Keine Ruhe in Linz
"Gefahr in Verzug" – Stadt wählt bald, Politik streitet
Die Politik in Österreich kommt nicht zur Ruhe: Auf Bundesebene wird über mögliche Koalitionen gestritten, auch in Linz gibt es weiter Hickhack.
Feuer am Dach in der Landeshauptstadt: Zuerst musste Dietmar Kerschbaum, Geschäftsführer des Brucknerhauses, den Hut nehmen, weil seine Bestellung geschoben worden war. Dann trat auch noch Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) zurück. Der bittere Grund: Er hatte dem gefeuerten Manager vorab die Fragen der Hearing-Kommission zugespielt.
Jetzt platzte die nächste Bombe: René Esterbauer, vorübergehender Chef des Konzerthauses, wurde "mit sofortiger Wirkung" freigestellt. Nur wenige Stunden zuvor hatte noch ein hochkarätiges Podium – u.a. dabei: Star-Dirigent Franz Welser-Möst – die Zukunft der Konzertstätte diskutiert.
Über die Gründe für Esterbauers vorläufiges Aus lässt der interimistische rote Bürgermeister Dietmar Prammer die Stadt bisher im Dunkeln. Das hat jetzt den schwarzen Vizebürgermeister Martin Hajart auf den Plan gerufen.
In einem Mail an Prammer, das "Heute" vorliegt und auch von VP-Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer unterzeichnet ist, ist von "Gefahr in Verzug" die Rede. "Es sollte nicht wieder der Fehler gemacht werden, dass der Eigentümervertreter als einzige Person auf politischer Ebene informiert ist und alle anderen Vertreter des Stadtsenats im Unklaren gelassen werden", heißt es darin.
Luger doch noch Bürgermeister?
Wer nach Klaus Luger googelt, kommt nicht aus dem Staunen heraus: Die Website klaus-luger.at ist nach wie vor aktiv. "Ich bin stolz darauf, Linzer Bürgermeister sein zu dürfen", heißt es dort.
Und weiter: "Ich bedanke mich für Ihr Vertrauen. Gemeinsam mit meinem Team arbeite ich Tag für Tag für ein soziales und lebenswertes Linz sowie für die Arbeitsplätze der Zukunft."
Zur Erinnerung: Luger ist seit rund eineinhalb Monaten nicht mehr Stadtchef, nachdem sich herausgestellt hat, dass er gelogen hatte.
Sondersitzung gefordert
Hajart und Lang-Mayerhofer pochen nun auf eine Sondersitzung der Linzer Regierung. Dabei solle u.a. geklärt werden, um welche Vorwürfe es sich konkret handle.
Man lasse "alle anderen dumm sterben", kritisiert der VP-Stadtvize. Auch die Grünen bemängeln, dass der Aufsichtsrat nicht informiert wurde. Für die FPÖ "sehen Transparenz und Information anders aus".
Prammer reagierte unterdessen auf das Schreiben der ÖVP: Am Nachmittag lud er für morgen, Freitag, zu einer außerordentlichen Sitzung des Stadtsenats ein. Im Anschluss daran findet die Aufsichtsratssitzung der Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA statt, zu der das Brucknerhaus gehört.
Pikantes Detail: Nach Lugers unfreiwilligem Aus wählen die Linzer am 12. Jänner 2025 einen neuen Bürgermeister. Bleibt die Frage, wie sich der Skandal und der Planungs-Stopp für die neue Digital-Uni darauf auswirken werden.
Auf den Punkt gebracht
- In Linz herrscht politisches Chaos: Nach dem Rücktritt von Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) und der Freistellung von René Esterbauer, dem interimistischen Chef des Brucknerhauses, fordern VP-Politiker eine Sondersitzung, um die Vorwürfe zu klären
- Die Stadt steht vor einer Bürgermeisterwahl im Jänner, während der Brucknerhaus-Skandal und der Planungs-Stopp für die neue Digital-Uni die politische Landschaft weiter belasten