Rocky nun etwa von "Shazam"-Star Zachary Levi und und Ginger von "Westworld"-Hauptdarstellerin Thandiwe Newton gesprochen. Von alten Stimmcast sind noch die "The Crown"-Queen Imelda Staunton und Mr. Tweedy Miranda Richardson dabei. Die Hühner leben auf der Insel ein Traumleben in absoluter Ruhe. Zumindest bis sich bei Ginger und Rocky Nachwuchs einstellt. Töchterchen Molly schlüpft aus einem Ei und wächst fast im Minutentakt zu einem rebellischen Teenager heran. Und dieser Teenager (gesprochen von "The Last of Us"-Star Bella Ramsey) will mit dem altmodischen und faden Leben auf der Insel nichts mehr zu tun haben und die Welt da draußen entdecken. Also reisst Molly aus. 

Zwar können Rocky und Ginger Molly am Festland einholen, sie wird aber von einem Fahrer von "Fun Land Farm" aufgegriffen und mitgenommen. Rocky und Ginger finden heraus, dass es sich bei dieser Farm um einen Ort voller glücklicher Hühner handeln soll, die aber offenbar alle gefangen gehalten werden. Um Molly und mögliche andere Hühner zu befreien, muss nun also ein Plan entwickelt werden, nach dem Ausbruch von der Farm der Tweedys nun in die "Fun Land Farm" einzubrechen. Denn entgegen der Werbung für diese Hühnerfarm mit glücklichen, spielenden Hühnern, ist dieser Ort nichts anderes als eine Mastanstalt, die noch dazu irgendwie in Verbindung mit Mrs. Tweedy steckt. Ähnlich wie im ersten Film müssen Rocky und Ginger nun militärische Kommandoaktionen durchführen und das natürlich wieder mit einer Truppe Hühner, die großteils nicht die hellsten Kerzen auf der Torte sind. 

Zahlt sich der zweite Teil von "Chicken Run" aus oder ist der Charme nach 23 Jahren verflogen?

"Chicken Run" hat 2000 vor allem davon gelebt, dass die damals verwendete Art der Animation, eine Mischung aus CGI und Stop-Motion etwas noch nie Dagewesenes war, an dem Aardman Animations über fünf Jahre gearbeitet hatte. Bei "Chicken Run: Dawn of the Nugget" waren es immerhin noch drei Jahre Produktonszeit gewesen und der reine Animatonsanteil dürfte diesmal auch höher ausgefallen sein, als die Handarbeit. Optisch sieht der neue Film besser aus, auch wenn er nun etwas an Charme einbüßt. Ursprünglich war für den Film ein regulärer Kino-Release vorgesehen gewesen, Netflix kaufte die Ausstrahlungsrechte aber vorab, um einen animierten Weihnachtshit sicherzustellen. Und das wird der Film auch sicher sein. Man muss den ersten Teil von "Chicken Run" nicht gesehen haben, um den zweiten zu verstehen. Aber es würde einige der vielen Running Gags schneller verständlich machen. Spaß mach "Chicken Run: Dawn of the Nugget" aber auf alle Fälle und man könnte danach Hühner mit ganz neuen Augen betrachten…

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