Nun vor Gericht
Frau wollte mehr Likes: TikTok-Videos mit IS-Gesängen
Eine 21-Jährige konvertierte zum Islam. Um mehr Anerkennung zu erhalten, postete sie TikTok-Videos mit IS-Gesängen. Nun stand sie vor Gericht.
Weil sie mit Problemen innerhalb der Familie kämpfte, begann sich eine Burgenländerin (heute 21) im Jahr 2016 für den Islam zu interessieren. "Ich hatte keine leichte Vergangenheit, mit meinen Gefühlen ging es rauf und runter", erklärte die nun wegen terroristischer Propaganda Angeklagte vor Gericht.
Die 21-Jährige brach ihre Lehre kurz vor dem Abschluss ab, lebt nun von 530 Euro Arbeitslosengeld, berichtet die "BVZ". Sie konvertierte zum Islam und überlegte sogar, nach Syrien zu reisen und einen IS-Kämpfer zu heiraten. Doch die junge Frau blieb in Österreich und ehelichte stattdessen nach islamischen Recht einen Häftling aus der Justizanstalt Klagenfurt. Sie hatte den Mann zuvor nie gesehen, die "Trauung" wurde per Videokonferenz durchgeführt.
„Ich habe geschaut, welche Gesänge auf TikTok gerade viral gehen“
"Heuer am 7. Juli wurde er aus der Haft entlassen, zwei Wochen später wurde die Ehe aufgelöst", erklärte sie nun vor Gericht. Zur Anklage kam es, weil die junge Frau aus dem Bezirk Oberwart zwei TikTok-Videos mit IS-Gesängen hinterlegt hatte. Die 21-Jährige hatte die Aufnahmen am 7. und am 18. Dezember 2022 veröffentlicht – mit Musik, "die von der Terrororganisation Islamischer Staat verwendet wird, um ihre Taten zu glorifizieren", erklärte der Staatsanwalt.
Laut "BVZ" warf er der Angeklagten vor, damit Propaganda für die Terror-Organisation Islamischer Staat (IS) betrieben zu haben. Vor Gericht meinte die 21-Jährige, sie habe nicht verstanden, worum es in den arabischen Texten ging. "Ich habe geschaut, welche Gesänge auf TikTok gerade viral gehen", berichtete die Burgenländerin und erhielt Rückendeckung von ihrem Anwalt: "Sie ging davon aus, dass es mit diesen Melodien mehr Likes gibt."
Freispruch im Zweifel
Das deutsche Bundeskriminalamt entdeckte schließlich die Videos und informierte die österreichischen Behörden. Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung führte daraufhin bei der jungen Frau eine Hausdurchsuchung durch, bei der Islam-Literatur und ein Koran in deutscher Sprache entdeckt wurden.
Vor Gericht zeigte sich die 21-Jährige geläutert: Sie habe "den Mittelpunkt im Glauben gesucht", es mit ihrer Begeisterung für den Islam aber übertrieben. Da der Angeklagten nicht nachweisbar war, dass sie wissentlich den IS propagieren wollte, entschied der Jugendschöffensenat schließlich auf Freispruch. Die Burgenländerin möchte sich nun eine Arbeitsstelle suchen und eine Lehre abschließen.