Pilotprojekt in Startlöchern

Für mehr Kassenstellen – Pop-up-Praxen in Wien geplant

Demnächst starten in zwei Wiener Bezirken befristete Arztpraxen. Langfristig will man damit Ärzte zur Übernahme von Ordinationen motivieren.

Wien Heute
Für mehr Kassenstellen – Pop-up-Praxen in Wien geplant
Wiener Ärztekammer und ÖGK wollen mit Pop-up-Praxen unbesetzte Kassenstellen vorübergehend besetzen (Symbolbild).
Maria Diachenko / Westend61 / picturedesk.com

Fehlt eine Kassenpraxis, müssen andere Ordinationen die Patienten aufnehmen, was zu längeren Wartezeiten und kürzerer Behandlungszeit führt. Generell gebe es in Wien sechs oder sieben unbesetzte Stellen. In Niederösterreich sind es 40. 122 Wiener Kassenpraxen sind gerade in Gründung, informiert die Wiener Ärztekammer.

Doch es braucht mehr Kassenstellen, denn die Bevölkerung wächst. Außerdem will man Patienten aus den Spitalsambulanzen in den niedergelassenen Bereich bekommen. Um unbesetzte Kassenarztstellen kurzfristig besetzen zu können, starten die Wiener Ärztekammer und die ÖGK mit Pop-up-Arztpraxen ein Pilotprojekt.

Ziel: Offene Stellen langfristig besetzen

Die Ärztekammer stellt die Ordination zur Verfügung und Personal des Ärztefunkdienstes übernimmt die Patientenbetreuung. So sollen unbesetzte Kassenstellen kurzfristig besetzt werden. Das Ziel ist "die wohnortnahe und niederschwellige Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung zu erhalten und langfristig Ärztinnen und Ärzte zu gewinnen, die diese Stellen dauerhaft übernehmen", so Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart.

Die Pop-up-Praxen sind auf drei Jahre befristet. Es handelt sich um eine reguläre Kassenordination mit entsprechenden Wochenstunden, die von Krankmeldungen über Dokumentation bis hin zur Versorgung von chronischen Patientinnen und Patienten, alle üblichen kassenärztlichen Tätigkeiten übernimmt.

Praxen im 15. und 23. Bezirk geplant

Für das Konzept kommen sowohl allgemeinmedizinische als auch fachärztliche Kassenstellen wie beispielsweise Gynäkologie oder Kinder- und Jugendheilkunde in Frage, die trotz mehrmaliger Ausschreibung nicht vergeben werden konnten. Gestartet werden soll demnächst mit je einer Allgemeinmedizinpraxis im 15. und 23. Bezirk. Details dazu sind noch in Abklärung.

Pop-up-Konzept als "kurzfristige Lösung"

Naghme Kamaleyan-Schmied, Kurienobfrau der niedergelassenen Ärzte in der Wiener Ärztekammer, betont, dass es sich bei dem Pop-up-Konzept "um eine kurzfristige Versorgungslösung" handeln würde. Eine Neugründung dauere immerhin zwei Jahre. In Zukunft würden aber noch mehr Stellen unbesetzt bleiben, wenn keine Flexibilisierung des Kassenarztsystems, bessere Rahmenbedingungen und Honorarverträge umgesetzt werden würden.

"Mit diesem Pilotmodell versuchen wir gemeinsam derzeit nicht besetzte Arztstellen wieder in die Versorgung zu bringen. Fakt ist aber auch, dass wir mit den bestehenden Arztstellen in den nächsten Jahren nicht mehr das Auslangen finden. Daher werden wir in den kommenden Gesprächen zu den regionalen Strukturplänen auch zusätzliche Arztstellen, vorrangig in Primärversorgungszentren und ähnlichen Zusammenarbeitsformen, anregen", kündigt ÖGK-Obmann Andreas Huss an.

Ärztekammer Wien und ÖGK starten Pop-up-Arztpraxen

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    ÖGK-Obmann Andreas Huss
    ÖGK-Obmann Andreas Huss
    Helmut Graf

    Auf den Punkt gebracht

    • In Wien sollen demnächst in zwei Bezirken befristete Pop-up-Arztpraxen eröffnet werden, um kurzfristig unbesetzte Kassenarztstellen zu besetzen und Ärzte zur Übernahme von Ordinationen zu motivieren
    • Diese Praxen, die auf drei Jahre befristet sind, bieten dasselbe Angebot wie reguläre Kassenordinationen und sollen helfen, die Wartezeiten zu verkürzen und die Patientenversorgung zu verbessern
    red
    Akt.