Wirtschaft
Gasspeicher voll – doch mit einer schlechten Nachricht
Die Bundesregierung freut sich über 80 Prozent volle Gasspeicher. Aber wie viel davon heimischen Kunden vorbehalten ist, ist zur Stunde noch unklar.
Gute Nachrichten! Österreich hat das erklärte Ziel von zu 80 Prozent gefüllten Gasspeichern erreicht – und das rund einen Monat vor dem von der EU vorgegebenen Zeitpunkt. Energieministerin Leonore Gewessler geht davon aus, dass es nun keine staatlich vorgegebene Energielenkung braucht. Zusätzlich habe man die Abhängigkeit von russischem Gas von 80 auf 50 Prozent reduziert, freut sich die Grünen-Politikerin.
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Umstände bleiben "herausfordernd"
Doch ein Grund zur Freude ist das nur bedingt. Gewessler warnt weiterhin vor "herausfordernden" Umständen. Die nackten Zahlen: Aktuell befinden sich rund 76 Terrawattstunden Erdgas in den heimischen Speichern. Diese dürften Österreich – Industrie gleichermaßen wie Private – durch den Winter bringen. Österreichs Jahresverbrauch liegt bei rund 90 Terrawattstunden, die Reserven würden also theoretisch beinahe für ein ganzes Jahr ausreichen.
Allerdings: Nur rund sieben der aktuell 76 eingespeicherten Terrawattstunden stehen fix heimischen Kunden zur Verfügung bzw. sind von heimischen Anbietern für heimische Kunden gekauft worden. Die strategische Notfallreserve von 20 Terrawattstunden soll aber jedenfalls bis zum 1. November vorhanden sein. Die Differenz werde noch im Oktober an Österreich übergeben, so Gewessler im Ö1-Morgenjournal. Auch die Landesenergieversorger sowie die OMV speichern noch Gas ein – auch dieses Gas wird den heimischen Kunden zur Verfügung stehen.
"Großteil" für heimische Kunden
Manche Versorger speichern Gas aber auch im Ausland, etwa Deutschland oder Slowenien ein. Genauso ist allerdings auch umgekehrt der Fall.
Im Ö1-Morgenjournal am Dienstag erklärte Carola Milgramm von der Energieregulierungsbehörde E-Control, dass man tatsächlich noch nicht wisse, wie viel des eingespeicherten Gases letzten Endes Kunden in Österreich zur Verfügung stehen werde. Diese Daten würden aktuell noch erhoben werden. Von der strategischen Reserve (20 Terrawattstunden) abgesehen, sollte aber rund die Hälfte des restlichen Gases Österreich zur Verfügung stehen, ließ sich die Expertin dann doch auf eine Schätzung ein.
Haidach noch nicht am heimischen Netz
Die Expertin erklärt, dass Slowenien etwa überhaupt keine Gasspeicher habe, weswegen der Österreichnachbar bei uns einspeichere. Das sei aber "tatsächlich eine kleinere Menge". Der Gasspeicher in Haidach sei aktuell gar nicht ans österreichische Netz angeschlossen. Wann wird das geschehen fragte Ö1-Journalist Franz Renner seinen Gast. "Die Diskussion zu den Anbindungsleitungen laufen", so Milgram. Es werden noch eine gewisse Zeit dauern, konnte sie allerdings keinen konkreten Zeitpunkt nennen.
Der Winter scheint gesichert, Österreich kommt wohl auch trotz der Machtspielchen von Russlands Präsident Wladimir Putin in den kommenden Monaten gut über die Runden. Doch wie geht es im April weiter? Dann müsse man die Speicher wieder befüllen, so Milgram und das wohl europaweit. Ob die strategische Reserve von 20 Terrawattstunden unberührt bleibt? Diese Reserve werde für den Notfall aufbehalten, wagte Milgramm keine diesbezügliche Prognose.