Reinhard Nowak in "Extrawurst"
"Für mich sind alle Menschen gleich, außer Arschl*cher"
Hier wird die Leitkultur schnell zur Leidkultur: "Extrawurst" von Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob hält ab jetzt er Toleranz den Spiegel vor.
"Das ist eines der wenigen Stücke, bei denen ich schon beim Lesen laut lachen musste", schwärmt Reinhard Nowak von der Komödie "Extrawurst", die von jetzt bis zum 1. März im Wiener Theater Center Forum zu sehen ist und dann auf Tour geht. "Wir hatten schon eine Generalprobe mit 40 Zuschauen und eine Vorpremiere mit 160 Leuten," erzählt Nowak, "beide Male ist es super angekommen. Insofern bin ich jetzt schon viel entspannter. Es ist gut, wenn man weiß, dass alles so ankommt wie geplant und die Leute finden es lustig. Also nicht nur lustig, sondern auch zum Nachdenken…"
In "Extrawurst" beschließt die Mitgliederversammlung eines kleines Tennisclubs in einem kleinen Ort die Anschaffung eines neuen Grills. Weil es aber auch ein türkisches Mitglied gibt, entsteht eine Diskussion darüber, ob es für den muslimischen Tennisspieler einen eigenen Grill geben sollte, nachdem die übrigen Spieler nicht auf ihr Schweinefleisch verzichten wollen. Und so entsteht eine scheinheilige Diskussion darüber, wer wie und warum sonst noch integriert werden sollte. "Ist ein Türke erst integriert, wenn er in der Lederhose zum Gabalier mitschunkelt?", lacht Nowak, "oder geht das schon zu weit?"
„Ein Österreicher, der auswandert, verzichtet in Thailand auch nicht auf sein Schnitzel!“
Das ursprünglich kleine Gerede um denen einen kleinen Grill im Tennisclub wird auf der Bühne schnell zu einer Grundsatzdiskussion über Atheisten und Gläubige, Österreicher und Türken, "Gutmenschen" und rechte Ränder. Und neben etlichen Schenkelklopfern versucht das Stück unter Regie von Marcus Strahl auch so manche Absurdität rund um die Themen echte und geheuchelte Integration anzusprechen: "Soll man überhaupt 100%-ige Integration verlangen, ist eine Frage, die ich mir auch stelle", gesteht sich auch Reinhard Nowak ein, "muss man Menschen komplett verändern, wenn man nur mit ihnen zusammenlegen will. Oder soll man sie Menschen nicht so sein lassen, wie sie sind? Ein Österreicher, der auswandert, verzichtet in Thailand auch nicht auf sein Schnitzel."
„Ein Arschloch ist ein Arschloch, egal woher er herkommt…“
Geht es um das Thema der Integration anderer Menschen, dann sieht Nowak das Thema mehr als entspannt: "Meine Frau stammt ja auch aus der Türkei und wir haben oft über Dinge wie Religion diskutiert. Ich selber bin Atheist und wir haben unsere Tochter neutral aufgezogen." Die Herkunft oder die Religion eines Menschen, sagen sowieso viel zu wenig über eine Person aus: "Wir sind alle Menschen und ein Arschloch ist ein Arschloch, egal woher er herkommt. Für mich sind alle Menschen gleich, außer Arschlöcher", lacht Nowak.
Drei Wochen am Alsergrund und dann geht das Stück auf Provinz-Tour:
"Extrawurst" ist ein Fünfpersonenstück von Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob, das jetzt von der Neuen Bühne Wien neu produziert wird und in dem neben Nowak auch Anna Sophie Krenn, Alexander Hoffelner, Johannes Petautschnig und Anatol Rieger spielen. Bis zum 1. März wird die Komödie jetzt in der Wiener Porzellangasse gezeigt und geht danach auf Tour. Und wenn es nach den Vorpremieren geht, dass verfehlt "Extrawurst" auch nicht seine Wirkung: "Wir hören oft vom Publikum, dass einem das Lachen oft einem im Hals stecken bleibt. Und das finde ich gut so", ist Nowak zufrieden, "dann geht man nachher nicht leer aus der Vorstellung, sondern hat etwas zum Nachdenken."