Wien
Für Kinder: Musicalstar spielt in letztem Klima-Camp
Musicaldarsteller Gernot Kranner spielt für Kinder im Klima-Camp. Mit seinen Auftritten möchte er vor allem eines: Den Dialog fördern.
Rund 1.000 Auftritte absolvierte Gernot Kranner als "Professor Abronsius" im Kultmusical "Tanz der Vampire". Es folgten Engagements als Sänger und Schauspieler, aber auch als Regisseur an zahlreichen Theatern in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Dem Fernsehpublikum ist er durch Rollen in "Tatort" oder "Kommissar Rex" bekannt.
"Setze mich gegen dieses Dinosaurier-Projekt ein"
Fernab vom Blitzlichtgewitter hat Kranner jedoch nun eine weitere Berufung gefunden: Im Zeichen des Klimaschutzes steht er in Kindermusicals in den verbleibenden Wiener Klima-Camps auf der Bühne und verzaubert dort Groß und Klein. "Ich bin überzeugter Pazifist" begründet Kranner seine Auftritte vor Klima-Aktivisten im Gespräch mit "Heute". Er sei gegen das "Dinosaurier-Projekt", wie er selbst die von der Stadt geplante Stadtstraße sowie den Lobautunnel bezeichnet, und wolle sich mit all seiner künstlerischen Kraft dafür einsetzen. "Neue Straßen lösen keine Verkehrsprobleme, sondern bringen neue. Ich mache halt meinen kleinen Mund auf. Wenn das jeder tun würde, dann wären wir schon viele", so der Musicalstar.
Am Dienstag wurde auch das zweite Camp der Stadtstraßen-Gegner in der Hirschstettner Straße mit einem Großaufgebot der Polizei geräumt. Aktivisten leisteten Widerstand, die WEGA und eine Hundestaffel waren vor Ort. Die letzte verbliebene Bastion der Klimaschützer ist nun das Camp in der Anfanggasse. Dort startete Kranner schon im Dezember des Vorjahres mit seinen Auftritten und wird auch jetzt damit weitermachen.
Trotz Sturm und Schnee: Die Kinderaugen strahlten
Woche für Woche begeisterte der zweifache Familienvater das Publikum mit seinen Mitsing-Stücken wie "Pinocchio" oder "Der gestiefelte Kater". In der kalten Jahreszeit durchaus eine Herausforderung, wie der 59-jährige zugibt: "Es war ja nicht nur die Kälte. Teilweise hat es gestürmt und geschneit. Aber umso beeindruckter war ich von all dem, was diese Leute dort tun." Das Wetter tat allerdings auch sein übriges zur Stimmung, erinnert sich Kranner: "Die Leute haben dann ein Lagerfeuer gemacht und mitgeschunkelt. Das war wirklich schön. Einmal allerdings war es ganz furchtbar, da habe ich sie einfach auf die Bühne geholt, damit sie Schutz haben." Besonders in Erinnerung bleiben dem Sänger die strahlenden Kinderaugen: "Sie waren so begeistert, das war entzückend. Und es war etwas Positives in trüben Zeiten wie diesen."
"Kritiker wird es immer geben"
Mit seinen Darbietungen möchte Kranner sich aber nicht nur für den Umweltschutz einsetzen, sondern vor allem eines: Den Dialog fördern. "Es kamen immer wieder Leute vorbei, mit denen man ins Gespräch kam. Darum geht es mir - ich möchte gerne Kompromisse finden und mich mit anderen austauschen." Dass seine Auftritte auch Kritik hervorrufen, ist dem Musicaldarsteller klar. "Einmal hat mich jemand kritisiert, weil ich mit dem Auto gekommen bin. Das ging aber in dem Fall nicht anders, da ich eine Menge an Equipment mitnehmen musste. Aber Kritiker gibt es nun mal immer."
Von der Kritik lässt sich Gernot Kranner nicht unterkriegen. Seine Message: "Auch wenn die Welt gerade an anderen Enden brennt - wir dürfen nicht auf die Probleme vor unserer eigenen Haustür vergessen. Das Zubetonieren und Niederasphaltieren und Bäumeausreißen im Osten von Wien darf so nicht weitergehen. Wir machen uns selber kaputt und werden es erst zu spät bemerken. Darum singe ich für die Kinder unserer Zeit - damit auch sie eine Zukunft haben."
Ein Ende der Musical-Auftritte im Klima-Camp ist für Gernot Kranner übrigens noch lange nicht in Sicht. Am Sonntag, 10. April um 14 Uhr steht Pinocchio auf dem Programm, zu Ostern (17. April) wird "Robin Hood" gespielt. Mehr Infos finden Sie auf www.gernotkranner.com