Start-up unter der Lupe

Geistliche kritisieren "unseriösen" Jesus-KI-Chatbot

Ein Berner Start-up bietet einen Chatbot an, bei dem man mit "Jesus" chatten kann. Berner Geistliche zeigen sich teils abgeneigt, teils zugetan.

Newsdesk Heute
Geistliche kritisieren "unseriösen" Jesus-KI-Chatbot
Avatar Labs will dich mit einem KI-Jesus chatten lassen.
Avatar Labs

Das Berner Start-Up Avatar Labs hat unter Patrick Kappeler und Dani Rütimann den Chat-Bot "Personal Jesus" ins Leben gerufen. Unter @PersonalJesusBot können Nutzerinnen und Nutzer einen Telegram-Chat starten und Jesus von ihrem Leben erzählen, Kummer teilen und Fragen stellen.

"Eine bekannte Persönlichkeit aus dem Religionsunterricht"

"Ich bin letztes Jahr im Krankenhaus gewesen und habe mich dort stark mit meiner eigenen Endlichkeit auseinandergesetzt", so Kappeler zu "20 Minuten". "Ich habe dann sehr viel Zeit damit verbracht, mit Chatbots über philosophische Fragestellungen zu reden und habe da auch gemerkt, wie angenehm, lehrreich und kurzweilig das sein kann."

Mit seinem Ansatz will das Start-Up aus gesichtslosen Chatbots ein empathisches Gegenüber machen: "Für unseren ersten Versuch menschenähnlicher KI-Systeme entschieden wir uns für Jesus – eine bekannte Persönlichkeit aus dem Religionsunterricht, unzähligen Geschichten und Filmen", sagt Kappeler.

Über Telegram kann dem Sohn Gottes geschrieben werden, und er hört zu, gibt Ratschläge und verweist auf Bibelverse.
Über Telegram kann dem Sohn Gottes geschrieben werden, und er hört zu, gibt Ratschläge und verweist auf Bibelverse.
Screenshot Personal Jesus AI

Nicht "woke", aber auch nicht alttestamentarisch

Laut Gründer haben reformierte Pfarrer den Chatbot in theologischen Fragen und in Sachen Seelsorge getestet und das Endergebnis für gut befunden. "Das hier ist unsere Version vom Jesus, so wie wir ihn cool finden: sympathisch, witzig, auf Augenhöhe und korrekt mit Bibelzitaten und historischen Fakten", so der Gründer. "Er ist weder woke noch alttestamentarisch. Er hat christliche Werte, die nicht verhandelbar sind", sagt er.

Wenn man Anzeichen suizidaler oder depressiver Gedanken zeigt, rät er, sich menschliche Hilfe zu suchen. "Die meisten Menschen sind selbstverantwortlich, aber es kann auch sehr verzweifelte User in schwierigen Situationen geben, da stößt die KI natürlich an ihre Grenzen", so Kappeler.

Hier finden Sie Hilfe

Kinder- und Jugendliche
Die Homepage bittelebe richtet sich gezielt an Kinder und Jugendliche.
Rat auf Draht: Tel.: 147. Beratung für Kinder und Jugendliche. Anonym und rund um die Uhr. www.rataufdraht.at.
Kindernotruf: Tel.: 0800 567 567. Der Kindernotruf ist eine 24-Stunden Telefonberatung in akuten Krisen sowie Konfliktsituationen.

Österreichweit
Telefonseelsorge: Tel.: 142 (Notruf), täglich 0–24 Uhr, Telefon-, E-Mail- und Chat-Beratung für Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder Krisenzeiten. Online unter www.telefonseelsorge.at.
Polizei: Tel.: 133, Gefahrenabwehr und Prävention bei Selbst- und Fremdgefährdung, online unter www.polizei.gv.at.
Rettung: Tel.: 144

Männernotruf: Tel.: 0800 246 247, Der Männernotruf bietet Männern in Krisen- und Gewaltsituationen österreichweit rund um die Uhr eine erste Ansprechstelle. Online unter www.maennernotruf.at.
Männerinfo: Tel.: 0800 400 777. Telefonische Krisenberatung rund um die Uhr aus ganz Österreich; bei Bedarf auch gedolmetschte Beratung; anonym vertraulich, kostenlos. Online unter www.maennerinfo.at.

Frauenhelpline: Tel.: 0800 222 555. Die Frauenhelpline gegen Gewalt bietet rund um die Uhr Informationen, Hilfestellungen, Entlastung und Stärkung – auch in Akutsituationen. Online unter www.frauenhelpline.at.
Ö3 Rotes Kreuz Kummernummer: Tel.: 116 123. täglich von 16 bis 24 Uhr, anonym und kostenlos. Weitere Informationen finden Sie auch online unter www.roteskreuz.at.
HPE: Beratungsstelle für Angehörige und Freunde psychisch Erkrankter, hpe.at
Weitere Hilfsangebote unter gesundheit.gv.at/leben/suizidpraevention/betroffene/
krisentelefonnummern.html

"Das Angebot ist unseriös"

Christoph Schuler, seit 2006 christkatholischer Pfarrer in Bern, lehnt den Ansatz des Chatbots ab und warnt davor. "Es ist ein Spiel mit den Fragen, Ängsten, Hoffnungen von Menschen, die auf der Suche nach Wahrheit sind", sagt er zu 20 Minuten. In einer Kirchengemeinde würden sich die Menschen gegenseitig stützen, helfen, ermuntern und miteinander Gottesdienst feiern. Das könne der Chatbot nicht leisten.

"Das Angebot ist unseriös und von einer Benutzung ist abzuraten. Kirchen bieten die Möglichkeit, wirkliche Gemeinschaft zu erleben und einen persönlichen Zugang zu Jesus zu finden", so Schuler.

Für Christian Geltinger, Leiter der Kommunikation der Katholischen Kirche Region Bern, sei es wichtig, zu verstehen, dass Gott nicht auf Kommando verfügbar sei. "Ich bekomme einmal erst sehr viel später eine Antwort auf eine Frage, einmal eine Antwort, die ich gar nicht erwartet hatte, einmal gar keine Antwort", sagt er. "Von einer Maschine bekommen Menschen nur die Antworten, die sie hören wollen."

"Es geht ihnen um das Vermitteln des christlichen Glaubens"

Aufgeschlossener zeigt sich die reformierte Kirche. "Die Website versucht, die Geschichte von Jesus erlebbar zu machen und auf biblischer Basis seelsorgliche Begleitung anzubieten", sagt Markus Dütschler von den reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn auf Anfrage von "20 Minuten". Die Seite mache transparent, dass es sich um KI handelt und nicht um eine Begegnung mit dem lebendigen Jesus.

"An verschiedenen Stellen wird das persönliche Gebet empfohlen oder an eine christliche Gemeinde verwiesen. Das erachten wir als positiv." Form und Inhalt der Vermittlung mögen sich von jenen der Kirchen unterscheiden, so Dütschler. "Doch scheint es den Machern der Webseite tatsächlich um das Vermitteln des christlichen Glaubens zu gehen."

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