Observation ab 2. August

Geheim-Akt: So spionierte Geheimdienst Terrorist aus

Verhinderter Anschlag auf Swift-Konzert: Um 17.30 Uhr loggte sich der Staatsschutz in das Handy von Beran A. ein. Um 19 Uhr waren sie vor seinem Haus.

Michael Pollak
Geheim-Akt: So spionierte Geheimdienst Terrorist aus
Die Verdächtigen Beran A. (19) und Luka K. (17). Bei ihm stellten die Verdächtigen Terror-Pickerl sicher.
Helmut Graf, zVg

Brisante neue Enthüllungen zu den Anschlagsplänen auf das Taylor Swift-Konzert in Wien. Die Informationen stammen aus dem Bericht der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) – unsere Verfassungsschützer.

Heimische Nachrichtendienste bekamen Hinweise auf den Terror-Plan vor mehr als zwei Wochen. Am 2. August – also sechs Tage vor dem ersten von drei Konzertterminen – startete die Observation des Verdächtigen Beran A. (19). Vermerk in dem Bericht: Die Infos seien "noch nicht gerichtsverwertbar freigegeben", so die APA.

Ausland lieferte: Name, Telefonnummer und Telegram-Profil

Zu den ersten Informationen gehörte: Es handelt sich wohl um einen Einzeltäter ("Lone Wolf"), der diesen Anschlag plane. "Weiters versucht der potenzielle Attentäter, sich eine Schusswaffe zu besorgen und sollte dies nicht erfolgreich sein, plant der Attentäter einen Anschlag mit Messern", so der Bericht.

Der ausländische Geheimdienst, von dem die Warnung an die Österreicher ging, übergab die Telefonnummer von Beran A., Fotos des Mannes, sein Telegram-Profil und den Hinweis, dass er sich in einschlägigen Foren "Abu Dujana" nenne.

Der DSN peilte erstmals das Handy von Beran A. am 2. August um exakt 17.30 Uhr. Um 19 Uhr wurde sein Haus in Ternitz erstmals observiert.

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    Festgenommen: Beran A. (19) – er soll einen Anschlag auf das Swift-Konzert geplant haben.
    Festgenommen: Beran A. (19) – er soll einen Anschlag auf das Swift-Konzert geplant haben.
    Thomas Lenger, Helmut Graf (Repro)

    Schon am ersten Abend, berichtet die APA aus dem Bericht, bekam der 19-Jährige Besuch von seinem mutmaßlichen Komplizen Luka K. (für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung).

    Am ersten Abend testeten sie Blaulicht und Sirene

    Dabei kam es zur "Probefahrt" mit dem umgebauten Pkw („Heute“ berichtete mehrmals). Dabei testeten die beiden das Blaulicht und die Polizeisirene, die sie in das Auto installierten. Mit diesen Vorrichtungen wollten sie so nah wie möglich an das Stadion gelangen, um ihren blutigen Plan umzusetzen. Ziel: So viele Taylor Swift-Fans wie möglich zu töten.

    Bei weiteren Observationen zeigte sich der Hauptverdächtige im Garten mit FFP2-Maske und Handschuhen. Er schmiss verdächtige Gegenstände in die Biomülltonne.

    Am 7. August um exakt 7.36 Uhr kam es zur Festnahme. Als Sicherheitsvorkehrung wurden zuvor im ganzen Ortsteil Wohnhäuser evakuiert. An der Razzia waren 40 Beamte, Sprengstoffspezialisten und sogar Roboter-Hunde beteiligt.

    Bomben-Labor in der Küche in Ternitz

    Die APA zitiert aus dem Bericht: "In der Küche konnten Gegenstände zur Herstellung einer USBV (Unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtung, ein Synonym für eine Sprengfalle, Anm.) vorgefunden werden. Im Kühlschrank konnte eine Glasflasche mit 45 Gramm flüssigem TATP (Acetonperoxid, ein explosives Gemisch aus Alltagschemikalien wie Wasserstoffperoxid, Aceton und Säure, die in jeder Drogerie erhältlich sind, Anm.) aufgefunden werden. Schnelltest durch BK (Bundeskriminalamt, Anm.) verlief positiv."

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      Hohe Alarmstufe in Ternitz (NÖ, Bezirk Neunkirchen). Auch noch am späten Mittwochnachmittag (07. August 2024)...
      Hohe Alarmstufe in Ternitz (NÖ, Bezirk Neunkirchen). Auch noch am späten Mittwochnachmittag (07. August 2024)...
      T. Lenger/Monatsrevue

      Werner Tomanek, Anwalt von Beran A., beklagt sich, dass der Sprengstoff TATP nicht sichergestellt wurde, sondern von der Polizei vernichtet worden sei. Es handelte sich um eine "Notvernichtung" des TATP "durch Abbrand im Garten", so die Behörde. Der Anwalt kontert gegenüber der APA:  "Dass Beweismittel einfach von der Polizei vernichtet werden, ist neu."

      Alles war versteckt in der Küchenbank

      Von den Ermittlern sichergestellt ist hingegen eine Flasche Aceton (zu einem Drittel gefüllt), weiters eine angebrochene, noch zur Gänze befüllte Flasche mit sechsprozentiger schwefliger Säure und eine ungeöffnete Flasche Wasserstoffperoxid. Alles war versteckt in einer Eckbank in der Küche.

      Anwalt Tomanek: "Damit hätte sich niemals eine funktionsfähige Bombe herstellen lassen … wir sind daher weit von einem Bedrohungsszenario entfernt, das die Absage der Taylor Swift-Konzerte gerechtfertigt hat. Jedes Fußball-Derby zwischen Rapid und Austria Wien hat da ein weitaus höheres Gefahrenpotenzial."

      "Große Anzahl an Menschen zu töten, verletzen oder gefährden"

      Heftig widerspricht der DSN.  Der 19-Jährige habe mit der Herstellung von Sprengstoff und dem Ankauf von Waffen "in vollem Vorsatz und der Absicht, eine große Anzahl an Menschen zu töten, verletzen oder gefährden" gehandelt. Er habe damit – neben den einschlägigen Terror-Bestimmungen im Strafgesetzbuch – auch die Tatbestände des versuchten Mordes im Rahmen einer terroristischen Vereinigung, der Vorbereitung eines Verbrechens durch Sprengmittel und der vorsätzlichen Gemeingefährdung erfüllt.

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        Leserreporter

        Auf den Punkt gebracht

        • Der österreichische Geheimdienst hat den mutmaßlichen Terror-Planer Beran A und seine Komplizen vor dem Taylor Swift-Konzert in Wien observiert, nachdem sie Informationen über einen möglichen Anschlag erhalten hatten
        • Die Observation begann am 2 August und führte zur Festnahme des Hauptverdächtigen am 7 August, bei der Sprengstoff und Materialien zur Herstellung einer Bombe gefunden wurden
        • Der Anwalt des Verdächtigen bestreitet jedoch, dass eine funktionsfähige Bombe hergestellt werden konnte, während der Geheimdienst behauptet, dass der Verdächtige mit der Absicht gehandelt habe, eine große Anzahl von Menschen zu töten
        POM
        Akt.