"Schwierige Personalsuche"
Gäste dürfen nur noch mit Bankomatkarte ins Freibad
Der Mitarbeitermangel wird immer drastischer: Ein Freibad lässt jetzt mangels Kassier nur noch Gäste mit einer Bankomat- oder Saisonkarte hinein.
Erst vor ein paar Tagen kündigte ein beliebter Traditionskonditor an, eine seiner Filialen an der Linzer Landstraße vorübergehend zuzusperren: "Schweren Herzens und nach reiflicher Überlegung haben wir uns entschieden, die Filiale vorerst zu schließen", sagte Geschäftsführer Leo Jindrak im "Heute"-Gespräch. Grund für die temporäre Stilllegung sei akuter Personalmangel.
Nicht nur Naschkatzen, auch sonnenhungrige Wasserratten spüren jetzt den dramatischen Mitarbeitermangel eindrucksvoll. Im Strandbad der 2.900-Einwohner-Gemeinde Lochen am See (Bez. Braunau) hat die Personalnot drastische Konsequenzen: Weil sich kein neuer Kassier findet, wurde eine Bezahlschranke installiert.
Gäste können nun die beliebte Freizeiteinrichtung nur mehr bargeldlos bzw. mit einer Bankomat-, einer Kredit- oder mit einer Saisonkarte betreten.
Weiterbetrieb gesichert
"Die Entscheidung, ein Zutrittssystem zu installieren, wurde aufgrund der schwierigen und erfolglosen Personalsuche gefällt", schreibt die Gemeinde in einem Facebook-Posting. "Somit kann zumindest der zukünftige längerfristige Weiterbetrieb des Strandbades gewährleistet werden."
„Natürlich ist ein System nie perfekt und müssen im Alltag oft Kompromiss-Lösungen gefunden werden.“
All jene, die ein bargeldloses Zahlungssystem nicht nutzen möchten, könnten hingegen im Gemeindeamt eine Saisonkarte erwerben. Diese sei bis 31. Mai noch mit 20 Prozent ermäßigt und könne bar bezahlt werden.
"Natürlich ist ein System nie perfekt und müssen im Alltag oft Kompromisslösungen gefunden werden", merkt die Kommune an. Man sei für konstruktive Verbesserungsvorschläge und Anregungen "sehr dankbar" und wünsche allen Badegästen einen "sonnigen, erholsamen" Sommer.
Reaktionen auf Facebook
Der Entschluss sorgt derzeit im Internet für teils heftige Kritik. Zahlreiche Menschen machen keinen Hehl aus ihrem Unverständnis und teilen ihre Meinung unter dem Post mit: "So schade, warum? Damit ihr Personal spart? Traurig", schreibt eine Frau. "Also des is ja echt furchtbar!! Wie sollen denn da Kinder rein kommen? Nur mehr mit Kreditkarte der Eltern???", zeigt sich ein anderer User verständnislos.
Weitere harsche Reaktionen: "Da komme ich nun sicher nicht mehr" und "Mich werdet ihr in diesem Strandbad nie wieder sehen".
Doch es gibt auch Gegenstimmen: "Anstatt ständig nur zu kritisieren, solltet ihr mal Lösungsvorschläge unterbreiten", fordert eine Person. "Auf die bin ich nämlich gespannt." Und weiter: "Anscheinend war die einzige Lösung, den Betrieb aufrechtzuerhalten, die Variante mit dem Drehkreuz. Und ja, die Variante wäre vielleicht sogar mit Bargeld möglich gewesen, aber zu welchem Preis? Höhere Anschaffungskosten! Die Kassen müssen täglich geleert und zur Bank gebracht werden – Personalkosten. Gefahr von Vandalismus."
"Eine sehr vernünftige, moderne Lösung und verständlich, da sich kein Kassenpersonal finden lässt", unterstützt auch ein anderer das neue Konzept.
Freibad sperrt später auf
Auch in einer anderen Innviertler Gemeinde hat der Personalmangel bereits spürbare Folgen: Am 12. Mai hätte das beliebte Freibad in Obernberg (Bez. Ried im Innkreis) seine Pforten geöffnet. Doch heuer ist alles anders: Die Besucher müssen sich noch gedulden.
Derzeit ist nicht einmal sicher, ob das Schwimmbad überhaupt in diesem Jahr aufsperren wird. Grund: Da der Badewaschl derzeit im Krankenstand ist, hält die beschauliche 1.700-Einwohner-Gemeinde seit Wochen nach einem neuen Ausschau. Laut Bürgermeister sei es "extrem schwer", einen neuen Bademeister zu finden.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Immer mehr Unternehmen und öffentliche Einrichtungen leiden unter akutem Personalmangel, was zu drastischen Maßnahmen führt
- Ein Freibad in einer kleinen Gemeinde in Österreich lässt nur noch Gäste mit Bankomatkarte hinein, da kein Kassierer gefunden werden kann
- Auch andere Betriebe, wie ein Traditionskonditor und ein Freibad in einer anderen Gemeinde, sind von der Personalnot betroffen und müssen vorübergehend schließen oder ihre Öffnungszeiten verschieben
- Die Maßnahmen sorgen für kontroverse Reaktionen in der Bevölkerung