Tel Aviv
Geisel-Angehörige stürmen Parlamentssitzung in Israel
Die Angehörigen der Hamas-Geiseln erhöhen den Druck auf die Regierung und Benjamin Netanjahu. Nun haben sie sogar eine Parlamentssitzung gestürmt.
Wie von "Heute" berichtet, wollen die Angehörigen der mehr als 130 in der Gewalt der Hamas befindlichen israelischen Geiseln den Druck auf Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erhöhen. Ihr Ziel: Die israelische Regierung zur Einstellung der Kampfhandlungen bewegen, um sich auf eine Befreiung der Gefangenen zu fokussieren. Den Zelt-Protest vor dessen privatem Haus in Jerusalem werde man erst beenden, sobald der israelische Premier "einem Abkommen zur Rückgabe der Geiseln zustimmt".
Parlament gestürmt
Am Montag setzten die Angehörigen in ihrer Verzweiflung eine weitere publikumswirksame Maßnahme. Sie stürmten eine Sitzung des israelischen Parlamentsausschusses. Sie verlangen größere Anstrengungen, ihre Lieben aus des Fängen der Hamas zu befreien. "Sie werden nicht hier herumsitzen, während sie sterben", stand etwa auf mitgebrachten Plakaten.
Trotz Israels Weigerung, auf die Forderung der islamistischen Hamas nach einem Ende der Kämpfe in Gaza als Bedingung für die Freilassung von Geiseln einzugehen, laufen einem Medienbericht zufolge im Hintergrund weiter Verhandlungen. Wie das "Wall Street Journal" am Sonntag unter Berufung auf diplomatische Kreise berichtete, drängen die USA, Ägypten und Katar beide Seiten zu einem stufenweisen diplomatischen Prozess. Dieser sehe die Freilassung von Geiseln zu Beginn und schließlich den Rückzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen und ein Ende des Krieges vor. Die Verhandlungen sollten in den kommenden Tagen in Kairo fortgesetzt werden, hieß es.
Netanjahu in schwieriger Position
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte die Bedingungen der Hamas am Sonntag abgelehnt. Die Islamisten verlangten für die Freilassung der noch mehr als 130 Geiseln ein Ende des Krieges, den Rückzug der israelischen Streitkräfte und den Fortbestand der Regierungsmacht der Hamas im Gazastreifen, sagte Netanjahu. Zudem forderten sie die Freilassung jener "Mörder und Vergewaltiger", die Israel nach dem brutalen Überfall der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober festgenommen hatte. "Würden wir dem zustimmen, dann wären unsere Soldaten umsonst gefallen", sagte Netanjahu. Dann wäre man "nicht in der Lage, die Sicherheit unserer Bürger zu gewährleisten".
Israel und die Hamas seien aber zumindest wieder zu Gesprächen bereit, nachdem die Unterredungen nach dem Ende einer Waffenruhe Ende November wochenlang stockten, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf mit den Gesprächen vertraute Kreise. Während der einwöchigen Waffenruhe waren 105 Geiseln im Austausch gegen 240 palästinensische Häftlinge freigekommen. Die Bereitschaft beider Seiten, über die Rahmenbedingungen zu sprechen, sei ein positiver Schritt, zitierte die US-Zeitung eine Quelle. Die Vermittler arbeiteten nun daran, die Kluft zu überbrücken.