Altersarmut steigt an

Frau verzagt: "Essen oder Heizen – beides geht nicht"

Anna K. aus NÖ ist von der Altersarmut betroffen. Nach Abzug der Fixkosten bleibt ihr kein Geld mehr. Sie muss sich entscheiden: "Essen oder Heizen."

Tanja Horaczek
Frau verzagt: "Essen oder Heizen – beides geht nicht"
Von der Altersarmut sind vor allem Frauen betroffen.
Getty Images

Altersarmut nimmt laut Experten drastisch zu. Vor allem ist sie bei Frauen deutlich höher als bei Männern. Anna K. (57, Name geändert) aus NÖ steht regelmäßig vor der Entscheidung: "Essen oder Heizen".

Fixkosten kaum mehr leistbar

Die 57-Jährige lebt in einer kleinen Wohnung im südlichen Niederösterreich. Als ihr Mann sie vor zehn Jahren von einem auf den anderen Tag verließ, stand sie mit drei Kindern alleine da. Krankheitsbedingt kann sie nicht mehr arbeiten und lebt von Sozialhilfe. "Die Situation ist so schwierig geworden, dass ich nicht mehr weiter weiß", sagt sie.

Die steigenden Fixkosten sind kaum mehr leistbar für sie. „Als der Gaspreis in die Höhen schnellte, musste ich mich zwischen Essen oder Heizen entscheiden. Beides geht nicht“, ist Anna K. verzweifelt. Als die Nachzahlung für Strom im Haus flatterte, holte sie sich Hilfe bei der Sozialberatung der Caritas.

Es wenden sich vermehrt Menschen im Alter an uns, oder Menschen, die jünger als 60 Jahre und krankheitsbedingt bereits in Rente sind
Ulrike Oforha
Leitung Caritas Sozialberatung NÖ Nord & Süd

"Die Sozialberatung der Caritas hat mir schon öfter geholfen. Die Beraterinnen sind wirkliche Engel. Sie haben die Stromnachzahlung für mich übernommen und auch als mein Kühlschrank kaputt wurde, haben sie mich unterstützt", erzählt Frau K.

An die Caritas Sozialberatungsstellen wenden sich an Menschen, die kein Geld mehr haben, um zu heizen oder Essen zu kaufen. „Es wenden sich vermehrt Menschen im Pensionsalter an uns, oder Menschen, die jünger als 60 Jahre und krankheitsbedingt bereits in Rente sind“, teilt Ulrike Oforha, Leiterin der Sozialberatung NÖ Süd & Nord, mit. Denn: Die Einkommen steigen leider nicht im gleichen Verhältnis wie die Ausgaben. Häufig ist es oft nicht mehr mit einer einmaligen Unterstützung getan. 

Atersarmut ist "weiblich"

Altersarmut ist in Österreich vielfach „weiblich“: Altersarmut ist bei Frauen deutlich höher als bei Männern: 17,5 % (EU-SILC 2022) der Frauen über 65 sind betroffen, während es bei Männern derselben Altersgruppe nur 11,5 % sind. Frauen, die aufgrund von geringen Löhnen, Unterbrechungen durch Kindererziehung oder Pflegeverantwortung im Erwerbsleben benachteiligt waren, haben im Alter nicht nur eine geringere Rente, sondern häufig auch keine Ersparnisse. Oft sind Frauen in Altersarmut gezwungen, zwischen der Deckung grundlegender Bedürfnisse wie Nahrung, Wohnen und Gesundheitsversorgung zu jonglieren. Des Weiteren wirkt sich Altersarmut auch auf die Wohnsituation aus.

"Oft wenden sie sich für Sonderausgaben wie Heizmaterial an uns, die sie nicht leisten können. Auch unerwartete Reparaturen, Neuanschaffungen wie Elektrogeräte, Brillen oder Zahnprothesen gehen sich mit dem Einkommen nicht aus. Die Sonderzahlungen werden überwiegend für die monatlichen Fixkosten verwendet und können nicht gespart werden", so Oforha.

Kaum "Fördertöpfe" für ältere Menschen

"Die Menschen, die wir beraten, können ihr Einkommen auch nicht verbessern, da sie aufgrund ihres Alters oder ihrer Krankheit nichts dazuverdienen können. Außerdem gibt es kaum ‚Fördertöpfe‘ für ältere Menschen“, betont die Beraterin.

Ein weiteres Problem ist laut ihr, dass die Klienten häufig in alten, ungedämmten Häusern oder Wohnungen, in denen die Energiekosten sehr hoch sind, leben. "Manchmal sind das auch alte Eigentumshäuser, die aber enorm hohe Fixkosten haben, da sie in die Jahre gekommen sind.“ sind", teilt sie mit.

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