Wirtschaft

Gas-Experte macht im ORF wahre Schreckens-Ansage

Wirtschaftsforscher Gabriel Felbermayr äußerte sich in der "Zeit im Bild 2" zu den Auswirkungen des Gasstreits mit Russland auf Österreich.

André Wilding
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Wirtschaftsforscher Gabriel Felbermayr in der ZIB2
Wirtschaftsforscher Gabriel Felbermayr in der ZIB2
Screenshot/ ORF

Russlands Präsident Wladimir Putin hat am Donnerstag mit Wirkung zum 1. April angeordnet, dass westliche Staaten Konten bei der Gazprombank eröffnen müssen, um weiter russisches Gas zu erhalten. Gas und Öl müsse in Rubel bezahlt werden, so der Kreml-Chef.

Andernfalls würden die Lieferungen für "unfreundliche" Länder eingestellt, sagte Putin gegenüber dem russischen Staatsfernsehen. "Wenn solche Zahlungen nicht geleistet werden, betrachten wir dies als Verzug der Käufer mit allen daraus resultierenden Konsequenzen", erklärte der Präsident.

"Niemand verkauft uns etwas umsonst"

Und weiter: "Niemand verkauft uns etwas umsonst, und wir werden auch keine Wohltätigkeit tun – das heißt, bestehende Verträge werden gestoppt." Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) zeigt sich angesichts der Rubel-Forderung von Putin zurückhaltend.

Österreich würde einmal auf eine schriftliche Ausführung warten und werde diese dann bewerten. Gleichzeitig betonte der Regierungschef bei einem Besuch in der deutschen Hauptstadt Berlin: Österreich sei "nicht in irgendeiner Weise bereit, die Sanktionen aufzuweichen."

Doch welche Auswirkungen könnte der Gasstreit mit Russland auf Österreich und die Wirtschaft haben? Gabriel Felbermayr, Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), war am Donnerstag in der "Zeit im Bild 2" zu Gast und stand zu diesem Thema ORF-Moderator Martin Thür Rede und Antwort.

Der Experte stellte in der ZIB2 dabei gleich zu Beginn an klar, dass sich "nicht wirklich etwas ändern" werde. "Das Gas wird weiter fließen, davon gehen alle aus", so Felbermayr. Aber: "Das Problem mit russischen Ankündigungen ist, dass man nicht weiß, was sie wert sind."

"Putin kann Gashahn jederzeit abdrehen"

 Und dann die Schreckens-Ansage: "Putin kann den Gashahn jederzeit abdrehen! Und Vorwende dazu könnte man eben finden, indem man im Zahlungsverkehr Hürden einbaut."

Der Experte geht aber dennoch davon aus, dass das Gas weiterfließt. Doch warum ist es dem Kreml-Chef eigentlich so wichtig, dass das Gas in Rubel und nicht etwa in Euro oder Dollar bezahlt wird, immerhin sei Geld noch immer Geld, so Thür. "Geld ist Geld", stimmte auch Felbermayr zu.

Aber: "Bisher war es auch schon so, dass der Kreml angeordnet hat, dass 80 Prozent der Deviseneinnahmen von Gazprom oder Rosneft in Rubel umzuwandeln sind, um den Wechselkurs des Rubel zu stützen. Jetzt werden es dann nicht mehr 80 Prozent sein, sondern 100 Prozent. Und das stützt den Rubel-Kurs noch weiter".

Der Rubel ist aber auch für die russische Volkswirtschaft und die russischen Anstrengungen im Krieg wichtig. "Es ist auch ein Weg, um die Kriegsmaschinerie am laufen zu halten." Vor dem Krieg sei er stabil gewesen, im Krieg dann abgestürzt, mittlerweile hätte er sich wieder ein wenig erholt.

"Sanktionen verpuffen langsam"

"Verpuffen die Sanktionen langsam?", wollte Thür von dem Wirtschaftsforscher wissen. "Was den Rubel-Kurs angeht, ist das so. Russland hat eine sehr fähige Zentralbankchefin. Sie weiß, was sie tut und hat den Rubel vor dem Absturz gerettet, indem alle Exporterlöse in Rubel umgewandelt werden müssen. Das haben wird im Westen so nicht gesehen."

Europa hätte aber noch andere wirtschaftliche Hebel zu Verfügung, um noch stärker Druck auf Russland auszuüben. "Ja, natürlich. Wir reden über das Gas, weil uns das selber sehr weh tun würde. Aber, wenn man bereit wäre ein Gas-Embargo zu verhängen, dann würde man es Russland unmöglich machen, den Rubel-Kurs weiter zu stützen. Das wäre aber mit einer Rezession in Österreich und auch in anderen EU-Staaten verbunden." Und das wäre sehr, sehr teuer.

Aber: "Wenn man diesen Schritt nicht gehen will, dann könnte man noch sehr viel mehr tun, um bei den Exporten nach Russland Beschränkungen einführen oder auch den Import von Metallen, Holz und vielleicht auch von Erdöl zu verhindern, das wäre deutlich günstiger."

"Nervosität auf Märkten führt zu Unruhe"

Doch ist es für Putin jetzt tatsächlich leichter geworden durch diese neue Regelung künftig den Gashahn zuzudrehen? "Ich glaube, da hat sich nichts geändert. Wir müssen damit rechnen, dass immer wieder aus dem Kreml Signale kommen. Denn Nervosität auf den Märkten führt zu Unruhe, man macht sich Sorgen und die Menschen glauben, sie können ihre Wohnung im Winter nicht mehr heizen", so Felbermayr.

Und diese Unsicherheit zu schüren, sei laut dem Experten sicher ein "Teil der Strategie des Kreml." Auf die Frage, wie stark man die Auswirkungen in den kommenden Monaten noch sehen werde, stellte Felbermayr klar: "Die sehen wir jetzt schon massiv mit den hohen Inflationsraten über das Jahr 2022 hinweg. Wir gehen davon aus, dass die Inflationsrate in den nächsten Monaten bei etwa sechs Prozent liegen wird, oder sogar noch mehr bei sieben Prozent."

Aber damit nicht genug: "Wenn es zu einem Gasimport-Stopp kommen sollte, dann würde die Inflationsrate wahrscheinlich kurzfristig zweistellig werden. Da merkt man, dass wir einen massiven Kaufkraftverlust erleiden würden." In normalen Zeiten müsste Österreich in etwa zehn Milliarden Euro netto für fossile Treibstoffe – Gas und Erdöl – ausgeben. Bei den aktuell hohen Preisen seien es aber eher 20 Milliarden Euro.

Das heißt im Klartext: "Wir müssten 2,5 Prozent mehr des Bruttoinlandsprodukt (BIP) für diese Energie-Importe ausgeben. Das ist Geld, das aus Österreich abfließt und das irgendwo in den Taschen der Bürgern, bei den Staatsbudgets und den Unternehmen fehlt", stellt der WIFO-Chef klar.

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